Duisburg. Wie haben sich die Mitgliederzahlen der Parteien und Wählergruppen in Duisburg entwickelt? Eine Übersicht, auch nach Ortsverbänden/-vereinen.

Das Grundgesetz gibt Kommunen wie der Stadt Duisburg das Recht, einige ihrer Angelegenheiten selbstverantwortlich und mit politischem Gestaltungsspielraum zu erledigen. Lokale Politik wird in unserer Großstadt von Parteien dominiert. Sie stellen trotz einiger Wählergemeinschaften wie „Junges Duisburg“ (JuDU) fast das gesamte Personal für öffentliche Ämter und Mandate. Vor allem SPD und CDU haben in Duisburg seit den Neunzigern tausende Mitglieder verloren, wenngleich nicht vorrangig aus kommunalpolitischen Gründen. Dagegen konnten Grüne, Linke und AfD sowie lokale Wählergruppen auch in der Legislaturperiode ab 2014 nach eigenen Angaben Mitglieder gewinnen.

Wir haben mit Blick auf die Kommunalwahlen am 13. September bei jenen Parteien und Wählergemeinschaften Mitgliederzahlen abgefragt, die im Stadtrat in Fraktionen vertreten sind, zudem bei der AfD. Wir wollten zudem wissen, wie viele Mitglieder ihre untergeordneten Ortsvereine/-verbände in den Stadtteilen haben. Die Auskünfte geben Hinweise darauf, wie sehr eine Partei bzw. eine Wählergemeinschaft in der Stadtgesellschaft verwurzelt ist und wie groß ihre Auswahlmöglichkeiten bei der Rekrutierung von politischem Personal sind. Die Zahlen liefern zudem Indizien dafür, wie viele Unterstützer im Wahlkampf mobilisiert werden könnten. Gleichwohl lässt allein die Mitgliederzahl eines Ortsverbandes keine direkten Rückschlüsse auf dessen Vitalität und Potential im (Online-)Wahlkampf zu.

SPD Duisburg: Die größte Partei ist am stärksten geschrumpft

Die SPD Duisburg ist vom Mitgliederschwund besonders stark betroffen. Ende der 1970er-Jahre hatten die Sozialdemokraten zwischen Walsum und Serm noch mehr als 11.000 Genossinnen und Genossen in 33 Ortsvereinen (1999: 8284; 2009: 5012). Ende 2019 waren es – trotz etlicher Eintritte anlässlich des „Schulz-Booms“ 2017 – nach Angaben der Geschäftsstelle nur noch 3328 Mitglieder in 26 Ortsvereinen. Nichtsdestotrotz sind dies noch immer etwa 2000 Mitglieder mehr, als die CDU in Duisburg hat. Der Vorstand des Unterbezirks um den Ende 2019 zurückgetretenen Ex-Vorsitzenden Ralf Jäger hat auf die Schrumpfung und Überalterung mit der (nicht immer willkommenen) Zusammenlegung von Ortsvereinen reagiert.

So viele Mitglieder hatte die Ortsvereine Ende 2019 (* seit 2014 zusammengelegte Ortsvereine):

• Walsum: 254

• Meiderich*: 232

• Homberg/Ruhrort: 222

• Großenbaum/Rahm: 212

• Neudorf: 201

• Rheinhausen-Mitte: 201

• Buchholz/Wedau*: 186

• Bergheim: 144

• Duissern: 137

• Röttgersbach: 132

• Stadtmitte: 130

• Rumeln-Kaldenhausen: 124

• Friemersheim: 122

• Alt-Hamborn/Obermarxloh: 103

• Hochfeld*: 100

• Schmidthorst/Neumühl: 99

• Wanheim: 98

• Beeck/Bruckhausen*: 95

• Wanheimerort: 84

• Marxloh/Fahrn: 79

• Hüttenheim/Huckingen: 70

• Neuenkamp/Kaßlerfeld: 68

• Bissingheim: 64

• Ungelsheim/Mündelheim/Serm: 58

• Laar/Beeckerwerth: 57

• Baerl: 56

Die CDU hat sich in Duisburg seit 1999 halbiert

Die CDU Duisburg hat sich, gemessen an den Mitgliederzahlen, in den vergangenen 20 Jahren ebenfalls halbiert. Der Kreisverband hatte Ende 2019 nach eigenen Angaben 1389 Mitglieder. 1999 waren es 2829 (2009: 2128). Heute sind es 1389 Mitglieder. Für die Ortsverbände weist die Kreisgeschäftsstelle auf Nachfrage diese Mitgliederzahlen aus:

