Duisburg. Der Altweibertag war für die Duisburger Karnevalisten ganz und gar außergewöhnlich. Mit welchen Ideen sie trotz Krieg und Corona gefeiert haben.
Im Angesicht des Leids der Welt: Obwohl in der Ukraine ein Krieg tobt, haben sich die Duisburger Karnevalisten entschlossen, die Feierlichkeiten zu Altweiber wie geplant umzusetzen – auch wenn die von vornherein wegen Corona schon ganz anders aussahen als sonst.
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Vor dem Duisburger Rathaus stehen am Donnerstag um kurz vor 11 Uhr schon zwei Tische mit Bier und Sekt bereit, Oberbürgermeister Sören Link und Krisenstabsleiter Martin Murrack (beide SPD) treten ordensbehängt auf den Vorplatz. Es folgt der Auftritt des Ehrengastes, der Duisburger Tollität, Tobias I.
OB Link: „Karneval ist heute eine Gratwanderung“
Der Karnevalsprinz rückt zu Altweiber in einem Oldtimerbus an und marschiert zu den Klängen eines Tambourcorps vor das Rathaus; Sören Link und Martin Murrack nehmen die Parade ab. Als der Prinz das Wort ergreift, kommt natürlich auch er nicht um einen Kommentar zur weltpolitischen Lage herum. „Seit heute Morgen ist Karneval noch mehr anders als sowieso schon. Wir sind in Gedanken bei den Menschen.“
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Auch der Präsident des Hauptausschuss Duisburger Karneval, Michael Jansen, glaubt daran, dass der Karneval Ablenkung im Angesicht der aktuellen Lage bieten kann. „Alles ist total bekloppt, und ein Leben lang wird immer einer durchdrehen. Aber Duisburg hält zusammen, und Duisburg, das ist Brauchtum.“ Auch OB Sören Link glaubt an den Karneval, aber „Karneval ist heute eine Gratwanderung. Es sind schlimme Zeiten, da dürfen wir die Augen nicht verschließen.“
Karnevalisten rumpeln im Partybus durch Duisburg
Nach einem schnellen Umtrunk, ein paar Ordensverleihungen und ein wenig Small Talk geht es für den Prinzen und sein Gefolge wieder zurück in den Partybus, der die jecken Royals an Altweiber den ganzen Tag durch die Stadt kutschiert. Drinnen wird natürlich weitergefeiert. Gar nicht so einfach, dass Bier in der Flasche zu behalten, während der Bus über die holprigen Pisten Duisserns rumpelt.
Trotzdem, die Karnevalisten haben in diesem Jahr schon ganz anderen Widrigkeiten getrotzt, also wird auch im beengten Gefährt getanzt, getrunken und gegessen. Zu den üblich-verdächtigen Schlagerklängen aus den Boxen schwelgen die Jecken in Erinnerungen, „weißt du, wat wir da gesoffen haben“, fragt eine Feierwütige die andere – wohl eine rhetorische Frage.
Duisburger Prinzencrew besucht Karnevalsfeiern in ganz Duisburg
Schließlich kommen aber alle Fahrgäste heil an der nächsten Station an, beim Polizeisportverein in Duissern. Auch hier wird Karneval gefeiert. Als Prinz Tobias mitsamt Gefolge ankommt, legen gerade die Blauen Jungs aus Buchholz einen Gastauftritt hin. Es wird gesungen und geschunkelt, was das Zeug hält, Frohsinn wider den Ernst.
Unter lautem Jubel, Geklatsche und viel Helau zieht der Prinz ins Vereinsheim der Sportler ein, es soll nicht der letzte Auftritt an diesem ganz und gar seltsamen Altweibertag bleiben. Bis zum Abend um 18 Uhr, so ist es zumindest geplant, besuchen die Karnevalisten noch viele weitere Vereine und Organisationen.
Duisburger Karnevalisten sagen Rosenmontagszug schweren Herzens ab
Mitten in den Frohsinn hinein setzt es dann aber einen amtlichen Nackenschlag. Nachdem der Kölner Rosenmontagszug abgesagt wurde und sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst deutlich gegen Rosenmontagszüge äußerte, sieht sich auch der Hauptausschuss Duisburger Karneval gezwungen, seinen Rosenmontagszug in der MSV-Arena ersatzlos zu streichen.
>> ROSENMONTAGSZUG ABGESAGT: FRUSTRATION UND TROTZ
- Der HDK-Vorsitzende Michael Jansen ist merklich geknickt, dass der Rosenmontagszug abgesagt werden musste. „Da planst du und gibst dir Mühe, und dann kommt da einer und haut dir alles kaputt.“
- Das Prinzenfrühstück soll in einem sehr privaten Rahmen aber trotzdem stattfinden, „denn unser Prinz hat sich seine Orden ja nun wirklich verdient“.