Duisburg. Viele Gebäude auf dem Duisburger Uni-Campus müssen saniert werden. So sehen die Pläne des neuen UDE-Kanzlers Jens Andreas Meinen aus.
Seit dem vergangenen Sommer ist Jens Andreas Meinen Kanzler der Universität Duisburg-Essen (UDE). Als Verwaltungschef der UDE ist er zuständig für die Gebäude. Im Interview spricht er über die umfangreichen Sanierungen und Neubauten, die am Campus Duisburg anstehen und die Pläne für die Entwicklung der Hochschule auf der ehemaligen Bahnflächen nördlich der Wedauer Brücke.
Haben Sie sich schon eingelebt?
Jens Andreas Meinen: Eine so große Universität mit über 5000 Mitarbeitern und 500 Professuren muss ich erstmal kennenlernen. Aber es ist super spannend, vielfältig und interessant, deshalb mache ich das so gern. Viele Themen sind nicht neu, ich bin schon 15 Jahre für verschiedene Hochschulen tätig.
Und das Ruhrgebiet?
Das ist für mich neu, aber ich habe mich bewusst dafür entschieden. Ich lebe jetzt mit meiner Lebensgefährtin in Essen. Ich hätte in Münster gut bleiben können, aber ich wollte gern nochmal etwas anderes machen. Zuvor war ich in Bremen – da gibt es viele Parallelen. Die Stadt wird ebenso unterschätzt wie das Ruhrgebiet. Die Bandbreite, die es hier gibt, erzeugt viel Dynamik.
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Wie wollen Sie den Sanierungsstau abarbeiten?
Ich hätte mir zu Beginn meiner Amtszeit ein einfacheres Projekt vorstellen können. Auch die FH Münster, wo ich zuletzt war, stammte aus den 70er Jahren und musste komplett saniert werden. Den Hochschulstandort-Entwicklungsplan schreiben wir jetzt aus, dann werden wir eine Gesamtentwicklung für die nächsten 15 Jahre skizzieren für die Entwicklung der UDE und ihre Forschungsschwerpunkte. Die Studierenden bleiben heute länger auf dem Campus. Daraus ergeben sich andere Anforderungen. Attraktive Gebäude sind nicht das Markenzeichen der Uni.
Welches sind die nächsten Schritte?
Im Senat habe ich zuletzt über die Bauplanungen berichtet. Bauen interessiert ja immer alle. Im Moment bewegt sich noch vieles auf der strategischen Ebene. Mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) haben wir nun eine Einigung erzielt darüber, wie es weitergehen kann mit den Sanierungsschritten in Duisburg. Die nächste Frage ist, wie geht es weiter mit dem Maschinenbau und auf der längeren Zeitachse, wie es weitergeht an der Bismarckstraße. Da sind noch einige Gebäudeteile, die zu sanieren sind. Das sind zum Teil schwierige Gebäude wie die ehemalige Ingenieurschule.
Wollen Sie sanieren oder lieber neu bauen?
Bei hochinstallierten Gebäuden, wie dem LE-Gebäude und jetzt auch den Keksdosen, ist eine Sanierung immer ein Problem. Da kommt man immer an Kosten, die bei 90 Prozent der Neubaukosten liegen. Dann ist eigentlich klar, was zu tun ist. Es hat sehr lange gedauert, bis die Erkenntnis gereift ist, dass der M-Komplex nicht zu sanieren ist. Das hätte man zwei Jahre eher haben können, dann wären wir jetzt schon weiter. Dann geht’s auch immer um die Finanzierung. Das Hochschulbau-Konsolidierungsprogramm wurde bewusst zur Konsolidierung aufgesetzt, das heißt zur Sanierung. Es ist ja vernünftig, nicht immer neu zu bauen. Aber manchmal macht Sanierung eben keinen Sinn.
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Und die Uni-Bibliothek?
Sie ist unser nächstes Sorgenkind. Das Gebäude mit seinen vielen Halbebenen kann man eigentlich auch nicht sanieren. Damals hat man sich um Barrierefreiheit keine Gedanken gemacht. Jetzt überlegen wir, ob die Bibliothek später in die M-Gebäude gehen kann.
