Duisburg. Die Steag plant die Produktion von grünem Wasserstoff auf der ehemaligen Zeche Walsum. Diese Fragezeichen stehen noch hinter dem 650-Mio-Projekt.

Ziemlich genau 100 Jahre nach dem Start der Steinkohle-Förderung will die Steag auf der ehemaligen Zeche Walsum ab 2026 grünen Wasserstoff in großem Stil produzieren. Das Projekt HydrOxy stellte der Energiekonzern jetzt gemeinsam mit Vertretern des Netzbetreibers Amprion bei einem Mitgliedertreffen des Duisburger Wasserstoffvereins Hy.Region Rhein-Ruhr vor.

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Die Entscheidung über eine Investition in Höhe von rund 650 Millionen Euro in Duisburg soll Mitte des nächsten Jahres bei der Steag fallen, erklärten Phillip Brammen und Dr. Frederik Buß von der Projektleitung. Auf der 8,5 Hektar großen Fläche zwischen Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße und Zechenareal soll eine Elektrolyse-Anlage mit einer Gesamtleistung von bis zu 520 Megawatt (MW) entstehen. Sie ist modular aus Einzelkomponenten mit jeweils 20 MW Leistung aufgebaut.

Neue Größenordnung für Wasserstofferzeugung mit regenerativer Energie

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Das sei „die neue Größenordnung, die wir brauchen für grünen Wasserstoff“, erklären die Steag-Planer mit Blick auf Thyssenkrupp-Steel, dessen Anlagen in unmittelbarer Nachbarschaft des Walsumer Kraftwerks der Hauptabnehmer für den klimafreundlichen Brennstoff sein sollen. Am Walsumer Hafen plant der Stahlkonzern seine erste Direkt-Reduktionsanlage (DRI), sie soll 2025 in Betrieb gehen.

Bis zu 80.000 Tonnen soll der Elektrolyseur im Endausbau produzieren, das entspricht ungefähr dem Bedarf, den der Stahlkonzern ab 2026 prognostiziert. Gespräche mit weiteren potenziellen Abnehmern laufen. Dazu gehören etwa OQ Chemicals in Oberhausen, auch mit der Hafengesellschaft Duisport spricht die Steag über Abnahme und Transport.

Walsumer Wasserstoff soll über zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid vermeiden

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Die Entstehung von rund 2,24 Millionen Tonnen CO2 werden nach Angaben der Steag dadurch vermieden, dass der grüne Wasserstoff fossile Brennstoffe wie Kohle und Gas ersetzt. Ein zusätzliches Geschäft versprechen die Vermarktung von Sauerstoff (80.000 kg/h) und Abwärme (125 MW) als Fern- und Prozesswärme.

Für die Realisierung von HydrOxy gebe es aber „noch viele Unklarheiten an vielen Stellen“, sagt Steag-Projektleiter Brammen. Selbst ein erfolgreicher Förderantrag über 160 Millionen Euro aus dem EU-Innovationsfonds könne die Lücke zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis nicht schließen, erläutert Brammen. „Der Wasserstoff-Preis ist überragend abhängig vom Strompreis.“ Auch auf der regulatorischen Seite müsse sich die Politik in Brüssel und Berlin schnell auf weitere Entlastungen verständigen, um der Produktion von grünem Wasserstoff in industriellem Maßstab den Weg zu eben. Phillip Brammen: „Die EEG-Umlage hat für die Elektrolyse weiter Bestand.“

Grüner Windstrom kommt von der Nordseeküste

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Betreiben will die Steag die Walsumer Elektrolyse mit grünem Windstrom von der Nordseeküste. Zur Optimierung, Verstärkung und den Ausbau der Leitungen plant der Netzbetreiber Amprion in den nächsten zehn Jahren bundesweit Investitionen in Höhe von 24,3 Milliarden Euro, erklärte Vorhabenleiter Thomas Finke. „Schwerpunkt ist NRW mit 528 Projekten für 7,6 Mrd. Euro.“ So soll sichergestellt werden, dass Stromüberschüsse genutzt, Defizite im Netz ausgeglichen werden können.

Die beiden zentralen Projekte für Duisburg: Im Bereich Walsum-Beeck ist die Erweiterung von zwei Umspann-Anlagen, die Aufrüstung der bestehenden Freileitung um eine neue 380-kv-Leitung, um den Elektrolyseur anzubinden und die Versorgung von TKS zu sichern. Außerdem sieht der Netzentwicklungsplan eine Stärkung der Trasse Niederrhein-Walsum vor, um den Stromtransport aus Richtung Norden zu sichern. Nach Genehmigungs- und Planfeststellungsverfahren kalkuliert Amprion zwei Jahre Bauzeit und die Fertigstellung für 2026.

>> WASSERSTOFF-VEREIN VERNETZT AKTEURE IN STADT UND REGION

  • Der im vergangenen Jahr gegründete Duisburger Wasserstoff-Verein Hy.Region Rhein.Ruhr hat die Vernetzung jener Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in Stadt und Region zum Ziel, für die Wasserstoff eine hohe Bedeutung hat.
  • Die Zahl der Mitglieder ist mittlerweile auf 20 angestiegen, darunter die Stahlunternehmen Thyssenkrupp und HKM, Energie-Unternehmen wie RWE und Steag, Leitungsbetreiber wie Thyssengas und Anlagenbauer Mitsubishi Power sowie Forschungseinrichtungen für Brennstoffzellen (ZBT), Schiffstechnik (DST) und Nanotechnologie (Cenide) von der Uni Duisburg-Essen.
  • Der Vorsitzende des Vereins ist Thomas Patermann (WBD), seine Stellvertreterin Dr. Marie Jaroni (TKS). Die Geschäftsstelle des Vereins ist angesiedelt bei der Wirtschaftsförderung DBI, Ansprechpartner sind dort Börje Wichert (0203 3639265) und Jan Tiemann (0203 3639364). Info zum Verein unter: www.hy-region-rhein-ruhr.de