Duisburg. Immer weniger Frauen nehmen wegen gesundheitlicher Risiken die Antibabypille. Ein Frauenarzt erklärt, warum die Pille nicht nur schlecht ist.

Immer mehr Frauen entscheiden sich gegen die Antibabypille und für ein hormonfreies Verhütungsmittel. Laut einer Auswertung der Techniker Krankenkasse ließ sich 2020 ein Drittel (33 Prozent) der weiblichen 14- bis 19-jährigen Versicherten die Antibabypille verschreiben – 2015 waren es noch 44 Prozent gewesen.

Dr. Holger Bartnitzky von der Frauenarztpraxis an der Mercatorstraße in der Innenstadt kennt die Gründe: „Wer die Pille nimmt, der wird hormonell fremdgesteuert.“ Das hormonelle Verhütungsmittel unterdrückt den natürlichen Zyklus komplett, lässt keinen Eisprung mehr zu und sorgt lediglich für eine künstliche Blutung. Durch die Einnahme steigt zudem das Thromboserisiko.

Dass das nicht jede Frau möchte, kann auch der Duisburger Frauenarzt nachvollziehen. Doch sagt er auch: „Die Pille ist nicht für jede Frau grundsätzlich schlecht oder schädlich. Allein aus Trend-Gründen sollte man sich nicht dagegen entscheiden.“ So gebe es immer noch viele Patientinnen, die mit dem Mittel gut klar kommen und denen es sogar bei diversen Problemen helfe. Welche Verhütung am besten geeignet ist, müsse ausprobiert und individuell besprochen werden, so Bartnitzky.

Duisburger Frauenarzt: „Pille ist nicht gleich Pille“

Pille ist nicht mehr gleich Pille“, sagt er. Mittlerweile gebe es neben der Mikropille, die das Thrombose-Risiko erhöht, auch Varianten, die das natürliche Östrogen enthalten, das der Körper bereits kennt.

Das Thromboserisiko entstehe in erster Linie durch ein synthetisches Östrogen, das in der Natur nicht vorkommt. „Andere erhalten wiederum gar kein Östrogen mehr, sondern ein reines Gelbkörperhormon, wodurch die Östrogenproduktion weiter Aufgabe der Eierstöcke bleibt“, erklärt der Frauenarzt.

„Pille ist nicht mehr gleich Pille“, sagt Dr. Bartnitzky von der Frauenarztpraxis an der Mercatorstraße in Duisburg.
„Pille ist nicht mehr gleich Pille“, sagt Dr. Bartnitzky von der Frauenarztpraxis an der Mercatorstraße in Duisburg. © Dr. Holger Bartnitzky

Laut einer Studie der Krankenkasse AOK war im Jahr 2021 trotzdem fast jede zweite verordnete Pille eine, die zu einem erhöhten Thrombose- und Embolie-Risiko führt. Ausgewertet wurden die Daten von Frauen bis 22 Jahren.

Bartnitzky verweist auf wissenschaftliche Studien: Unter den Frauen, die nicht mit Antibabypille verhüten, erleiden in Deutschland jährlich etwa drei von 10.000 eine Thrombose. Unter denen, die das hormonelle Verhütungsmittel einnehmen, sind es je nach Produkt sechs bis zwölf Frauen. „Das ist schon eine deutliche Steigerung“, findet der Arzt. „Man muss dabei aber auch beachten, dass viele der Betroffenen zusätzlich Rauchen oder Übergewicht haben.“ Auch müsse man Risikofaktoren berücksichtigen, wie etwa Thrombose-Fälle in der Familie der Patientin.

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Eierstockkrebsrisiko und Endometriose: Wann die Pille hilfreich ist

„Andere langfristige und ernsthafte gesundheitlichen Nachteile der Pille haben sich seit den 60er-Jahren nicht bestätigen lassen“, bilanziert Facharzt Bartnitzky. Dafür gebe es eine ganze Menge Gründe für die Einnahme der Pille. Endometriose und starke Menstruationsbeschwerden seien mit dem Mittel gut zu behandeln, Zyklusunregelmäßigkeiten und Hormonstörungen ebenfalls. Außerdem sei das Eierstockkrebsrisiko deutlich gemindert.

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„Wer mit seinem natürlichen Zyklus gut klar kommt, für den bieten sich andere Verhütungsmittel wie zum Beispiel die Kupferkette an“, sagt Bartnitzky. Bei einer 16-Jährigen sei es jedoch oft schwer, eine Alternative zu finden, da man in eine jungfräuliche Gebärmutter nichts einsetzen könne. „Als Einsteigermethode ist die Pille somit oftmals eine gute und sichere Verhütungsmethode.“

Die Pille wird häufig zur Behandlung von Akne eingesetzt

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Besonders begehrt wurde die Pille unter Teenagern zudem einst, weil sie dazu führen kann, dass sich das Hautbild von Mädchen und Frauen mit Akne verbessert. Bartnitzky: „Wer sein Leben lang für Akne anfällig ist, bei dem kehrt das schlechte Hautbild natürlich zurück, sobald die Pille wieder abgesetzt wird. Die meisten Frauen haben aber nur im Teenageralter Akne.“

Wenn ein 16-jähriges Mädchen durch die Pille von Akne befreit werde und es das Mittel nach zehn Jahren wieder absetze, könne sich das Hautbild auch mit Ende 20 wieder verschlechtern, erläutert der Arzt. „Das pendelt sich jedoch nach einer Zeit wieder ein.“