Ihr Partner ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes. Wie geht es damit weiter?
Mit dem BLB sind wir über die künftige Zusammenarbeit in einem kritischen Dialog. Für die Uni ist es eine Option, auch selber als Bauherr aufzutreten. Aber ich greife auch gern auf den BLB zurück. Es wird ein Mischkonzept. Wir werden Dinge selber machen, wie in Essen den Forschungsbau Turmfeld, den wir ausschreiben, andere mit dem BLB. Gerade bei den problematischen Bestandsimmobilien will ich den BLB jetzt auch nicht vom Haken lassen. Nachdem 20 Jahre lange nichts passiert ist, werden wir das nicht übernehmen. Wir müssten dann auch eine eigene Bauabteilung und eine juristische Abteilung aufbauen.
Welche Chancen bieten sich für die UDE in Wedau?
Die große Frage ist, was die Uni dort macht. Wir werden das Ende Januar im Rektorat, danach mit der Stadt nochmal besprechen. Ein Planungsbüro ist bereits beauftragt. Ideen für einige kleinere Sachen haben wir bereits. Aber Sinn macht es eigentlich nur, das Ganze größer zu denken. Nur eine Handvoll Mitarbeiter und zwei, drei kleine Institute dort zu platzieren, daraus wird kein Schuh. Da sollte man mittelfristig nachdenken über einen größeren, leistungsfähigen Hochschulcampus, etwa für die Ingenieurwissenschaften.
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Uni-Kanzler für zehn Jahre gewählt
Im April 2019 wurde Jens Andreas Meinen von der Hochschulwahlversammlung zum neuen Kanzler der Universität Duisburg-Essen für eine zehnjährige Amtszeit gewählt. Im Sommer trat der 51-Jährige die Nachfolge von Dr. Rainer Ambrozy an, der das Amt seit 2004 innehatte.
In seiner zehnjährigen Amtszeit ist der gebürtige Ostfriese Meinen als Verwaltungschef Mitglied des Rektorats und zuständig für den Haushalt, die Liegenschaften, das Personaladministration, die Studierendenservices, die Hochschulentwicklungsplanung sowie für Rechtsfragen.
Der Diplom-Verwaltungswirt und Diplom-Kaufmann wechselte nach verschiedenen Aufgaben bei der Bezirksregierung Weser-Ems 2002 zur Uni Osnabrück, wo er bis 2009 das Finanzdezernat leitete. Als Kanzler arbeitete er danach für die Hochschule Bremen (bis 2013) und die Fachhochschule Münster.
Die Umsetzung großer Pläne braucht viel Geld?
Dass Stadt und Universität diese Entwicklung gemeinsam denken, ist gut. Die Stadt macht den Planungsprozess, da muss eine gute Anbindung an den Campus Neudorf vorhanden sein. Man sieht in Dortmund, dass es gut funktionieren kann. Ich hoffe, dass wir Partner aus der Wirtschaft finden, die da mitziehen. Als öffentliche Institution sind wir mit einer gewissen Trägheit ausgestattet. Auch die Landespolitik müssen wir motivieren, uns zu helfen. Die Gebäude müssen finanziert werden. Ich hoffe da auf die Ruhrkonferenz von Herrn Laschet. Es wird nur im Dreiklang von Uni, Stadt und Land funktionieren.
Unterschätzt die Stadt die Bedeutung der UDE?
Duisburg muss sich fragen, wie attraktiv es als Lebensort ist und wie es sich positioniert. Da gibt es wie auch in Essen Nachholbedarf, aber die Gespräche mit der Stadtspitze stimmen mich positiv. In einer Stadt wie Münster hat die Universität natürlich eine deutlich größere Relevanz. Hier gibt es viele andere wichtige Themen. Aber die Bedeutung der UDE wird für Essen und Duisburg noch zunehmen. Wenn wir interessant sein wollen, müssen wir erklären, warum es eine gute Idee für Studierende und Lehrende ist, hierher zu kommen und nach dem Studium auch hier zu bleiben.
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