Duisburg. Nach langem Lockdown und kurzem Präsenzunterricht enden für Duisburgs Grundschulen die Ferien. Warum es kein normales Schuljahr wird.
Nach Monaten im Teil-Lockdown und mehrfachem Wechsel der Unterrichtsform starten 75 Duisburger Grundschulen in ein neues Schuljahr zwischen Hoffen und Bangen für Schüler, Eltern und Lehrer. Über Erwartungen, Pläne und Herausforderungen sprachen wir mit den Schulleiterinnen der Rheinhauser Grundschule an der Bergheimer Straße.
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An diesem Dienstag geht es in den Endspurt vor dem Start. Das Kollegium bereitet die Klassenräume vor, an der Eingangstür türmen sich noch Farbeimer und Pappkartons. „Wird hoffentlich heute noch abgeholt“, brummelt der Hausmeister. Im Sekretariat steht das Telefon nicht still. Am Mittwoch kommen die Kinder, 61 Erstklässler werden am Donnerstag an der Bergheimer Straße eingeschult, da gibt es viele Fragen. Wer darf dabei sein, muss geimpft oder wie getestet sein? Auch erste Quarantäne-Meldungen trudeln ein.
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Auch im neuen Schuljahr noch keine vollständige Normalität
„Haben wir eigentlich alles in einen Elternbrief geschrieben, aber viele fragen noch mal genau nach“, sagt Marion Finke. Seit 15 Jahren ist sie Schulleiterin, nur wenig später kam Jutta Saffenreuther, ihre Stellvertreterin, an diese Grundschule. Zweizügig ist sie eigentlich, drei Eingangsklassen bildet sie in diesem Jahr, weil ein Kind mehr angemeldet wurde als in zwei Klassen passen. „In einem Jahrgang können wir dreizügig sein, für mehr reicht der Platz nicht“, sagt die Schulleiterin.
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Tägliche Videokonferenzen ersetzen keinen Präsenzunterricht
„Wir sind ein wenig traurig, dass es wieder unter Corona-Bedingungen ins neue Jahr geht“, sagt Jutta Saffenreuther. Masken und Lolli-Tests für die Kinder bleiben, „das klappt mittlerweile gut“, versichert sie.
„Ankommen und aufholen“ heißt ein Aktionsprogramm des NRW-Bildungsministeriums – es ist die Devise für die ersten sechs Wochen. Die Rückstände sind teilweise erheblich, ahnen die Lehrerinnen. „Während des Lockdowns haben wir die meisten Kinder zwar täglich in Videokonferenzen gesehen, aber wir haben bemerkt, wo daheim Förderung stattgefunden hat“, berichtet die Konrektorin. „Wir wollen deshalb den Kindern die Zeit zum Ankommen geben.“
Ankommen und aufholen – die Devise für die ersten sechs Wochen
Den Stoff des zweiten Halbjahres habe man nicht ganz geschafft, „in Mathe fehlte ein wichtiges Kapitel“. Alles aufholen, das werde schwierig, ahnt Marion Finke, „auch wenn die Kinder sich sehr freuen, ihre Klassenkameraden wiederzusehen und sehr lernwillig sind“.
Bis zu den Herbstferien soll es, so sieht es das Aktionsprogramm für alle Schulen vor, keine benoteten Prüfungen geben, damit Rückstände aufgearbeitet werden. Gut und richtig, aber am Ende des Schuljahres werde diese Zeit dann wieder fehlen. „Den gleichen Stand zu erreichen wie in einem normalen Schuljahr, wird schwierig“, ahnt Jutta Saffenreuther, „das müssen vor allem die weiterführenden Schulen bei den Viertklässlern berücksichtigen.“
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Rückschritte in der Sprachentwicklung bei Schülern mit Migrationshintergrund
Erheblich aufholen müssen Kinder aus Zuwandererfamilien in der Sprachentwicklung, berichten die Lehrerinnen. Monate ohne Deutsch, weil daheim die Herkunftssprache gesprochen wird – das habe Spuren hinterlassen.
Projekttage zum Thema Buch sollen Defizite in der Sprach- und Lesefähigkeit ausgleichen. Gleiches gilt für die motorische Entwicklung vieler Kinder: Nicht nur die Schulen, auch die Sportvereine waren geschlossen. Eine ganze Sportwoche plant deshalb das Kollegium.
Sportwoche gegen Bewegungsdefizite während des Lockdown
Am meisten vermisst habe die Schulgemeinde „das Schöne“, berichten die Lehrerinnen. Schulfest und Martinszug: abgesagt. Die Abschlussfeier: nur im ganz bescheidenen Rahmen.
Die großes Hoffnung ist nun, dass die Pandemie all das nicht erneut zunichte macht. „Trommelzauber“ ist ein Großprojekt, dass die Schule für das kommende Frühjahr in den Blick nimmt. Es soll dann auch ein herzliches Dankeschön an die Eltern sein. „Wie sie die Zeit im Lockdown und alles, was damit verbunden war, mitgetragen haben, das war ganz toll“, loben Jutta Saffenreuther und Marion Finke.
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>> STEIGENDE NACHFRAGE IM OFFENEN GANZTAG
- Die Grundschulen müssen sich auf eine steigende Nachfrage im offenen Ganztag einstellen. Den spürt auch die GGS Bergheimer Straße. „Wir haben mittlerweile vier OGS-Gruppen, fast die Hälfte der Eltern nutzt den offenen Ganztag“, berichtet Schulleiterin Marion Finke. Weitere Kinder nutzen die Halbtagsbetreuung bis 13.30 Uhr.
- Ein neues Gebäude, vor zehn Jahren an der Schule errichtet, wird nicht mehr ausreichen, um den Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz zu erfüllen, der ab 2023 gelten soll. Die Stadt setzt deshalb auf den Umbau von Klassenräumen zu multifunktionalen Räumen, die auch von der OGS genutzt werden können. An der Bergheimer Straße wurden in den Sommerferien fünf Räume dafür ausgestattet.
- Zum Schuljahr 2021/22 werden in Duisburg etwa 4850 Erstklässler erwartet.