Duisburg. In der Duisburger Altstadt wollten 2023/24 drei große Hotels eröffnen. Jetzt sind es nur noch zwei: Ein Investor hat einen Rückzieher gemacht.

Der Duisburger Hotelmarkt und insbesondere die Privathotellerie stehen unter Druck (zum ausführlichen Bericht). Zumal Investoren die nächsten großen Eröffnungen für 2023 (Twins Hotel) und 2024 (Premier Inn, wir berichteten) ankündigen. Beide Häuser liegen in der Altstadt. Ihre Pläne für einen Hotel-Neubau dort hat die Gorgeous Smiling Hotels GmbH dagegen verworfen.

Das Münchener Unternehmen, das Betreiber und Franchise-Nehmer ist, aber kein international agierender Konzern, wollte ein Arthotel ANA in der Altstadt errichten, am Kuhlenwall 62. Nun bestätigt eine Sprecherin auf Anfrage: „Das Hotel wird leider nicht realisiert.“

Pandemie verhindert Arthotel ANA: Aufhebungsvertrag mit Blankbau-Gruppe

Das wundert in der gegenwärtigen Lage auf dem Hotelmarkt nicht. Zumal das bis zur Planänderung vorgesehene Gelände direkt gegenüber vom künftigen Mercatorquartier liegt und somit nur wenige Meter entfernt von der Baustelle, auf der das „Premier Inn“ entsteht. Die Sprecherin macht für Gorgeous Smiling Hotels keine Angaben zu den Gründen für den Rückzieher, verweist nur auf den Eigentümer.

Dieser ist die Blankbau-Gruppe. Volker Flemming, geschäftsführender Gesellschafter des Duisburger Projektentwicklers, bestätigt einen einvernehmlichen Aufhebungsvertrag und auch, dass die Folgen der Pandemie maßgeblich waren.

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Blankbau vermietet auf der Fläche nun weiterhin 65 Parkplätze und sei nicht unter Zugzwang, so Flemming. Auch Wohnbebauung sei auf dem Grundstück (auf teilweise denkmalgeschütztem Untergrund) denkbar. Blankbau errichtet auf der komplizierten Baustelle im benachbarten Mercatorviertel die ersten 18 Wohneinheiten – das Nexus-Haus (wir berichteten).

Twins Hotel: jahrelange Sanierung des Verwaltungsgebäudes

Dem Premier Inn wird also vorerst kein neues Hotel in unmittelbarer Nachbarschaft Konkurrenz machen. Gleichwohl will nur 600 Meter Luftlinie vom Baufeld entfernt mit Marc Schäfer ein Duisburger Unternehmer das Twins Hotel eröffnen: zwischen Musfeldstraße und Plessingstraße an der Steinschen Gasse, neben dem Bürogebäude Hansator und gegenüber von der Brache, auf der die Stadt einen neuen Verwaltungsbau errichten möchte (wir berichteten). Das Twins werde voraussichtlich im ersten Halbjahr 2023 den Betrieb aufnehmen, sagt Schäfers Zwillingsbruder Daniel im Gespräch mit der Redaktion. „Das Objekt ist im Prinzip fertig.“

Das ehemalige Verwaltungsgebäude, in dem früher das Ordnungsamt untergebracht war, „haben wir vor 12, 13 Jahren schon erworben“, berichtet Daniel Schäfer. Der seinerzeit erste angekündigte Eröffnungstermin: Mitte 2012. Die aufwendige Sanierung – mit Umbau, Anbauten und „vielen Schwierigkeiten“, so Schäfer – zog sich über mehrere Jahre.

So sah das inzwischen sanierte Gebäude, das ab 2023 das „Twins Hotel“ beherbergen soll, noch im April 2018 aus. Links im Bild: das Hansator.
So sah das inzwischen sanierte Gebäude, das ab 2023 das „Twins Hotel“ beherbergen soll, noch im April 2018 aus. Links im Bild: das Hansator. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Das Ergebnis, so viel steht schon fest, schmückt nun aber das Viertel optisch: Das Gebäude, einst eine Schrottimmobilie, sieht von außen aus wie neu und bringt Hamburger Speicherstadt-Flair in die bislang eher ungastliche Gegend zwischen Altstadt und Rotlichtviertel. Als nächstes werde der Lobby-Bereich im Erdgeschoss hergerichtet, erklärt Daniel Schäfer. Das Hotel „im Vier-Sterne-Bereich“ werde 100 Zimmer auf sechs Etagen haben. Was Gäste zahlen müssen? „70 bis 120 Euro pro Nacht.“

Mehr möchte Schäfer zurzeit noch nicht verraten zu den Millioneninvestitionen und zum Hotel-Neubau. Die Unternehmer betreiben nach eigenen Angaben bislang das Hotel Ramor in Rahm, das 34 Zimmer hat und vor allem Gäste der Düsseldorfer Messen beherbergt.

Ende August 2022: Das ehemalige Verwaltungsgebäude ist kernsaniert und hat einen Anbau (rechts) erhalten.
Ende August 2022: Das ehemalige Verwaltungsgebäude ist kernsaniert und hat einen Anbau (rechts) erhalten. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

>> HOTELBESITZER KAUFTE AUCH DAS BENACHBARTE TAM

  • Marc Schäfer ist darüber hinaus über eine seiner Firmen der Besitzer des Theaters am Marientor (TaM), bestätigt sein Bruder Daniel die Berichterstattung dieser Zeitung: „Die Kombination von Hotel und Theater ist für uns eine wichtige Verbindung.“
  • Am 30. Oktober 2019 musste die TaM Betriebsgesellschaft mbH Insolvenzantrag einreichen, die Uraufführung des Musicals „Wallace“ scheiterte. Laut Handelsregister war seinerzeit die Duisburger Autark AG von Stefan Kühn einer von drei Gesellschaftern der Betriebsgesellschaft. Die anderen beiden: Coactora AG, Bautzen; MCL Immobilienverwaltungs- und Treuhand GmbH, Leipzig.
  • Insolvenzverwalter Nikolaos Antoniadis ließ damals einen Zaun ums Theater errichten, um Vandalismus zu verhindern. Im Juni 2020 zog das Corona-Test-Zentrum ein, das Gebäude wurde verkauft. Die Stadt sprach von einem „privaten Käufer“, der Name könne aus Datenschutzgründen nicht genannt werden.
  • Ende September 2021 schloss das Impfzentrum, und für den neuen Besitzer übernahm Wolfgang DeMarco das TaM als Direktor und Produzent.
  • Nach Konzerten und Veranstaltungen seit Anfang 2022 sollen ab dem 20. Oktober 35 Vorstellungen des neuen Musicals von Komponist Ralph Siegel über die Bühne gehen: „’n bisschen Frieden“ (wir berichteten).