Duisburg. Im März 1980 wurden die Grünen in Duisburg gegründet. Die ersten Sitzungen waren chaotisch. Was sich die Grünen heute zum Geburtstag wünschen.

Ihren Empfang zum 40. Geburtstag haben die Grünen in Duisburg am Wochenende wegen der Corona-Krise abgesagt, doch das kann Gerd Schwemm nicht aus der Ruhe bringen – das Gründungsmitglied ist Chaostage gewöhnt.

Lisa Strater gehört zu den jungen Parteimitgliedern, die in den vergangenen Jahren bei den Duisburger Grünen eingetreten sind, um etwas zu bewegen.
Lisa Strater gehört zu den jungen Parteimitgliedern, die in den vergangenen Jahren bei den Duisburger Grünen eingetreten sind, um etwas zu bewegen. © FUNKE Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

1980 wurde auf Versammlungen stundenlang über die Tages- und Geschäftsordnung gestritten, bevor die inhaltlichen Debatten beginnen konnten. Zunächst gab es ein alternatives Bündnis, später – einige Wochen nach Gründung der Bundes-Grünen – wurde dann in Duisburg ein Ortsverein aus der Taufe gehoben.

Die erste Versammlung am 12. März 1980 in Duisburg

Die Sitzung fand am 12. März 1980 in der Gaststätte „Zur Sonne“ an der Händelstraße statt. Konservative Umweltschützer, Feministinnen und Linksalternative trafen aufeinander und sollten sich auf eine inhaltliche Linie einigen. Rund 30 Interessierte kamen zusammen. Die Kneipe ist längst verschwunden, das Protokoll der ersten Sitzung ebenso verschütt gegangen und auch bei der Öko-Partei hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges getan.

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„Früher haben wir die Motive für die Plakate alle selbst entwickelt, an die Wand geworfen und dann abgemalt“, erinnert sich Gerd Schwemm. „Wir haben die Erde von unsere Kindern nur geborgt“, lautete ein bekannter Wahlspruch. Im Kommunalwahljahr 2020 heißt es indes: „GRN: Die Zeiten ändern sich, wir ändern sie mit.“

Treffen rund um das Esch-Haus

Schon in den Jahren vor der Gründung hatten sich in Duisburg rund um das Esch-Haus Engagierte zusammengefunden, um zum Beispiel gegen den Schnellen Brüter zu demonstrieren. Es wurden Häuser besetzt wie der heutige Medienbunker. „Der Finkenkrug und der Bürgerhof waren unser zweites Wohnzimmer, dort haben wir Plenumsveranstaltungen gehabt und lange bevor der DGB zum 1. Mai Kundgebungen organisiert hat, waren wir auf der Straße“, blickt Schwemm zurück.

Der gelernte Bankkaufmann und BWLer war gewissermaßen ein Exot in Reihen der Grünen. „Es waren viele Sozialwissenschaftler dabei. Die meisten hatten schon Gremienerfahrungen, etwa von der Uni.“ Das politische Umfeld für die Wegbereiter der Grünen sei also damals schon in Duisburg vorhanden gewesen, „und doch sind wir bei den Gewerkschaften und bei der SPD vor Betonmauern gelaufen.“

Die heutigen Grünen wurden kritisch beäugt – und so mancher kann vor dem Hintergrund der historischen Kämpfe um das Esch-Haus besser verstehen, warum in dieser Stadt noch immer Personen einem neuen soziokulturellen Zentrum kritisch gegenüber stehen.

Grüne träumen von einem zweistelligen Kommunalwahl-Ergebnis

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1984 traten die Grünen zum ersten Mal in Duisburg bei einer Kommunalwahl an und holten 8,6 Prozent. Als einzige Partei, die für den Rat kandidierte, setzten sich die Grünen für den Erhalt des Angerbogens als Grünfläche ein. 1989 protestierten sie gegen die Einrichtung eines Entsorgungzentrums. Das beste Ergebnis auf kommunaler Ebene gab es bisher 2004 mit 9,9 Prozent. Zuvor hatte die SPD, die viele Jahre lang alleine regieren konnte, die Kooperation mit den Grünen aufgekündigt.

Nach der Europawahl 2019, bei der die Partei überraschend 19,5 Prozent holte, träumen Schwemm und seine Mitstreiter von einem zweistelligen Stimmenanteil. „Es tut sich was in der Gesellschaft. Es kommen viele Jüngere zu uns“, hat Schwemm beobachtet.

Studentin will Grüne Jugend in Duisburg etablieren

Eine von ihnen ist Lisa Strater. Die Studentin bewegt der Klimawandel. „Irgendwann muss sich etwas tun, deshalb bin ich eingetreten“, erklärt die 25-Jährige, die gemeinsam mit anderen jungen Mitgliedern derzeit wieder eine Grüne Jugend in Duisburg etablieren will. Auch beim Wahlkampfauftakt kamen viele, um über das Programm mit zu diskutieren.

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360 Mitglieder zählt die Partei derzeit. Nur vor einigen Jahren waren es einmal mehr. Der Grund war unrühmlich: Kurz vor der Wahl sind scharenweise Mitglieder eingetreten, um neues Personal an die Spitze zu wählen. Partei und Fraktion waren sich, pardon, nicht immer grün. „Es gab nach der Loveparade Beschlüsse, dass wir Neuwahlen unterstützen, doch die Fraktionsmitglieder haben sich dem widersetzt.“ Auch, ob man inhaltlich mehr Schnittmengen mit der CDU oder der SPD sieht, sorgt regelmäßig für Diskussionen.

Nach der Sauerland-Wahl 2004 kooperierten die Grünen mit der CDU

Nachdem Oberbürgermeister Sauerland 2004 gewählt wurde, kooperierten die Grünen mit den Christdemokraten. „Mit der CDU haben wir zum Beispiel Multi-Casa gekippt, das am Bahnhof entstehen sollte. Mit denen konnten wir pragmatisch Themen umsetzen, während es mit der SPD im menschlichen Umgang manchmal schwieriger war“, so Schwemm. Größere inhaltliche Schnittmengen sieht er aktuell allerdings mit den Sozialdemokraten.

Ohnehin gilt: Die Grünen wollen selbst entscheiden und gestalten und nicht mehr nur Zünglein an der Waage sein. Themen gebe es genug: Die Verkehrswende, die Wieder-Einführung der Baumschutzsatzung und der Neubau von Grundschulen. Im Jahr des runden Geburtstags sind Schwemm und seine Mitstreiter zuversichtlich.