Duisburg. Am Klimaschutz und der Digitalisierung soll sich die Duisburger Wirtschaftsentwicklung ausrichten. Wo das in der Stadt neue Jobs bringen soll.

Für die Entwicklung der Duisburger Wirtschaft setzt die Stadt auf Klimaschutz und Digitalisierung. „Das sind die Megathemen für die nächsten Jahre“, so Wirtschaftsdezernent Andree Haack und DBI-Geschäftsführer Rasmus C. Beck. Sie setzen dabei auf die Kooperation von Stadt, Universität Duisburg-Essen (UDE) und Unternehmen. Als finanzielle Basis für gemeinsame Projekte steht Geld aus dem 5-Standorte-Programm bereit. Fixiert sind die Wege zu den Zielen für die künftige Entwicklung im Wirtschaftskompass, den der Stadtrat nun verabschiedet hat.

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Ein neues Miteinander zwischen Stadt, Wissenschaft und Wirtschaft soll die Grundlage sein, um aus dem „guten Lauf“ der Stadt in diesem Jahrzehnt Kapital zu schlagen. Als Beleg nennt Andree Haack die Entwicklung von Wedau-Nord zum Technologiequartier. „Dass Stadt und Uni eine gemeinsame Gesellschaft gründen, um das Areal zu managen, wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Das macht Mut.“

Neue Gemeinsamkeit von Stadt, Universität und Wirtschaft in Duisburg

Gleiches gilt für das Technologie- und Innovationszentrum Wasserstoff (TIW), die mit über 100 Millionen Euro geförderte Forschungseinrichtung des Zentrums für Brennstoffzellentechnik (ZBT) der Uni entsteht in einer Halle der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann. Auch hier zogen die drei Akteure an einem Strang und versammelten NRW-weit rund 100 weitere aus Industrie und Forschung hinter dem Antrag des ZBT, der damit im bundesweiten Wettbewerb um die Fördermillionen erfolgreich war.

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Innovationszentrum des ZBT als Keimzelle für die Wasserstoff-Hauptstadt

„Um das TIW als Nukleus werden eine ganze Menge Jobs entstehen“, ist Haack sicher. Mit dem US-Konzern PlugPower, einem Spezialisten für Wasserstoff-basierte Infrastruktur, hat ein namhaftes Unternehmen bereits seine Ansiedlung im Hafen angekündigt (wir berichteten). Weitere werden folgen, ist der Wirtschaftsdezernent sicher. „Sie suchen die Nähe zu dem Standort, wo die Standards für die Wasserstoff-Technologie entwickelt werden.“ Ausdruck des Bemühens, ein Wasserstoff-Cluster in Duisburg aufzubauen, ist auch die Gründung von Hy.Region.Rhein.Ruhr – der Verein bündelt alle lokalen Akteure.

Keimzelle für das Wasserstoff-Cluster Duisburg: Joachim Jungbluth vom Zentrum für Brennstoffzellen Technik (ZBT) bei einem Treffen des Vereins „Hy.Region.Rhein.Ruhr“ in der HKM-Halle, wo das Innovationszentrum Wasserstoff (TIW) entsteht.
Keimzelle für das Wasserstoff-Cluster Duisburg: Joachim Jungbluth vom Zentrum für Brennstoffzellen Technik (ZBT) bei einem Treffen des Vereins „Hy.Region.Rhein.Ruhr“ in der HKM-Halle, wo das Innovationszentrum Wasserstoff (TIW) entsteht. © HKM | Tanja Pickartz

„Stahlgipfel“ mit der neuen Bundesregierung soll bald in Duisburg stattfinden

Den Standard für die Produktion von grünem Stahl will Thyssenkrupp Steel (TKS) setzen. Auch als Sitz des größten Stahlproduzenten sehen Dezernent und Wirtschaftsförderer Duisburg vorn im Wettbewerb um den Titel der deutschen „Wasserstoff-Hauptstadt“: „Viele trommeln, aber Duisburg hat mehr Substanz.“ Zwar sei die Stadt an der Transformation bei TKS nicht unmittelbar beteiligt, setze sich aber gemeinsam mit der IHK dafür ein, den verschobenen „Stahlgipfel“ nachzuholen, sobald sich die neue Bundesregierung formiert hat. Haack: „Ich bin sicher, dass er kommt.“

Auf den engen Zusammenhang zwischen Wasserstoff und Klimaschutz verweist Rasmus C. Beck. „Wasserstoff ist das Element, mit dem viele Bereiche klimaneutral werden können. Duisburg kann der größte klimaneutrale Stahlstandort und der größte klimaneutrale Logistik-Standort werden. Da haben wir unsere Stärken, deshalb soll es das neue Profil dieser Stadt im Wettbewerb der Kommunen werden.“

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Digitalisierung: Stärke der Ingenieure bei Uni und Fraunhofer nutzen

