Duisburg. Auch ohne Rosenmontagszug fand das Prinzenfrühstück der Duisburger Karnevalisten statt. Tobias I. ringt mit seinen Emotionen und äußert Kritik.

Die Sonne strahlt, blauer Himmel, Kaiserwetter also. Ideal für einen Rosenmontagszug, bloß, es gibt keinen. Der Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) hatte schon am Donnerstag mit Blick in die Ukraine entschieden, den Zug in der Schauinslandreisen-Arena abzusagen – und dafür viel Lob, Anerkennung und Mitgefühl erhalten.

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Das traditionelle Prinzenfrühstück gibt es trotzdem, ein wenig aus Trotz, aber vor allem aus der Freude am Karneval. In der Business-Lounge der Arena haben sich am Montag Karnevalisten aus ganz Duisburg versammelt, um den Rosenmontag entsprechend der Umstände zu feiern, erstmalig auch mit der Prinzencrew und einem ganz besonderen Geburtstagskind.

Duisburger Karnevalisten wollen sich das Brauchtum nicht von Putin nehmen lassen

Bevor die beiden Karnevalsprinzen, der große Tobias I. und der kleine Phil I., lang und breit einmarschieren, ergreift zunächst HDK-Präsident Michael Jansen das Wort. „Manchmal spielt die Welt verrückt“, sagt er mit Wehmut und den Partys der vergangenen Tage in der Stimme, „aber das kann uns kein Corona und kein Putin nehmen, dass wir hier in der Karnevalsfamilie feiern.“ Riesige Jubelstürme.

Am Boden, aber nicht besiegt: Die Karnevalisten in der Duisburger MSV-Arena feierten jede Rede beim Prinzenfrühstück am Rosenmontag mit viel trotzigem Jubel.
Am Boden, aber nicht besiegt: Die Karnevalisten in der Duisburger MSV-Arena feierten jede Rede beim Prinzenfrühstück am Rosenmontag mit viel trotzigem Jubel. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Nach dem Einmarsch der Prinzen samt Gefolge gibt es aus den mehreren hundert Karnevalistenkehlen erstmal ein gepflegtes „Happy Birthday“ für Tobias I.. Der hat am Rosenmontag Geburtstag, aber ausgerechnet an diesem Rosenmontag: Glück und Leid liegen nah beieinander. „Ich wünsche uns allen ein paar unbeschwerte Stunden“, sagt der Prinz, und dann – sichtlich gerührt – sagt er erstmal gar nichts mehr. Dafür macht der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (SPD) weiter.

Duisburger OB Link lobt die Karnevalisten für ihr Taktgefühl

„Gut, dass der Karneval die Verantwortung übernommen und reagiert hat“, lobt Link den HDK mit Blick auf seine Entscheidung, den Rosenmontagszug in der Arena abzusagen. „Was kann man sagen, wenn so etwas auf der Welt passiert“, fährt der OB fort, „die Welt ist nicht mehr die, die sie war. Das erste Mal seit Hitler gibt es einen Angriffskrieg auf europäischem Boden, es gibt keine Rechtfertigung dafür.“

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Doch der Karneval hält die Ohren steif, das lobt auch der Oberbürgermeister: „Dieses Prinzenfrühstück ist eine klasse Sache.“ Neben dem Orden der Stadt für beide Prinzencrews gibt es deswegen dann auch den traditionellen Schlüssel zur Stadt für Prinz Tobias – und der kämpft bei seiner Dankesrede hörbar mit seinen gemischten Gefühlen.

„Als der Karneval abgesagt wurde, war das wie ein Weltuntergang“

„Im Dezember, als der Karneval abgesagt wurde, war das wie ein Weltuntergang“, seufzt der Prinz. „Dass wir aber trotzdem 80 Veranstaltungen in Duisburg hatten, das haben wir euch zu verdanken“, sagt Tobias I. zu den Karnevalisten im Saal. „Ihr habt uns durch die Session getragen, ich bin stolz, in einer Stadt Prinz zu sein in denen Karnevalisten so kreativ sind.“

Licht am Ende des Tumults: Der Schlüssel zur Stadt Duisburg hellte die Stimmung von Karnevalsprinz Tobias I. zumindest ein wenig auf.
Licht am Ende des Tumults: Der Schlüssel zur Stadt Duisburg hellte die Stimmung von Karnevalsprinz Tobias I. zumindest ein wenig auf. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Den Rosenmontagszug im Angesicht des Leids der Menschen in der Ukraine abzusagen, sei ethisch und moralisch die richtige Entscheidung gewesen. Aber, fragt sich der Prinz, warum müssen es immer die Karnevalisten sein, die ein Zeichen setzen. „Das könnte die Gesellschaft auch mal in anderen Bereichen tun. Warum setzt die Bundesliga nicht mal einen Spieltag aus?“

Dann gibt es noch eine Geburtstagstorte für den Prinzen und für die Karnevalisten das Buffet und damit den Start in einen ungewöhnlichen Rosenmontag, wie es ihn noch nie gegeben hat – und hoffentlich auch nie wieder geben wird.

>> DIE MSV-ARENA: HEIMAT AUF ZEIT FÜR DIE DUISBURGER KARNEVALISTEN

  • Sowohl OB Link als auch Prinz Tobias I. lobten am Rande des Prinzenfrühstücks die Schauinslandreisen-Arena, die die Karnevalisten in dieser ungewöhnlichen Corona-Session aufgefangen hat. „Alleine die Prinzenkürung hier, das war unglaublich“, erinnerte sich der Karnevalsprinz.
  • Auch an Rosenmontag zeigte sich die Arena von ihrer besten Seite: Eine Liveübertragung der Bühne in die hintersten Winkel der langgezogenen Business-Lounge, kontinuierlicher Biernachschub von der Theke und exzellente Tontechnik holten das beste aus dem karnevalistischen Hochamt heraus.