Duisburg. Vier Duisburger Praxen verfügen über Vollschutz für Untersucher. An sie können Patientinnen mit gynäkologischen Notfällen weiter geleitet werden
Der Mangel an Schutzmaterialien, allen voran FFP-Masken, trifft die niedergelassenen Allgemein- und Fachärzte hart. Thomas Gehl, Vorsitzender des Berufsverbandes des Frauenärzte im Bezirk Duisburg mit Praxis in Großenbaum, hat vier Corona-Schwerpunktpraxen organisiert, die die Versorgung von infizierten Frauen oder Frauen in Quarantäne übernehmen.
Rund 50 Gynäkologen gibt es in Duisburg, und die meisten von ihnen waren - wie fast das ganze Gesundheitssystem - auf die Ausnahmesituation Corona nicht vorbereitet. Schutzausrüstungen, die im Praxisalltag nicht benötigt werden, sind jetzt Mangelware. "Schon im Januar/Februar gab es einen Engpass, seit März sind die Regale meines Praxisausstatters leer", sagt Thomas Gehl, der durch die Sars-Pandemie, die 2002 ebenfalls durch ein Coronavirus ausgelöst wurde, vorsichtig geworden ist.
Corona-infizierte Schwangere mit Notfällen sollten nicht Kliniken aufsuchen
"Ich gehöre zu den ganz wenigen, die die Möglichkeit hatten, damals einzukaufen", sagt Gehl. Seither hat er Schutzmasken und Kittel gelagert. Die Visiere habe er jetzt neu anfertigen lassen. "Wir arbeiten seit fünf Wochen unter entsprechendem Schutz." Natürlich nur bei Corona-Patientinnen, "sonst läuft der Alltag weiter" - mit den entsprechenden Vorkehrungen wie Distanz halten.
Nachdem es in Essen den Fall einer Corona-verdächtigen Schwangeren gegeben habe, die lange nach einem Frauenarzt suchen musste, der bereit war, sie zu behandeln, hat Gehl die Initiative ergriffen. Auch vor dem Hintergrund, dass es keine Lösung sei, wenn erkrankte Patientinnen Kliniken aufsuchen. "Dadurch würden die Klinikmitarbeiter unnötig hochgradig gefährdet, und wir riskieren, dass durch dort erkrankte Mitarbeiter ganze Fachbereiche oder sogar ganze Kliniken geschlossen werden müssen."
Vier Stützpunktpraxen bieten kollegialen Beistand an
Den etwa 50 niedergelassenen Duisburger Gynäkologen wird jetzt kollegialer Beistand angeboten. Patientinnen mit gynäkologischen Notfällen können an eine der vier Corona-Stützpunktpraxen im Stadtgebiet weitergeleitet werden. In diesen vier Praxen ist bereits ein Vollschutz für Untersucher gewährleistet.
Ist eine Patientin zum Beispiel schwanger und blutet oder besteht der Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft, können sich Kolleginnen und Kollegen an die Stützpunktpraxen wenden. Die Patientin werde dann außerhalb der normalen Sprechstunde untersucht, so Gehl. Ihr behandelnder Frauenarzt erhalte telefonisch eine sofortige Rückmeldung. Dem Stützpunkt-Modell habe sich Rheinberg bereits angeschlossen, Krefeld stehe kurz davor, sagt Gehl. Er sieht die Corona-Situation nicht dramatisch, "aber es wird anhalten".