Parallel will der DBI-Geschäftsführer die Digitalisierung forcieren, auf dem Weg zum smarten Standort setzt er auf die Stärke der Ingenieure der Uni, im Fraunhofer-Institut und bei der Hafengesellschaft Duisport. Haack verweist auf den den „exklusiven Zugang zu Strukturfördermitteln aus dem 5-Standorte-Programm des Bundes. Eine dreistellige Millionensumme könnte damit in die Stadt fließen. Erste gemeinsame Projekte mit dem Hafen und Forschungsinstituten kündigt der Dezernent für das kommende Frühjahr an. „Förderanträge für die Etablierung wegweisender Technologien sind gestellt, wir warten auf die Zusagen.“

Mittelstand im Fokus der Entwicklung von Gewerbeflächen

Oberstes Ziel sei dabei immer die Schaffung neuer Arbeitsplätze, kleine und mittlere Unternehmen sollen dabei im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig werde aber auch die Logistik ein wichtiger Standortfaktor bleiben, betont Beck. „Duisburg ist auch wegen der Logistik ein attraktiver Standort. Wenn wir über die Stärken der Stadt sprechen, gehört sie dazu. Duisburg ist stark, weil es einen starken Hafen gibt.“

Auch bei Duisport herrsche es seit dem Amtsantritt von Markus Bangen als Duisport-Chef ein neues Miteinander. „Duisport ist in unseren Gremien vertreten, viele Projekte werden uns zusammenführen“, ist Beck sicher, „bei Existenzgründungen und Start-Ups haben wir viel gemeinsam vor“. Gemeinsam werde man den Fokus stärker auf eine Entwicklung nach innen richten, etwa beim Thema Smart-Logistics, als auf eine weitere Expansion im Stadtgebiet.

Mehr Tempo bei der Bearbeitung von Anfragen und Bauanfragen

Für eine Abstimmung bei der Flächenentwicklung werde die Neuordnung des kommunalen Flächenmanagements sorgen, die Planungsdezernent Martin Linne organisiert. Das Ziel: Neue Gewerbeflächen für den Mittelstand. „Wir brauchen nicht nur die großen Areale für Logistik und Industrie, sondern Areale für Hallen plus kleine Gewerbeeinheit“, sagt Rasmus C. Beck. „Da sind wir nicht gut aufgestellt. Anfragen und Bauanfragen müssen schnell bearbeitet werden.“

Große Versprechen und kühne Pläne – das kennen die Duisburger. „Ich habe das oft gehört“, sagt Rasmus C. Beck über seine ersten Monate als Wirtschaftsförderer. Holzhafen und Eurogate-Treppe hat er als mahnendes Beispiel in Sichtweite der DBI. „Prospektweltmeister“ zu werden, sei deshalb nicht sein Anspruch. „Wir wollen liefern und darüber sprechen, was wir in trockenen Tüchern haben. Nur so können wir das Duisburger Image ändern. Bisher läuft es sehr gut.“

>>NIEDRIGE KAUFKRAFT UND KRISELNDER HANDEL BLEIBEN SORGENKINDER

Die geringe Kaufkraft in Duisburg – nach Gelsenkirchen die niedrigste in NRW – sei eine Belastung für die Entwicklung der Stadt, sagt Andree Haack. Auch die Entwicklung hochpreisiger Wohnbauflächen sei deshalb wichtig für die Stadt, um zahlungskräftige Neubürger nach Duisburg zu holen. „Ob sie dann in der Innenstadt einkaufen, ist eine andere Frage. Aber auch 15 Prozent der Einkommensteuer landen im Stadtsäckel“, rechnet der Wirtschaftsdezernent.

Einen Schub verspricht er sich vom Projekt Sechs-Seen-Wedau, mit bis zu 3000 Wohneinheiten entsteht zwischen Wedau und Bissingheim in den nächsten Jahren ein neues Stadtquartier. Mittlerweile steht der Lärmschutzwall zur Bahntrasse, die ersten Straßen sind im Bau. Wirtschaftlich kündige sich ein Erfolg für die Stadt an. Haack: „Der Ertrag der ersten Vermarktungslose liegt über unseren Kalkulationen.“

Die Wirtschaftsförderung will ein effektives City-Management aufbauen. Seit Anfang November ist Christine Lingemann als Nachfolgerin von Dagmar Bungert für die DBI im Einsatz, sie war zuvor als Geschäftsführerin des Essener Design-Office tätig. An Bord bleibt auch der bisherige Altstadt-Quartiersmanager Francesco Mannarino. Ihr Bemühen wird den Leerständen von Ladenlokalen gelten. „Für den Anmietungsfonds gibt es noch keine große Nachfrage“, sagt Rasmus C. Beck. Er hoffe auf mehr Resonanz in den Stadtteilzentren – dort gebe es eine andere Eigentümerstruktur.

Nicht nur für die Immobilienwirtschaft hat die DBI das neue Internet-Portal DU-Update aufgebaut. Sie bündelt die Informationen über sämtliche Großprojekte in der Stadt. Rasmus C. Beck: „Das ist die Plattform, mit der wir über die nächsten 10 Jahre kommunizieren werden.“