Duisburg. Die Duisburger Linke bereitet sich auf die Kommunalwahl vor. Der Wahlkampf soll weniger am Infostand und mehr bei Facebook und Co. stattfinden.

Die Freude war groß bei den Linken, als sie sich am Pfingstwochenende zum Parteitag im Hochzeitssaal „Sultan Düğün Salonu“ trafen. Die meisten hatten sich seit dem Corona-Lockdown nicht mehr persönlich gesehen. Der Hamborner Hochzeitssaal bot genügend Platz, damit die Genossen den Abstand einhalten konnten. Bei der Diskussion um das Wahlprogramm und die Kandidatenliste für die Kommunalwahl ging’s nahezu einvernehmlich zu – der Parteivorstand hatte zuvor in vielen Einzelgesprächen und in Videokonferenzen für die Positionen geworben. Mit Spitzenkandidatin Martina Ammann-Hilberath geht’s in den Wahlkampf. 6,57 Prozent hatte die Linke bei der Kommunalwahl 2014 in Duisburg erreicht. Eine konkrete Zahl haben sich die Genossen nicht vorgenommen, aber mehr Stimmen sollen es denn schon werden.

Duisburger Linke fordert kostenlosen ÖPNV

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„100 % sozial“ lautet der Slogan, mit dem die Linken in den Wahlkampf ziehen wollen. „Guter und bezahlbarer Wohnraum, ein kostenloser ÖPNV und die Kommunalfinanzen stehen auf der Agenda“, zählt Pressesprecher Julien Gribaa auf. Der solle beispielsweise dadurch finanziert werden, dass jeder Bürger einen Euro pro Tag für den Nahverkehr zahlt – ganz gleich, ob er das so genannte 365-Euro-Ticket nutzt oder nicht. Beim Thema Kommunalfinanzen befürworten die Duisburger Linken die Initiative von SPD-Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der die Städten von ihren Altschulden entlasten will. „Gleiches muss auch für die Schulden gelten, die die Kommunen wegen Corona nun anhäufen“, sagt Julien Gribaa, der selbst für den Stadtrat kandidiert.

Nur mit Maske und mit vorgeschriebenem Abstand konnten die Linken-Politiker im Hochzeitssaal tagen.
Nur mit Maske und mit vorgeschriebenem Abstand konnten die Linken-Politiker im Hochzeitssaal tagen. © FUNKE Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

Spitzenkandidatin Martina Ammann-Hilberath glaubt, dass in den kommenden Wochen die sozialen Themen von der Bevölkerung verstärkt in den Blickpunkt genommen werden. „In der ersten Phase der Pandemie ging es natürlich mehr um Sicherheit und Ordnung, aber jetzt zeigen sich die Nöte der kleinen selbstständigen Geschäftsleute und auch die Probleme in den Schulen und Kindergärten“, weiß die Vorsitzende der linken Ratsfraktion, die wieder im Wahlkreis Neudorf-Nord antreten wird.

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Ihre Botschaften will die Linke diesmal verstärkt online rüberbringen. Zwar sei ein klassischer Wahlkampfauftakt geplant, auch Plakate sollen geklebt und Flyer an die Haushalte verteilt werden – aber ob es zum Beispiel Info-Stände in der Innenstadt geben kann oder Gespräche an Haustüren, steht noch nicht fest. „Wir können ja nicht jedes Infoblatt desinfizieren, sobald es jemand angefasst hat.“ Also wollen die Kandidaten verstärkt die Social-Media-Kanäle nutzen und zum Beispiel keine Videobotschaften aufnehmen.

Das sind die Rats-Kandidaten auf den ersten zehn Listenplätzen

Martina Ammann-Hilberath ist mit großer Mehrheit, 57 von 67 Stimmen, wieder gewählt worden. Kampfkandidaturen um die Listenplätze habe es nicht gegeben. Auf den vorderen zehn Plätzen treten am 13. September an: Martina Ammann-Hilberath, Erkan Kocalar, Carmen Hornung-Jahn, Binali Demir, Barbara Laakmann, Mirze Edes, Gabriele Amely, Herbert Fürmann, Ipek Gedik und Julien Gribaa.

>> Vollversammlung bestimmt das Personal

Gewählt wurden die Kandidaten im Rahmen einer Vollversammlung. 67 Personen waren anwesend. Der Saal in Hamborn bot genügend Platz – normalerweise werden hier Hochzeiten mit 500 oder 600 Gästen gefeiert.

„Wir haben alle Masken getragen, der Mittagssnack wurde am Platz serviert, aber dennoch haben sich viele gefreut, dass wir uns mal wieder sehen konnten“, beschreibt Martina Ammann-Hilberath die Atmosphäre.