Duisburg. Mit „gebremstem Schaum“ hat die KG Alle Mann an Bord in der MSV-Arena Karneval gefeiert, als „Balsam für die Seele“ in angespannten Zeiten.

„Letztlich sind alle froh, dass wir ein paar Stunden dem Alltag entfliehen können. Corona und der Einmarsch Russlands in die Ukraine haben ganz schön am Nervenkostüm genagt“, sagt Thomas Erlacher, der Präsident der als „Die Blauen Jungs“ bekannten Buchholzer Traditions-Karnevalisten.

Schon die Vorgeschichte der Veranstaltung war nicht gerade „normal“. Ursprünglich als Bordfest im Huckinger Mannesmann-Gymnasium geplant, dann als „Draußen-Event“ in der Schauinsland-Reisen-Arena, durfte man letztlich laut aktueller Verordnung mit bis zu 750 Gästen im Businessbereich „jecke Tön’“ zum Besten geben.

Corona hinterließ seine Spuren

Umplanen mussten die Blauen Jungs noch am Samstagmorgen, denn die Stimmungsformation „Die Original Eschweiler“ sagten um 10 Uhr telefonisch ab. Bandmitglieder wurden positiv getestet. Der Präsident ließ seine heißen Drähte glühen. Kurzfristig sprangen die „Rhienstädter“ aus Krefeld ein und sorgten mit ihren Gassenhauern, Evergreens und Ohrwürmern für dankbare Erinnerungen, Mitsingen und Schunkeleffekte.

Trotz der Situation in der Ukraine kamen rund 500 Gäste in die Schauinsland-Arena zu der KG Alle Mann an Bord, um am Tulpensamstag etwas Karneval zu feiern.
Trotz der Situation in der Ukraine kamen rund 500 Gäste in die Schauinsland-Arena zu der KG Alle Mann an Bord, um am Tulpensamstag etwas Karneval zu feiern. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Dass man nicht ganz ausverkauft war, lag, so Erlacher, ganz sicher auch an den Ereignissen der letzten Tage. Dennoch waren über 500 Gäste gekommen, die dankbar waren, die trüben Gedanken für einen überschaubaren Zeitrahmen aufhellen zu können. Aus der anfänglich etwas verhaltenen Stimmung war schließlich öfter ein Lachen und tosender Applaus für die Darbietungen zu hören.

[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Kostümierte, Uniformierte, aber auch in Zivil erschienene, Abwechslung suchende Gäste fühlten sich im närrisch-dekorativem Ambiente wohl und geborgen. Tanzgarden, Offizierscorps, Büttenreden, Comedy und Gesang waren hochkarätig. Getoppt wurden alles noch durch die Auftritte von Stadtprinz Tobias I. mit seinen Hofmarschällen Luis und Pavel sowie seinen Paginnen. Fast eine Stunde lang hielt Seine Tollität die Gäste in Atem und bei Laune. „Ich gebe alles“, versprach er und hat Wort gehalten.

Auch interessant

Er hatte ohnehin ein Heimspiel, gehört er doch der KG Alle Mann an Bord an. Neben seinem Können und seiner mitreißenden positiven Einstellung und gelebter Brauchtumspflege hatte er aber auch passende mahnende Worte angesichts der augenblicklich bedrückenden Lage parat. Auch das haben die Besucher mit auf den Weg genommen.

Auch interessant

Nicht minder brillant war auch die Darbietung der Kinderprinzencrew. Was Phil I., Lenie I., Hofmarschall Luca und Pagin Kimberly, allesamt von der KG Sonniger Süden, auf’s Parkett legten, war wieder einmal bemerkenswert. Dabei war die Crew noch vor wenigen Tagen „in einem ganz tiefen Keller, und ein paar Tränen flossen auch“, wie Phil gestand. „Die Kinder haben das ganz toll gemeistert“, befanden Karin und Jürgen Ohl, die die jeweilige Duisburger Prinzencrew seit mehr als zwei Jahrzehnten betreuen. Auch bei Alle Mann an Bord blieben sie im Hintergrund. „Die Kinder haben das Sagen, nicht wir Erwachsene“, sagen die Ohls.

Ein Hauch von Wehmut zwischen Singen und Schunkeln

Alles war (fast) normal wie bei einer Karnevalssitzung vor Corona und Krieg. Aber halt nur fast. Bei allem Klatschen, Lachen, Singen und Schunkeln wehte dennoch unterschwellig ein Hauch von Wehmut durch den Raum. „Aber“, so formulierte es eine kostümierte Besucherin: „Ich bin froh, dass ich gekommen bin, denn wer weiß, was morgen ist?“

Bis in den frühen Morgen haben es auch nach Programmende viele Gäste in der Arena ausgehalten und sind an Bord geblieben. Es gab lobende Worte für das Programm, intensive Gespräche mit Tobias I., vor allem aber der tiefe Wunsch, dass sich alles wieder zum Guten wende und das zarte Pflänzchen Hoffnung zum Blühen komme.