Duisburg. Der Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) hat den Rosenmontagszug abgesagt. Danke, HDK! Das ist die richtige Entscheidung. Ein Kommentar.

„Die Welt wird niemals so sein, dass man sagt: ,Hey, alles topp, wir können feiern!’“ Es stimmt, was der Düsseldorfer Karnevalswagenbauer Jacques Tilly vor Russlands Einmarsch in die Ukraine gesagt hatte. Trotzdem ist es richtig, dass nach den Kölner Karnevalisten auch der Hauptausschuss Duisburger Karneval den Rosenmontagszug abgesagt hat. Danke dafür, HDK!

Der Streit um den Karneval in Kriegszeiten ist wieder einer, in dem die Lautsprecher beider Extremstandpunkte die Debatte zu übertönen drohen. Auf der einen Seite werfen Moralisten mit erhobenem Zeigefinger Feiernden pauschal Egoismus, Pietätlosigkeit oder gar den Verrat an Europa vor. Warum müssen – ausgerechnet jetzt und schon wieder – die Kinder und die Karnevalisten leiden, obwohl das keinem Menschen in der Ukraine hilft und Putin nicht unser Leben bestimmen sollte?, schallt es zurück.

Was würden Ukrainer denken, wenn sie verkleidete Duisburger paradieren sähen?

Wie so oft hilft es zu differenzieren und nicht nur an sich selbst zu denken – sondern sich in Betroffene hineinzuversetzen:

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Was würden Menschen in der Ukraine denken, die gerade um ihr Leben und ihre Heimat fürchten, wenn sie Bilder aus Duisburg sehen, wo verkleidete Deutsche lachen und paradieren, während russische Soldaten gerade einmarschieren?

Die Außenwirkung wäre fatal. Die Ukrainer und ihre Freunde und Verwandten in Deutschland müssten einen solch riesigen Brauchtumsmarsch als Zeichen fehlender Solidarität und Anteilnahme verstehen. Diese Form des Frohsinns wäre der Lage vor unserer Haustür nicht angemessen gewesen.

Zeichen der Solidarität setzen und Opfer bringen

Philipp Wahl kommentiert für die WAZ-Lokalredaktion Duisburg die Absage des Duisburger Rosenmontagszuges.
Philipp Wahl kommentiert für die WAZ-Lokalredaktion Duisburg die Absage des Duisburger Rosenmontagszuges.

Dabei braucht es gerade jetzt Zeichen der Solidarität und des Beistands. Wir müssen bereit sein, für den Frieden in Europa Opfer zu bringen. Eines der kleinsten Opfer sollte es da – selbst für ausgehungerte Jecken – sein, auf einen Rosenmontagszug zu verzichten, der eh eine Notlösung gewesen wäre.

Ein solch symbolträchtiges Spektakel sollte in der Frohsinnsdiskussion dennoch nicht mit einem Verkleidungsfest von Kindern gleichgesetzt werden.

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