Duisburg. Sollen an den Duisburger Schulen Corona-Impfungen angeboten werden? Darüber sind Schulleiter und Schuldezernentin uneins. Das sind die Argumente.

Steigende Corona-Inzidenzzahlen befeuern die Furcht, dass der Schulstart die Pandemie-Lage erneut verschärfen könnte. Sollte es deshalb Impfangebote an den Schulen geben? Ein klares Ja gibt es dazu von den Schulformsprechern der Duisburger Gymnasien und Gesamtschulen, derweil hat sich die städtische Schuldezernentin Astrid Neese gegen Immunisierungen auf dem Schulgelände ausgesprochen.

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Unter den Rektoren der Gymnasien wurde das Thema bereits diskutiert, berichtet Schulformsprecher Christoph Haering. „Wir sprechen uns eindeutig für Impfangebote an den Schulen aus“, so der Schulleiter des Landfermann-Gymnasiums. Er selbst habe das Meinungsbild unter seinen Kollegen zum Anlass genommen, der Stadt den Vorschlag zu unterbreiten, sich aber im Amt für schulische Bildung eine Absage geholt. Schwierig zu finanzieren und mit Impfteams zu organisieren, habe es dort geheißen.

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Schulleiter: Impfungen würden auch für Entspannung in den Schulen sorgen

„Deshalb haben wir sogar überlegt, die Ärzte unter den Eltern unserer Schüler zu fragen“, sagt Haering. Die Schulleiter sind überzeugt, dass nicht nur die Duisburger Impfquote durch ein niederschwelliges Angebot an den weiterführenden Schulen steigen könnte.

Auch das Infektionsrisiko an den Schulen könnte signifikant sinken, wenn zumindest ein großer Anteil der Schüler der Sekundarstufe II (Oberstufe) geimpft ist. Christoph Haering: „Es würde für Entspannung sorgen.“

Landesregierung will „aufsuchende Impfangebote“ an Schulen zulassen

Mit Interesse hat Bernd Beckmann, Schulformsprecher der Duisburger Gesamtschulen, am Freitagmorgen die Pressekonferenz von NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) verfolgt. Es solle „aufsuchende Impfangebote“, organisiert von den kommunalen Impfzentren, in den Städten und Kreisen von NRW geben, hatte die Ministerin da angekündigt.

Zuvor hatte Düsseldorf angekündigt, ab dem 25. August Impfungen für alle Jugendlichen ab 12 Jahren an elf weiterführenden Schulen der Landeshauptstadt anzubieten.

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Möglich: Ein Angebot für mehrere benachbarten Schulen

„Ich bin dafür“, sagt der Schulleiter der Gesamtschule Meiderich. Beckmann verweist auf die geringe Entfernung zwischen vielen Schulen in Duisburg. Die Aktionen müssten deshalb nicht zwingend auf einem Schulgelände stattfinden, sondern könnten an einem Ort zwischen mehreren benachbarten Schulen organisiert werden. Möglicher Nebeneffekt: Auch bislang ungeimpfte Angehörige der Schüler könnte die Aktion erreichen. Ohnehin, das wissen die Schulleiter, muss die Diskussion um die Impfung an ihren Schulen geführt werden – etwa bei der Organisation von Klassenfahrten.

Schulleiter werben für pragmatischen Umgang mit der Immunisierung

Einen pragmatischen Umgang mit dem Thema bevorzugt auch Karl Hußmann, Schulleiter der Leibniz-Gesamtschule in Hamborn. „Wenn wir in Moscheen und vor Kaufhäusern impfen, warum dann nicht in Schulen“, fragt der stellvertretende Schulformsprecher der Gesamtschulen. „Besonders im Duisburger Norden sollten wir alles tun, um die Infektionszahlen gering zu halten“, sagt Hußmann. Er habe kein Problem damit, sich bei seinen Schülern und deren Eltern für eine freiwillige Immunisierung einzusetzen.

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Stadt müsste als Schulträger den Weg freimachen

Mit der Überzeugungsarbeit können die Schulleiter bei Astrid Neese beginnen – ein Gespräch mit der Bildungsdezernentin steht am Montag an. Sie wolle den Schulen eine kontroverse Diskussion um Impfungen ersparen, sagte Neese dieser Zeitung. Rückendeckung der Bezirksregierung für die Schulen gibt es bereits - sie erlaubt die Werbung für den Piks gegen Corona. „Nun werden wir sehen, wie der Schulträger damit umgeht“, sagt Gesamtschulsprecher Bernd Beckmann.

>>SCHÜLER-IMPFUNGEN: ANDERE STÄDTE GEHEN VORAN

  • Impfangebote hatte NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) bislang nur für Berufskollegs angekündigt. Deren Schüler sind zu einem großen Teil bereits erwachsen. In Duisburg könnten Shuttlebusse für die Fahrt zum Impfzentrum angeboten werden, sagt Dezernentin Astrid Neese im Gespräch mit dieser Zeitung.
  • Noch bevor die Ministerin am Freitag die Ausweitung auf weitere Schulformen ankündigte, begannen einige Städte schon mit der Planung ihrer Aktionen - neben Düsseldorf auch Gelsenkirchen, dort soll ein Impfbus nacheinander Schulen ansteuern, um Jugendliche ab 16 Jahren zu immunisieren. Berlin, dort hat das neue Schuljahr bereits begonnen, setzt ebenfalls auf Shuttlebusse zwischen Schulen und Impfzentren.