Duisburg-Rheinhausen. Da der Verein Free-Medical-Care nicht zum Hilfseinsatz nach Indien kann, spendet er die Masken. Gespräch mit Rheinhauser Gynäkologin Ayla Bayrak.

Eigentlich wäre Ayla Bayrak jetzt mitten in den Reisevorbereitungen. Kistenweise medizinische Schutzkleidung, Untersuchungsgeräte, Medikamente und vieles mehr hätte die Rheinhauser Gynäkologin gemeinsam mit ihrem Team eingepackt. Im Juni wären die Ehrenamtler der Hilfsorganisation „Free-Medical-Care e. V.“ wieder nach Ladakh im Himalaya geflogen. Hier haben die deutschen Mediziner alleine im vergangenen Jahr in ihrer zweiwöchigen Hilfsaktion mehr als 1000 Patienten behandelt. Aber Corona macht alles anders und so kann die Gruppe in diesem Sommer nicht zu ihrer Mission aufbrechen.Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen

„Ich bin schon traurig, dass es diesmal nichts wird“, sagt Ayla Bayrak. Die Ärztin, die in Moers wohnt und in Rheinhausen seit 2017 eine Praxis für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin hat, organisiert die Hilfsorganisation Free-Medical-Care gemeinsam mit der OP-Schwester Margarethe Gasiorowski. Anästhesisten, Zahnärzte, Internisten und Chirurgen gehören zum Team. Viele von ihnen opfern ihren Jahresurlaub, um im Sommer die Ärmsten der Armen in Indien medizinisch zu versorgen.

Hilfe wird auch hier benötigt

In diesem Jahr braucht man gar nicht so weit zu fliegen, um Menschen in Not zu helfen. Die Corona-Krise traf auch die Kollegen von Ayla Bayrak vor Ort in Duisburg. Sie hatten nämlich wie so viele andere plötzlich die nötige Schutzausrüstung nicht mehr, um ihre Patienten zu behandeln. Da die Organisation Free-Medical-Care reichlich Kittel, Mundschutz & Co. für die Reise eingelagert hatte, entschloss sie sich spontan, die Ausrüstung an die Duisburger Praxen zu spenden. „Wir hätten die Schutzkleidung doch nur eingelagert, da die geplante Hilfsaktion im Juni nicht stattfinden wird. Also helfen wir jetzt vor Ort.“

Verteilt wurde das so wichtige medizinische Schutzmaterial jetzt an die vier gynäkologischen Corona-Schwerpunktpraxen in der Stadt. Der Vorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzte im Bezirk Duisburg, Thomas Gehl, hatte das Projekt im April organisiert und vier Praxen im Stadtgebiet ernannt, die sich auch um Patientinnen kümmern können, die mit dem Virus infiziert sind.

Der Gynäkologe Thomas Gehl, Vorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte im Bezirk Duisburg, hat die Corona-Schwerpunktpraxen eingerichtet.
Der Gynäkologe Thomas Gehl, Vorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte im Bezirk Duisburg, hat die Corona-Schwerpunktpraxen eingerichtet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die Rheinhauser Praxis von Alya Bayrak gehört dazu. Das Angebot ist streng getrennt vom normalen Betrieb und findet bei Bedarf erst nach der Sprechstunde statt. „Bisher hatte ich selber noch keinen solchen Fall“, sagt die Gynäkologin. Ihr Kollege Thomas Gehl, so erzählt sie, hat schon vier Corona-Patientinnen behandelt.

Aber auch Ayla Bayrak ist vorbereitet. In voller Schutzmontur kann sie an Covid-19 erkrankte Patientinnen, die ihr von Kollegen weitergeleitet werden, als Frauenärztin medizinisch betreuen. Um das Risiko zu minimieren und ihr Personal zu schützen, würde sie die Behandlung, wenn möglich, alleine übernehmen.

Das gehört zu den leichteren Übungen für eine Ärztin, die Hilfseinsätze in Indien macht. „Ich bin geübt darin, unter besonderen Bedingungen zu arbeiten.“ Das Corona-Virus macht ihr keine Angst. „Aber ich nehme die Erkrankung sehr ernst und achte penibel auf Hygiene.“

Mehr Information zur medizinischen Hilfsorganisation gibt es im Internet unter www.free-medical-care.org. Die Helfer sind auf Spenden angewiesen.