Duisburg. Klimaaktivisten haben das Duisburger Audimax besetzt. Viele Vorlesungen können dort nicht stattfinden. Wie Studierende und die UDE reagieren.
Aktivisten des Klima-Bündnisses „End Fossil: Occupy“ haben am Montag das Audimax-Gebäude auf dem Duisburger Campus der Universität Duisburg-Essen (UDE) besetzt. Die Veranstaltungen im Gebäudekomplex LX können nicht in gewohnter Form stattfinden. Viele Studierende sind von Einschränkungen betroffen.
Über dem Haupteingang des Gebäudes hängt ein großes Plakat mit dem Logo des Bündnisses und der Aufschrift „Besetzt! Gegen fossile Energien! Für Klimagerechtigkeit!“. Davor sitzen Aktivisten, die kontrollieren, wer das Gebäude betritt. Im Foyer des LX-Gebäudes hängen weitere Banner, auf denen Forderungen wie „Energiegerechtigkeit schaffen, Klimaverbrechen stoppen, Lützerath verteidigen“ steht.
Klimaprotest: 50 Aktivisten übernachten im Duisburger Audimax
Im Gebäude und Audimax liegen verstreut Schlafsäcke, Matratzen, Decken und Rucksäcke. Rund 50 Aktivisten haben von Montag auf Dienstag dort übernachtet, berichten die Veranstalter: „Wenn wir das Gebäude verlassen, könnte es die Uni ja abschließen“, sagt Sprecher Janik Pohl. Manche haben ihre Hunde mitgebracht, weil sie wissen, dass sie länger nicht zu Hause sein werden. „Duschen und essen können wir bei Studierenden, die in der Gegend wohnen“, sagt Pohl.
„Die Aktion war nicht angemeldet, deshalb handelt es sich in der Tat um eine Besetzung“, bestätigt UDE-Sprecher Thomas Wittek auf Anfrage unserer Redaktion. Im kleinen und großen Hörsaal fänden 40 Vorlesungen und Seminare pro Woche statt. „Wir müssen jetzt umdisponieren und versuchen, andere Räume als Ersatz zu finden oder die Vorlesungen virtuell stattfinden zu lassen“, sagt Wittek.
Rechtlich gesehen handele es sich bei der Aktion um Hausfriedensbruch, da die Aktivisten widerrechtlich in das Uni-Gebäude eingedrungen seien. Bisher habe die UDE aber davon abgesehen, die Polizei einzuschalten: „Grundsätzlich haben wir große Sympathie für das Anliegen der Aktivistinnen und Aktivisten, dem Klimaschutz mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen“, meint Wittek. Die Hochschulleitung sei mit den Aktivisten in Kontakt. Ein Gespräch sei für Mittwochmorgen vereinbart.
Viele Studierende wegen Besetzung eingeschränkt und verärgert
„End Fossil: Occupy“ ist ein internationales Bündnis aus Klimaschutz-Organisationen. Es setzt sich für die Einhaltung der Klimaziele ein, vor allem für den schnellen Ausstieg aus fossilen Energien. An der Aktion auf dem Duisburger Campus beteiligt sind die Bündnisse „Fridays for Future“, „Students for Future“ und die anti-kapitalistische Jugendorganisation „Young Struggle“. „Außerdem haben sich uns viele Einzelpersonen angeschlossen“, sagt Aktionssprecher Janik Pohl.
Das Bündnis setzt sich neben dem Klimaschutz zwar auch für die Anliegen der Studierenden ein. Auf dem Duisburger Campus waren aber viele Studis am Dienstag von der Protestaktion verärgert, so zum Beispiel Soziologie-Studentin Natalia Krop: „Ich bin heute zwei Stunden mit der Bahn aus Herne zur Uni gefahren, nur damit meine Vorlesung jetzt ausfällt.“
Jeden Tag hätte sie Vorlesungen im Audimax gehabt. Die würden nun online stattfinden. „Das finde ich nicht gut, weil man zu Hause auch nicht viele Möglichkeiten hat, um Stoff nachzuholen“, sagt sie. Sie kenne viele Studierende, die sich über den Protest aufgeregt hätten. Außerdem bezweifelt sie, dass die Aktion wirksam ist: „Das bringt doch nichts und rettet unseren Planeten auch nicht.“
„End Fossil: Occupy“ wirft UDE vor, den Klimaschutz zu behindern
Dieselbe Meinung hat auch ihre Kommilitonin, die anonym bleiben möchte: „Ich stehe hinter den Klimazielen. Aber dass die Aktivisten uns deswegen die Lehre verwehren, finde ich respektlos.“ Ihre Professorin habe den Aktivisten eine Bühne gegeben, indem sie ihre Vorlesung an den Protest angepasst habe. „Auch das geht nicht“, sagt sie verärgert.
So sehen es auch die drei BWL-Studenten Jan, Edgard und Paul. „Meine Freundin schreibt nächste Woche eine Klausur und kann jetzt nicht zur letzten Vorlesung, die sie darauf vorbereitet hätte“, berichtet Paul. Jan sagt, mit der Aktion würden die Aktivisten keine gute Werbung für den Klimaschutz machen, „denn dadurch darf nicht die Lehre beeinflusst werden.“
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Das Bündnis „End Fossil: Occupy“ sieht das anders: „Wenn wir einfach nicht zur Uni gehen würden, würde ja nichts passieren, weil es keine Anwesenheitspflicht gibt. Nur mit einer solchen Aktion können wir etwas bewirken“, sagt Sprecherin Anna Meier. Viele Studierende hätten den Protest unterstützt.
Sie macht die Universität mit dafür verantwortlich, dass die Erderwärmung nicht ausreichend bekämpft werde: „Die Uni kooperiert mit Unternehmen wie RWE und Thyssenkrupp. Außerdem sind fossile Energien immer noch Teil des Lehrplans.“ Das Bündnis wolle „mit dem Status quo der Universität brechen.“
>> PROTESTAKTION AM CAMPUS DUISBURG: DAS IST GEPLANT
- Das Bündnis „End Fossil: Occupy“ plant in dieser Woche eigene Veranstaltungen im Audimax. So sprechen Aktivisten zu Themen rund um den Klimaschutz. Eine Vorlesung behandelte zum Beispiel das Thema, inwiefern der Kapitalismus den Klimawandel befeuert.
- Manche Professoren passen ihre Vorlesungen an die Themen der Aktivisten an, sodass sie trotzdem im Audimax stattfinden. „Dabei haben die Professoren freie Hand und müssen das nicht mit der Hochschulleitung absprechen“, sagt UDE-Sprecher Thomas Wittek.
- Ein genaues Enddatum der Aktion sei laut den Veranstaltern nicht festgelegt. Vermutlich werde die Aktion aber mindestens noch bis Ende der Woche gehen.