Essen. Der Essener Energiekonzern Steag sichert sich wegen der Turbulenzen an den Märkten mit einem bis zu 400 Millionen Euro schweren Staatskredit ab.

Der Essener Energiekonzern Steag sichert sich mit einem möglichen millionenschweren Staatskredit ab. Steag habe jetzt Zugriff auf eine Kreditlinie der Förderbank KfW von bis zu 400 Millionen Euro, teilte das Unternehmen auf Anfrage unserer Redaktion mit. Auf den Staatskredit könne Steag „im Bedarfsfall zurückgreifen, um die im Stromhandel geforderten Barsicherheiten für Termingeschäfte hinterlegen zu können“.

Neben dem Geschäft mit der Stromerzeugung unter anderem in Steinkohlekraftwerken gehört zum Essener Konzern Steag auch eine Energiehandelssparte. „Die aktuelle Lage an den Energiemärkten ist auch für uns eine echte Herausforderung“, erklärte der neue Steag-Chef Andreas Reichel vor wenigen Tagen im Interview mit unserer Redaktion. „Im Stromhandel werden für Belieferungsvereinbarungen regelmäßig Sicherheitsleistungen fällig. Bei hohen Preisen steigt der Liquiditätsbedarf stark, um solche Sicherheiten stellen zu können. Wir sprechen hier über Beträge in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe.“ Es helfe Steag zwar, dass sich die Liquidität angesichts guter Geschäftsergebnisse in der Stromerzeugung verbessert habe. Das Unternehmen benötige gleichwohl die Unterstützung von Banken, um die enorm gestiegen Sicherheitsleistungen stellen zu können.

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Steag gehört mehreren Stadtwerken aus dem Ruhrgebiet, die vor mehr als zehn Jahren eingestiegen sind. Für insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro übernahmen die kommunalen Betriebe das traditionsreiche Essener Unternehmen vom Chemiekonzern Evonik. Mittlerweile wollen die Steag-Städte – Essen, Bochum, Duisburg, Dortmund, Oberhausen und Dinslaken – wieder aussteigen.

„Durch den Ukraine-Krieg zusätzlich entstandener Finanzbedarf“

„Trotz eines strikten Liquiditätsmanagements konnten wir den durch den Ukraine-Krieg zusätzlich entstandenen Finanzbedarf für die Barsicherheiten nicht vollständig selbst abdecken“, erklärte der Konzern mit Blick auf den KfW-Kredit. „Mit den Mitteln der KfW können wir nun unseren vollen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten“, betonte Steag. Aufgrund der hohen Preisschwankungen musste sich der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper bereits mit Hilfe eines Staatskredits der KfW absichern.

Der durch die Energiewende unter Druck geratene Steag-Konzern hat 2021 wieder Gewinne geschrieben. „Im vergangenen Jahr haben wir uns deutlich besser geschlagen als erwartet“, sagte Steag-Chef Reichel in unserem Interview. „Positiv ist für uns, dass die Strompreise vergleichsweise hoch und unsere Kraftwerke seit September 2021 wieder gut ausgelastet sind.“ Der Umsatz der Steag habe auf vorläufiger Basis im Geschäftsjahr 2021 mit knapp 2,8 Milliarden Euro rund ein Drittel über dem Vorjahreswert gelegen. Das Konzernergebnis nach Steuern liege bei rund 300 Millionen Euro – nach einem Verlust von 170 Millionen Euro im Jahr zuvor. „Unsere vorläufigen Zahlen können sich also sehen lassen“, so Reichel. Den Jahresabschluss mit den endgültigen Zahlen werde das Unternehmen voraussichtlich Anfang Mai veröffentlichen.

Wegen des Ukraine-Kriegs will die Steag die konzerneigenen Kohlekraftwerke länger als geplant am Netz halten. „Unsere Steinkohlekraftwerke gehen in die Nachspielzeit“, sagte Reichel. „Wir haben eine politische Notsituation. Wenn wir als Unternehmen einen Beitrag leisten können, die Energieversorgung in Deutschland zu stabilisieren, dann bringen wir uns selbstverständlich ein.“ Es werde „angesichts der aktuellen Energiekrise nicht mehr das Ziel sein, zu schauen, wie wir möglichst schnell bis zum Jahr 2030 viele Anlagen vom Netz bekommen“.