• Buchholz: 127

• Rheinhausen: 98

• Duissern/Zentrum: 96

• Meiderich: 93

• Walsum: 85

• Mündelheim/Ehingen/Serm: 85

• Alt-Hamborn: 73

• Marxloh: 71

• Huckingen/Hüttenheim/Ungelsheim: 70

• Großenbaum/Rahm: 61

• Neudorf: 64

• Rumeln-Kaldenhausen: 64

• Baerl: 50

• Homberg: 48

• Hochfeld/Wanheimerort: 45

• Ruhrort: 37

• Neumühl: 36

• Obermarxloh: 35

• Beeckerwerth/Beeck/Bruckhausen/Laar: 33

• Wanheim/Angerhausen: 29

• Röttgersbach: 29

• Wedau/Bissingheim: 28

• Wehofen/Fahrn: 22

Grüne: langsames Wachstum und neues Interesse

Das in Duisburg 1980 gegründete Bündnis 90/Die GRÜNEN konnte dagegen anders als die beiden ehemaligen Volksparteien bei den Mitgliedern zulegen. Am 31. Dezember 2019 gab es nach Angaben von Vorstandsmitglied Ulrike Tadema offiziell 341 Grüne in der Stadt, 54 mehr als zehn Jahre zuvor (2009: 287). Der Duisburger Vorstand berichtete zuletzt zudem von einem gewachsenen Interesse an der Partei durch die von „Fridays for future“ wiederbelebte Klimadebatte. Wie viele Mitglieder die Grünen 1999 hatten, kann der Kreisverband zurzeit nicht ermitteln.

Das sind die Mitgliederzahlen der sechs Ortsverbände (Stand: 17. Juni):

• Mitte: 159

• Süd: 54

• West: 50

• Hamborn: 37

• Meiderich/Beeck: 31

• Walsum: 17

Die Linke: viele Mitglieder in der Stadtmitte

Die Linke hat in Duisburg zurzeit „etwa 330 Mitglieder“, berichtet ihr stellvertretender Sprecher Julien Gribaa. Das sind einige mehr als Anfang 2015 (298) und Anfang 2010 (318). Die Linkspartei hat in Duisburg sieben Ortsverbände in den Stadtteilen. Wie bei den Grünen ist der innerstädtische Verband der mit Abstand mitgliederstärkste:

• Mitte: 141

• Süd: 47

• Meiderich: 45

• Rheinhausen: 24

• Hamborn: 20

• Homberg/Ruhrort/Baerl: 19

• Walsum: 18

FDP Duisburg: etwa 200 Mitglieder in vier Ortsverbänden

Der Kreisverband der FDP Duisburg hatte nach eigenen Angaben „in den letzten Jahren im Durchschnitt um die 200 Mitglieder“. Diese verteilen sich demnach „gleichmäßig in den vier Ortsverbänden“ Nord, Mitte, West und Süd. Nähere Angaben macht die Partei zu den Mitgliederzahlen nicht.

