Duisburg. Der Sieger des Gründer-Wettbewerbs „Garage DU“ will Rohrbrüche in Duisburg künftig verhindern und Lecks in Rohren ausfindig machen.
Mit innovativen Ideen von Start-up-Unternehmen soll Duisburg widerstandsfähig gegenüber den Folgen des Klimawandels werden – das war das übergeordnete Ziel des Gründer-Wettbewerbs „Garage DU“. Der Sieger kommt aus Darmstadt und will mit seiner Technologie Lecks in Rohren identifizieren und Rohrbrüche in der Stadt verhindern.
40 Gründer haben sich auf den Wettbewerb von Duisburg Business & Innovation (DBI) beworben. Die Ideen und Produkte beziehen sich auf die Themen 5G-Netz, grüner Wasserstoff und Klimaresilienz. Zehn Ideen erreichten das Finale. Am Donnerstag bestimmte eine sechsköpfige Experten-Jury den Sieger bei einer Abschlussveranstaltung im Theater am Marientor.
OB Link: „Duisburg ist weniger ‚och‘ und mehr ‚ja‘“
„Duisburg ist weniger ‚och‘ und mehr ‚ja‘, hier passiert einiges“, eröffnete Oberbürgermeister Sören Link das Finale. Die Stadt sei lange für wenig Geld, hohe Schulden und geringen Handlungsspielraum bei der Wirtschaft bekannt gewesen. Dies habe sich in den vergangenen neun Jahren geändert: „Wir haben uns für Firmen von außen geöffnet und können jetzt selbst entscheiden, welche Projekte wir starten“, sagt der OB.
Duisburg sei zu einer Start-up-Stadt geworden: „Hier sind die Voraussetzungen zum Gründen besser als anderswo in Deutschland“, urteilt Link. Durch die vielen Hochschulen und Industrie-Unternehmen in der Umgebung hätten Gründer gute Kontakte zu Wissenschaft und Wirtschaft.
Joachim K. Bonn, Chef der Duisburger Sparkasse, sprach hingegen davon, dass es Gründer zurzeit besonders schwer hätten: „So einen brandgefährlichen Mix an Krisenfaktoren gab es noch nie.“ Von aktuellen Problemen wie der Corona-Pandemie, Inflation, Energiekrise, dem Krieg in der Ukraine und Klimawandel seien Jungunternehmer gleichzeitig betroffen.
Gründer haben es laut Sparkassen-Chef zurzeit besonders schwer
Bonn forderte die Gründer auf, nicht auf einen vermeintlich günstigen Zeitpunkt zu warten, um eine Idee zu verwirklichen: „Timing funktioniert nicht. 2007 brachte Apple das erste iPhone auf den Markt und gleichzeitig brach die große Finanzkrise aus.“ So stärkte er die Jungunternehmer: „Die Menschen, die jetzt so mutig sind und gründen, verdienen unseren größten Respekt.“
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Die zehn Final-Teilnehmer standen bei der Veranstaltung im Mittelpunkt. Sie sollten ihre Idee oder ihr Produkt vor der Jury und den 350 Gästen im Saal in fünf Minuten präsentieren. Anschließend bestimmte die Jury die Plätze eins bis drei. Der Sieger erhielt 15.000 Euro Preisgeld, der Zweit- und Drittplatzierte 7000 und 5000 Euro. Die Saalgäste entschieden per digitaler Abstimmung über den Sieger des Publikumspreises, der ebenfalls mit 5.000 Euro dotiert war.
Am Ende machte das Unternehmen PipePredict aus Darmstadt das Rennen. Gründer Christopher Dörner hatte seine Technologie als erster präsentiert und machte mit einer Zeit von 4 Minuten und 57 Sekunden direkt eine Punktlandung. Seine Idee: Durch Sensoren soll der Zustand von Rohren überprüft werden, um Leckagen schnell ausfindig zu machen und Rohrbrüche zu verhindern.
„Garage DU“-Sieger bereits in Gesprächen mit Duisburger Versorgern
„Rohrbrüche sind tückisch: Bisher kann keiner wissen, wann und wo einer stattfindet“, sagte Dörner. Die Gefahr, die er schilderte: Wenn ein Wasserrohr bricht, könnten ganze Straßen geflutet werden. Durch Leckagen in Fernwärmerohren könnten teils tausende Haushalte nicht mehr heizen. „Unsere Technologie kann den Druck in Rohren und die Flussrate überprüfen und so Leckagen identifizieren“, so Dörner.
Die Idee des Gründerteams sieht vor, dass Daten aus bereits bestehenden oder neu eingebauten Sensoren in Wasser- und Fernwärmerohren genutzt und mit künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. So könne die „Gesundheit der Rohre“ überprüft werden. Je geringer der Abstand der Sensoren, desto genauer die Analyse.
„Wir würden das gerne in Duisburg umsetzen, aber das hängt von den Betreibern und Versorgern ab“, sagt Dörner auf Nachfrage unserer Redaktion. Das Unternehmen befinde sich bereits in Gesprächen mit Betreibern wie der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV), E.ON und Evonik, um das Projekt umzusetzen.
Die Organisatoren freuen sich über das Ergebnis des Wettbewerbs: „Das ist ein starkes Signal aus unserer Stadt für Zukunftsgestaltung in Sachen Klimaschutz und Digitalisierung“, sagt DBI-Sprecher Marc Oliver Hänig. Er ist auch stolz darauf, dass viele lokale Personen und Betriebe die Abschlussveranstaltung unterstützt haben. So trat zum Beispiel der Duisburger Comedian Markus Krebs im Saal auf.
<< DIESE IDEEN RÄUMTEN EBENFALLS PREISE AB
- Das Start-up SONAH aus Aachen belegte den zweiten Platz. Das Unternehmen ist mit der Idee einer digitalen Plattform an den Start gegangen, die über Sensoren erfasste Daten auswertet und so zum Beispiel ermittelt, wo Parkplätze in der Innenstadt frei sind oder sich unautorisierter Sperrmüll ansammelt.
- Die Düsseldorfer Firma Pollution2Power wurde Dritter. Das Team hat eine Technologie entwickelt, durch die mittels Mikrowellentechnik Bioethanol aus industriellen CO2-Abgasen gewonnen wird.
- Der Publikumspreis ging an das Gründerteam Carbonauten aus Giengen an der Brenz in Baden-Württemberg. Sie haben CO2-negative Anlagen entwickelt, die CO2 aus der Atmosphäre an Materialien bindet und so Energie aus Biomasse gewinnt.