Duisburg. Geburt im Stehen oder Hocken: In Duisburgs Geburtskliniken gibt es viele Methoden, um Babys sicher zur Welt zu bringen. Was Ärzte empfehlen.

So schön das Mamawerden auch ist – vor einer schweren und schmerzhaften Geburt graut es vielen jungen Frauen. Deshalb bieten Geburtskliniken in Duisburg mittlerweile verschiedene Methoden an, um das Gebären so leicht wie möglich zu machen. Dabei sind sich Ärzte und Hebammen einig: Die ideale Geburtsposition gibt es nicht. „Man muss während der Geburt ausprobieren, in welcher Position sich Mutter und Kind am wohlsten fühlen“, sagt Prof. Dr. Markus Schmidt, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Sana Kliniken.

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Dennoch gehe der Trend ganz klar in eine Richtung: „Die meisten Frauen wünschen sich eine möglichst selbstbestimmte und natürliche Geburt“, so Melanie Sturm, Oberärztin und stellvertretende Leitung im Kreißsaal des Bethesda Krankenhauses.

In diesem Jahr wurden hier bislang knapp 600 Säuglinge in den unterschiedlichsten Positionen zur Welt gebracht. Mal klappe es besser im Liegen, mal im Hocken oder Stehen. Auch Hilfsmittel können zum Einsatz kommen.

Duisburger Geburtskliniken setzen auf natürliche Schmerzmittel

Wer nicht weiß, dass er sich in einem Kreißsaal des Bethesda befindet, könnte sich durchaus fragen, ob es sich nun um ein Gymnastik- oder Wellnesszimmer handelt. Auf der linken Seite steht ein 1,40 Meter breites Bett mit einem riesigen Stillkissen, auf dem sich sowohl ein Betthocker für die Brückenposition als auch eine Stange zum Hochziehen befindet. Über der Badewanne auf der rechten Seite baumelt ein Seil mit Knoten. In der Mitte liegt eine Turnmatte auf dem Boden, gleich daneben ein gepolsterter Liegestuhl. Sturms persönliches Highlight: Ein alter, traditioneller Geburtsstuhl, auch er kommt heute noch gelegentlich zum Einsatz.

Ein alter Geburtsstuhl steht im Bethesda-Kreißsaal in Duisburg zum Einsatz bereit.
Ein alter Geburtsstuhl steht im Bethesda-Kreißsaal in Duisburg zum Einsatz bereit. © Michelle Kox

Neben der richtigen Position gelte es ebenfalls herauszufinden, welche Mittel zur Schmerzlinderung genutzt werden können. „Man nennt uns auch die Hexenküche aus Duisburg, weil wir da ein wenig alternativer sind“, witzelt die Oberärztin. Statt vorschneller PDA (Betäubung der Rückenmarksnerven) und typischen Schmerzmitteln kommen hier zum Beispiel Bachblüten, Schmerzöle und selbsthergestelltes Wehen-Gel zum Einsatz. Mandarinenduft-Verdampfer sollen für eine meditative Atmosphäre sorgen und die Badewannen werden nicht nur für Wassergeburten, sondern auch für Entspannungsbäder mit Rosenöl und Kondensmilch genutzt.

In der Badewanne dient für Wassergeburten aber auch für Entspannungsbäder vor der Geburt.
In der Badewanne dient für Wassergeburten aber auch für Entspannungsbäder vor der Geburt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Doch auch in den Duisburger Sana und Helios Kliniken werden homöopathische Mittel oder Lachgas den klassischen Schmerzmedikamenten bei einer Geburt vorgezogen. „Wir verweigern niemandem eine PDA, aber versuchen es immer erstmal ohne“, so Sana-Klinik-Chefarzt Schmidt. Die PDA sei sinnvoll, wenn das Kind völlig falschliege oder die Mutter überhaupt keine Kraft mehr habe. Zum falschen Einsatzpunkt könne die DPA zum Nachteil werden, da sie die Wehen und damit die Geburt bremst.

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Was hinter dem Geburtentrend „Hypnobirthing“ steckt

Ein weiterer Trend: das sogenannte „Hypnobirthing“. Dazu müssen werdende Mütter bereits Monate vor der Geburt einen Kurs belegen, in dem sie sich seelisch auf den Schmerz vorbereiten und lernen, sich selbst in Trance zu atmen.

In der Sana-Klinik bieten Hebammen diese Kurse selbst an. „Die Methode ist super, aber im Krankenhaus nicht so gut umsetzbar wie in einem Geburtshaus, weil zu viele Geräusche die Hypnose stören“, erklärt Sturm. „Aber auch ein Kreißsaal im Krankenhaus ist ein geschlossener Bereich, in dem Intimsphäre bewahrt wird“, erwidert Schmidt. Selbst im Perinatalzentrum, in dem ganz andere Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, könne Ruhe einkehren.

Prof. Dr. Markus Schmidt ist Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Sana Kliniken in Duisburg. Das Perinatalzentrum am Kalkweg ist spezialisiert auf Risiko-Schwangerschaften und Mehrlingsgeburten.
Prof. Dr. Markus Schmidt ist Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Sana Kliniken in Duisburg. Das Perinatalzentrum am Kalkweg ist spezialisiert auf Risiko-Schwangerschaften und Mehrlingsgeburten. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Der „Kaiserschnitt auf Wunsch“ kommt nur noch selten vor

Längst Geschichte sei der Trend einer möglichst „sauberen“ Geburt und damit der Wunsch nach Kaiserschnitten. „Wir machen keine Kaiserschnitte, die medizinisch nicht nötig sind“, betont die Bethesda-Oberärztin. Im vergangenen Jahr lag die Kaiserschnittquote hier bei rund 25 Prozent. In ganz Deutschland liegt sie bei etwas über 30 Prozent.

Durch Corona? „Babyboom“ in Duisburger Geburtskliniken„Die Quote ist in den letzten zwei Jahren zwar leicht gesunken, aber immer noch relativ hoch“, erklärt der Sana-Chefarzt. Gerade in der Sana-Klinik als Perinatalzentrum sei die Methode medizinisch teils unumgänglich. Nötig ist ein Kaiserschnitt zum Beispiel dann, wenn der Muttermund nicht aufgeht, das Baby eine Infektion hat oder von Anfang an falschliegt. Bei Drillingsgeburten werde ein Kaiserschnitt dringend empfohlen.

In der Helios St. Johannes Klinik ist in dem Fall die Kaisergeburt, eine sanftere Variante des Kaiserschnitts, sehr gefragt. Dabei soll die Geburt trotz OP-Atmosphäre möglichst bindungsintensiv erlebt werden. „Dazu wird der trennende Sichtschutz gesenkt, damit die Eltern und das Baby sofort den ersten Blickkontakt haben“, erklärt der Chefarzt der Frauenklinik, Dr. Alejandro Corral. Zudem werde das Kind langsam und vorsichtig mit dem Köpfchen zuerst bei gedimmtem Licht aus dem Bauchraum geholt und direkt auf die Brust der Mutter gelegt. Der Vater könne im Anschluss die Nabelschnur durchtrennen.