AfD: drei Ortsverbände und 68 neue Mitglieder seit 2014

Die AfD Duisburg konnte zwischen 2014 und 2019 nach eigenen Angaben 68 Mitglieder hinzugewinnen. Für Ende 2019 gibt der Kreis 155 Mitglieder an (2014: 87). In den drei Ortsverbänden sind nach Angaben von Ratsherr Alan Imamura in Summe weniger als diese 155 organisiert:

• Mitte/Süd: 47

• Homberg-Meiderich: 44

• Rheinhausen: 37

Junges Duisburg (JuDU) hat inzwischen etwa 100 Mitglieder

Die kommunale Wählergemeinschaft Junges Duisburg (JuDU) ist in den vergangenen Jahren ebenfalls gewachsen. Die etwa ein Vierteljahr vor der Kommunalwahl 2009 gegründete Gruppe hatte nach Angaben ihres stellvertretenden Vorsitzenden Oliver Beltermann 2010 noch etwa 30 Mitglieder. 2015 waren es demnach 70, inzwischen seien es „circa 100“, so Beltermann.

Damit ist „Junges Duisburg“ in der Stadt die größte Vereinigung, die zur Kommunalwahl antritt, ohne den Status einer politischen Partei zu beanspruchen.

Duisburger Alternative Liste (DAL) ist auf etwa 80 Mitglieder angewachsen

Nach der Kommunalwahl 2014 bildete JuDU im Rat gemeinsam mit dem Wählerbündnis DAL eine Fraktion. DAL steht für „Duisburger Alternative Liste“. Dessen 2. Vorsitzender Ayhan Yildirim berichtet von „circa 80“ Mitgliedern. Nach seinen Angaben konnte auch die DAL die Zahl ihrer Mitstreiter in den vergangenen Legislaturperioden jeweils weiter steigern (2009: 30, 2014: 50).

So viele Mitglieder haben BL und SGU

Im Stadtrat hatte sich 2018 die HSV-Fraktion gegründet. Der Fraktionsname setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der beteiligten Ratsleute Karl-Heinz Hagenbuck (Wählergruppe SGU, „Sozial! Gerecht! Unabhängig!“), Marion Stöbbe (Ex-AfD, zunächst parteilos) und Karsten Vüllings (Wählergruppe BL, Bürgerlich-Liberale). Seit Vüllings Tod 2019 gehören der HSV-Fraktion Hagenbuck (SGU), Angelika Röder (BL) und Marion Stöbbe (inzwischen BL) an.

Zu den Mitgliederzahlen der BL schreibt Jochem Knörzer: „Die BL hat sich 2007 mit rund 30, aus der Duisburger FDP ausgetretenen Mandatsträgern und Mitgliedern gegründet. Seitdem bewegen sich die Mitgliederzahlen um 80, wobei aktuell durch Neu-Mitglieder auch die 100 wieder erreicht wird.“

Für die Wählergruppe SGU berichtet ihr Vorsitzender und Ratsherr Karlheinz Hagenbuck ebenfalls ein Wachstum seit der Gründungsversammlung Ende 2008 mit 26 Mitgliedern. 2015 habe die SGU „knapp über 40“ Mitglieder gehabt, so Hagenbuck, im Moment seien es „knapp über 60 Mitglieder“.

>> KOMMUNALWAHLEN IN DUISBURG: WER WAS WÄHLEN DARF

• Die Wahlberechtigten in Duisburg wählen am 13. September Stadtrat und Bezirksvertretungen, zudem erstmals die Vertreter für die Verbandsversammlung des Regionalverbandes Ruhr (RVR), für das „Ruhrparlament“. Zudem findet die Integrationsratswahl statt.

• Wahlberechtigt ist, wer Deutsche(r) oder Unionsbürger/-in ist, das 16. Lebensjahr am Wahltag vollendet hat und mindestens seit dem 16. Tag vor der Wahl in Duisburg ihre/seine (Haupt-)Wohnung hat.

• Der Oberbürgermeister steht in Duisburg 2020 nicht zur Wahl. Sören Link entschied sich als Amtsinhaber 2017 zur vorgezogenen Neuwahl am Tag der Bundestagswahl. Bei der OB-Wahl 2017 wurde er bei einer hohen Wahlbeteiligung (62,27 Prozent) mit 56,8 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt – bis 2025. Ab dann werden auch in Duisburg Rat und OB wieder gemeinsam gewählt.