Duisburg. Die geplante Auflösung des Delta-Dorfes für ukrainische Geflüchtete ist gestoppt. So geht es weiter mit der Zeltstadt im Duisburger Norden.
Das sogenannte „Delta-Dorf“ an der Hamborner Straße wird nun doch nicht aufgelöst. Die Zeltstadt für ukrainische Geflüchtete wird höchstwahrscheinlich vom Land als Einrichtung der Erstaufnahme übernommen und vorläufig weiter betrieben. Das bestätigte Stadtdirektor Martin Murrack am Mittwoch in einem Gespräch mit dieser Zeitung.
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„Das Land sucht händeringend in ganz NRW nach Standorten für weitere Einrichtungen“, berichtet Murrack, „da ist es naheliegend, auf eine bereits bestehende Anlage wie unsere zurückzugreifen.“
Stadt will als Ersatz für das Delta-Dorf eine eigene Aufnahmestelle betreiben
Mit Vertretern der Bezirksregierung Arnsberg und dem zuständigen NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration gab es am Dienstag bereits einen Ortstermin. Derzeit werden die Verträge für die Übernahme und den Weiterbetrieb mindestens bis zum März vorbereitet. Als Ersatz für das Delta-Dorf werde die Stadt künftig eine eigene Aufnahmestelle betreiben, so Murrack weiter – ein Standort steht noch nicht fest.
Bereits im Mai hatte Murrack dem Land das Zeltdorf als Landesunterkunft angeboten, weil allein die Küche theoretisch 5000 Personen bekochen könnte. Damals hat er jedoch eine Absage erhalten, weil es keinen Bedarf gebe, wie es aus Düsseldorf hieß.
Platz für 1000 Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Ländern
Überstürzte Zeltdorf-Auflösung- Das sind die HintergründeDas Land will künftig die von der Duisburger Feuerwehr errichtete Zeltstadt mit einer Kapazität für rund 1000 Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Herkunftsländern als Erstaufnahme-Einrichtung für die Weiterverteilung in die Städte und Gemeinden in NRW betreiben. Damit liegt die Größe deutlich unter der bisherigen Maximalauslastung von rund 2400 Menschen.
Die Übergabe an das Land soll „sehr zeitnah, im Optimalfall zum 15. November“ erfolgen, so Murrack. „Das Land sucht händeringend nach Standorten. Wir brauchen das Zeltdorf eigentlich nicht mehr.“ Die Stadt hatte Anfang September damit begonnen, die Geflüchteten in anderen Unterkünften der Stadt und in Wohnungen unterzubringen.
Stadt stellt weiterhin Zelte und Container zur Verfügung
Deshalb löst die Stadt das Zeltdorf für Ukrainer aufDer Vertrag mit Sebastian Eimers, der mit seinem Team die Einrichtung im Auftrag der Stadt managt, läuft noch bis Ende November. Ob der Duisburger, der für seine bisherige Organisation der Einrichtung viel Lob von allen Seiten bekommen hat, weiter im Boot bleibt, ist noch nicht entschieden. Möglicherweise muss die Leistung zunächst ausgeschrieben werden, allerdings ist der Winterbetrieb einer solchen Einrichtung nicht trivial. Es wäre deshalb wenig überraschend, wenn sich auch das Land bemühen würde, auf die Erfahrung des etablierten Organisators zurückzugreifen.
Die Stadt werde nur Zelte, Sanitär-Container und weitere „Hardware“ zur Verfügung stellen, über Catering, Sicherheitsdienst und Reinigung werde noch verhandelt, so der Stadtdirektor. Ob die Stadttochter Octeo diesen Service anbieten kann, werde zurzeit geprüft.
Für den Betrieb des Zeltdorfes muss Duisburg weniger Menschen aufnehmen
Aus Duisburger Sicht sei das „eine schöne Entwicklung“, so Murrack. Die Stadt, sie hatte als eine der ersten in NRW mit dem Delta-Dorf eine zentrale Einrichtung dieser Größe aufgebaut, hatte zunächst mehr Geflüchtete aufgenommen, als eigentlich vorgesehen. Deshalb waren vorübergehend keine weiteren Menschen nach Duisburg zugewiesen worden. „Mittlerweile liegen wir leicht unterhalb unserer Quote. Weil andere Kommunen noch deutlich darunter liegen, gibt es derzeit noch keine weiteren Zuweisungen.“ Für die künftig 1000 Plätze im Delta-Dorf werden 500 auf die Duisburger Aufnahmequote angerechnet. Murrack: „Das ist auch eine finanzielle und personelle Entlastung für uns.“
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Dass der Andrang Geflüchteter – nicht nur aus der Ukraine – in jüngster Zeit zunimmt, war im Delta-Dorf dennoch spürbar. Zuletzt seien „täglich zehn bis 20 Menschen angekommen“, so Martin Murrack. Im November solle es nun einen klaren Schnitt geben. Alle, die in Duisburg bleiben, sollen aus dem Delta-Dorf in Einrichtungen und freie Wohnungen umziehen. „Noch reichen die Kapazitäten aus“, so der Stadtdirektor, „die Zusammenarbeit mit der Gebag, anderen Wohnungsgesellschaften und anderen beteiligten Behörden und Stadttöchtern läuft in Duisburg sehr reibungslos“.
BAUORDNUNG: LAND STELLT KÜNFTIG DIE GENEHMIGUNG SICHER
- Eine nach Ansicht der Duisburger Bauordnung unklare Erlasslage zur bauordnungsrechtlichen Genehmigung für die Zeltstadt hatte Anfang September zum überstürzten Beginn der Auflösung des Delta-Dorfes geführt.
- Nunmehr gebe es einen neuen Erlass des NRW-Bauministeriums, berichtet Stadtdirektor Martin Murrack. Im Falle weiterer Probleme bei der baurechtlichen Duldung der Einrichtungen übernehme nun die Bauordnungsbehörde beim Ministerium, um eine landesweit einheitliche Genehmigungslage im Land sicherzustellen.