Duisburg. Neun Lesungen stehen auf dem Programm 2021/22 des Vereins für Literatur in Duisburg: Von schrecklichen Schicksalen und amüsanten Achtzigern.

Mehr als ein Jahr ohne Lesungen waren „ein Jahr zuviel“, findet Thomas Diederichs, Vorstandssprecher der Volksbank Rhein-Ruhr als wichtigster Unterstützer des Vereins für Literatur. „Wir sind wieder da, mit einem tollen Programm, und diesmal ziehen wir es durch“, kündigte er am Dienstag an.

Die letzte Veranstaltung gestaltete der Schauspieler Rupert J. Seidl – ausgerechnet mit Camus’ „Pest“, bevor das neue Virus die Welt schockiert hat. Mit einer Lesung von „Der Untergang der Titanic“ beginnt das Programm am 20. September in der Zentralbibliothek. In der „Komödie in 33 Gesängen“ von Wittenbrink Enzensberger geht es im Kern um soziale Gerechtigkeit, hatten doch die armen Passagiere nicht mal die Chance, ein Rettungsboot zu erreichen, so Bibliothekschef Dr. Jan-Pieter Barbian.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Er hat wie immer das Programm entwickelt und mit einem Zitat von Heinrich Mann überschrieben, der in diesem Jahr 150 geworden wäre: „Moralischer Besitz zerrinnt, sobald seiner nicht geachtet wird“, schrieb dieser in seinen 1946 erschienenen Memoiren „Ein Zeitalter wird besichtigt“. Ein aktuelles Beispiel für die aktuellen moralischen Maßstäbe sei der Umgang mit den Flüchtlingen im Mittelmeer, deren Tod in Europa hingenommen werde, so Barbian.

Jüdische Geschichte in Deutschland

Ein Blick auf das entsetzlichste Verbrechen des Zeitalters wird dann gleich am 24. September geworfen, wenn Carsten Bender und Walter Gödden lesen aus „Um zu erleben, was Geschichte ist, muss man Jude sein“. Die 1917 in Paderborn geborene Jenny Aloni, die 1993 als bedeutende Schriftstellerin in Tel Aviv starb, verfasste Gedichte, Erzählungen und Romane. Ihre Eltern und ihre Schwester wurden in verschiedenen Konzentrationslagern ermordet. Eine Lesung zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Ermordet wurden während der deutschen Besatzung im rumänischen Czernowitz auch die Eltern von Paul Celan (1920-1970), einem der bedeutendsten deutschen Lyriker. Der Schauspieler Christian Brückner, Stammgast in Duisburg, liest am 8. Oktober aus seinen Gedichten unter dem Titel „Es ist Zeit, dass der Stein sich zu blühen bequemt“, ein Zitat aus dem Gedicht „Corona“, in dem es allerdings um den Stern, nicht ums Virus geht.

Das Schicksal der Überlebenden

„Der brennende See“- John von Düffel politisch in DuisburgMit dem Tod setzen sich zwei Romane aus zwei Jahrhunderten auseinander. „Des Lebens fünfter Akt“, den Arthur Schnitzler 1928 nach dem Freitod seiner Tochter Lili in Venedig geschrieben hat; Volker Hage liest daraus am 21. Oktober. Gerade erst geschrieben hat John von Düffel „Die Wütenden und die Schuldigen“, aus dem der Autor am 24. November liest. Darin beleuchtet er die Schicksale, die hinter dem Tod stecken. Erzählt wird aus den unterschiedlichen Perspektiven von Mitgliedern einer Familie, die den Suizidversuch eines Angehörigen verkraften müssen. Wegen der Corona-Beschränkungen ist er in einer Klinik so gut wie unerreichbar.

Amüsantes mit Frank Goosen und Jan Weiler

Jan Weiler präsentiert sein neues Buch- „Die Ältern“Es gibt aber auch leichtere Kost im Jahresprogramm. So geht es am 28. September mit Frank Goosen zurück in die Achtziger, der im Lockdown – wie Düffel – ein neues Buch geschrieben hat. Die Geschichten in „Sweet Dreams“ spielen wieder im Ruhrgebiet, unternommen wird eine sentimentale Zeitreise. Ebenfalls amüsant geht es am 14. Februar zu, wenn Jan Weiler aus „Die Ältern“ liest, der Fortsetzung seiner Pubertier-Reihe: Die von Carla und Nick verlassenen Eltern fühlen sich nutzlos.

Nachgeholt wird die „Weihnachtslesung“ mit Suzanne von Borsody die am 11. Dezember aus „Erika oder Der verborgene Sinn des Lebens“ von Elke Heidenreich liest, musikalisch begleitet vom Ensemble del Arte. Auf Wunsch des kooperierenden Seniorenbeirats beginnt die Veranstaltung bereits um 18 Uhr, sonst ist der Beginn jeweils um 20 Uhr.

Das Programm komplett macht Elisabeth Edl, die am 17. Januar ihre neuen Übersetzungen aus dem Französischen vorstellt: „Mit unsichtbarer Tinte“ von Literaturnobelpreisträger (2014) Patrick Modiano und „Memoiren eines Irren“ und „Briefe an seine Leserinnen“ von Gustave Flaubert .

>>PLATZKAPAZITÄT IST BEGRENZT

  • Bei den Lesungen, die alle in der Zentralbibliothek stattfinden, dürfen maximal 76 Plätze besetzt werden, es gilt die Regel Geimpft, Genesen, Getestet. Die 160 Mitglieder des Vereins für Literatur (Jahresbeitrag 35 Euro) haben freien Eintritt, sie melden sich telefonisch an.
  • Die restlichen Karten gehen in den Verkauf (je nach Veranstaltung zwischen sechs und 12 Euro), der jetzt über Eventim abgewickelt wird. Informationen unter 0203 283-2593,www.stadtbibliothek-duisburg.de