Duisburg/Essen. Für ein Wasserstoff-Großprojekt in Duisburg-Walsum galt die Thyssenkrupp-Firma Nucera ursprünglich als gesetzt. Doch jetzt gibt es Fragezeichen.

Für den Bau einer neuen millionenschweren Wasserstoff-Anlage in Duisburg-Walsum galt die Thyssenkrupp-Tochter Uhde Chlorine Engineers (UCE), die in Nucera umbenannte worden ist, ursprünglich als gesetzt. Doch nun gibt es Fragezeichen hinter Nucera als möglicher Technologie-Lieferfirma. „Derzeit prüfen wir, ob wir überhaupt unsere Technologie für dieses Projekt anbieten können, da wir aufgrund unserer anlaufenden Großprojekte keine Zellfertigungs- und Lieferkapazitäten für einen Zeitraum x reservieren können“, teilte Nucera auf Anfrage unserer Redaktion mit. Mit der neuen Anlage will der Essener Energiekonzern Steag ab dem Jahr 2025 in großem Stil Wasserstoff an die Stahlsparte von Thyssenkrupp liefern.

Die Steag erklärte auf Anfrage, die ursprüngliche Planung habe vorgesehen, dass das Großprojekt gemeinsam mit Thyssenkrupp Steel und Uhde Chlorine Engineers entwickelt werde. Insofern sei die Thyssenkrupp-Konzerntochter – heute Nucera – „in dieser ursprünglichen Konstellation auch als Lieferant der Anlagentechnik gesetzt“ gewesen. „Nachdem seitens Thyssenkrupp zwischenzeitlich entschieden wurde, zwar Hauptabnehmer des Wasserstoffs aus Walsum zu bleiben, sich aber nicht selbst an der Projektentwicklung zu beteiligen, ist dieser Automatismus nicht mehr gegeben“, so die Steag. Das heiße allerdings nicht, dass Nucera „jetzt gänzlich aus dem Rennen wäre, sondern dass es hier einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Anlagenbauern geben wird, aus dem auch Nucera letztlich als Lieferant hervorgehen kann“.

Projektvolumen in Duisburg-Walsum laut Schätzungen bei rund 500 Millionen Euro

Bereits in drei Jahren will die Steag den Revierkonzern Thyssenkrupp Steel mit Wasserstoff für eine klimafreundliche Stahlherstellung versorgen. Nach Angaben beider Unternehmen gibt es nun eine Absichtserklärung zur Lieferbeziehung für das Projekt „Hydroxy Walsum“, zu dem der Bau einer Wasserelektrolyse-Anlage mit einer installierten Leistung von bis zu 520 Megawatt am Steag-Standort im Duisburger Stadtteil Walsum gehört. Eine Investitionsentscheidung soll spätestens im kommenden Jahr fallen.

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Wie die Steag auf ihrer Website erklärt, beträgt das Projektvolumen auf Basis aktueller Schätzungen voraussichtlich bis zu 500 Millionen Euro. Die Voraussetzung für eine Realisierung des Projekts dürfte allerdings staatliche Förderung in Millionenhöhe sein.

Großauftrag für Nucera aus Saudi-Arabien

Nucera sieht sich als einer der weltweit führenden Anbieter für Elektrolyseure zur Produktion von grünem Wasserstoff. „Wir erwarten, dass nachhaltig erzeugter Wasserstoff in den nächsten Jahren einen großen Wachstumsmarkt darstellen wird“, hatte Thyssenkrupp-Vorstandschefin Martina Merz Ende vergangenen Jahres betont. Thyssenkrupp wolle „vom erwarteten Boom profitieren“. Schon im Frühjahr, so hieß es zum damaligen Zeitpunkt, könnte Thyssenkrupp bereit für den Börsengang sein. Der Essener Industriekonzern will nach eigenem Bekunden in jedem Fall eine Mehrheit ab Nucera behalten. Momentan ist Thyssenkrupp mit zwei Dritteln beteiligt, ein Drittel gehört dem italienischen Unternehmen De Nora.

Vor einigen Wochen sicherte sich Nucera einen Großauftrag für den Bau einer Elektrolyse-Anlage in Saudi-Arabien. Mit einer Leistung von mehr als zwei Gigawatt handelt es sich Unternehmensangaben zufolge um eines der größten Projekte zur Erzeugung von grünem Wasserstoff weltweit. Der Auftraggeber des Ruhrgebietskonzerns ist der US-Industriegashersteller Air Products.