Duisburg. Es ist ungewiss, ob das Musical „Wallace“ in Duisburg aufgeführt wird. Das Theater am Marientor ist pleite. Das könnte auch Gastspiele betreffen.
Die Weltpremiere war für den 14. November geplant, nun aber ist völlig unklar, ob das Musical „Wallace“ überhaupt im Theater am Marientor (TaM) auf die Bühne kommt: Die „TaM Betriebsgesellschaft mbH“ ist pleite und hat am Mittwoch einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Duisburg gestellt. Das teilte am Nachmittag Michael Mohr mit, der die Pressearbeit für das neue Musical über den schottischen Freiheitskämpfer William Wallace macht. Rolf Rausch, Sprecher des Duisburger Gerichtes, bestätigte, dass die Betreibergesellschaft die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt hat. Vom Ausmaß des finanziellen Desasters wird auch abhängen, ob Gastspiele bekannter Bands und Comedians im TaM abgesagt werden müssen.
„Wallace“: Nur „rund 2000“ Karten für 100 Shows verkauft
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Das Aus für die Aufführung des „Wallace“-Musicals in Duisburg bedeute der Insolvenzantrag noch nicht, sagte Michael Mohr am Mittwoch kämpferisch, nachdem er die Schreckensnachricht verbreitet hatte: „Proben und Theaterbetrieb laufen ganz normal weiter, und wir sind alle sehr optimistisch.“ Dennoch wisse niemand, ob und wann „Wallace“ aufgeführt werde: „Das steht in den Büchern.“
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Ursprüngliche sollten der Premiere 100 Shows folgen. Dafür konnten nach Auskunft von Mohr bislang aber nur „rund 2000“ Tickets verkauft werden. Das Team hoffe nichtsdestotrotz, „dass Wallace ins Rollen kommt, wenn die Leute unsere Show erstmal gesehen haben“. Mit Bekanntwerden des Insolvenzantrags wird der Vorverkauf für ein Musical ohne Show-Termine gleichwohl schwieriger als der vom historischen William Wallace angeführte Aufstand der Schotten gegen die Engländer im 13. Jahrhundert.
Der Krimi ums Theater
Die Finanznot des Theaters am Marientor erklärt „Wallace“-Sprecher Mohr mit einem regelrechten Krimi. Als Grund für „gescheiterte Gespräche mit Investoren“ gibt er den Imageschaden durch „permanente und haltlose Aussagen im Internet“ an. So war am 18. September über einen Nachrichtendienst die Meldung verbreitet worden, das Musical müsse abgesagt werden, laufende Proben würden umgehend eingestellt.
Mohr dementierte, dies sei die „Falschmeldung eines Erpressers“. Der Chef der Autark Entertainment Beteiligungsholding AG, Stefan Kühn, werde seit Jahren von einem Mann in den USA erpresst. Laut Handelsregister ist Kühns Duisburger Autark AG einer von drei Gesellschaftern der TaM Betriebsgesellschaft. (Die anderen beiden: Coactora AG, Bautzen; MCL Immobilienverwaltungs- und Treuhand GmbH, Leipzig).
Nach eigenen Angaben haben Autark und TaM die bei der auf Cyberkriminalität spezialisierten Staatsanwaltschaft Bamberg Strafanzeige gegen den mutmaßlichen Erpresser wegen Verleumdung, Nötigung und Erpressung gestellt. Die Bamberger Ermittler bestätigen dies.
„Über 60 festangestellte Mitarbeiter“ betroffen
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Das Amtsgericht Duisburg hat indes den Rechtsanwalt Nikolaos Antoniadis von der Düsseldorfer Kanzlei „Antoniadis & Ure“ zum Insolvenzverwalter der TaM Betriebsgesellschaft mbH bestellt. Er informierte am Mittwochnachmittag gemeinsam mit Geschäftsführer Jörg Platen die „Wallace-Darsteller“ und die anderen TaM-Angestellten – nach Angaben von Michael Mohr sind es insgesamt „über 60 festangestellte Mitarbeiter“.
Ihre Gehälter würden weiter gezahlt, versichert er. Die bereits verkauften Karten für das Musical „behalten erstmal ihre Gültigkeit“, sagt er. Und versucht, auch jene Fans zu beruhigen, die ihren Ärger unter den Facebook-Postings der Seite „Wallace – Das Musical“ äußern: „Sollte die Aufführung doch nicht gelingen, wird es eine Lösung für die Kunden geben.“
Insolvenzverwalter Antoniadis muss nun herausfinden, ob die Gläubiger eine Chance haben, Geld von der TaM Betriebsgesellschaft zurückzubekommen – ob das Insolvenzverfahren also überhaupt eröffnet wird. Andernfalls wäre „Wallace“ gestorben.
TaM: Gastspiele anderer Künstler wie geplant
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Auf der Seite www.theater-am-marientor.de/programm hatte das Theater bereits seit einigen Tagen eine reduzierte Anzahl von Vorführungen und ein neues Datum für die „Wallace“-Premiere genannt: „66 mal vom 18.12.2019 bis zum 1.3.2020“. Auch diese Terminangaben müsse das TaM nun aber aktualisieren, erklärte Mohr am Mittwoch. Während er sich um die Öffentlichkeitsarbeit für „Wallace“ kümmert, hat das Theater selbst keine Pressesprecherin mehr: Michaela Düngen verließ das TaM vor einigen Tagen „auf eigenen Wunsch“, wie sie mitteilte.
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Aber auch die Gastspiele anderer Künstler sollen laut Mohr vorerst wie geplant über die Bühne gehen, etwa der Auftritt von Dr. Eckart von Hirschhausen am 4. Dezember und das Höhner-Konzert am 15. Dezember. Den Auftritt von Kaya Yanar am 14. November hatte das TaM wegen der geplanten Wallace-Premiere abgesagt – weshalb der Comedian gegen Wallace, die „Schmalspurproduktion“ wetterte.