Bottrop. Im August ist Einschulung. Spezialgeschäfte in Bottrop helfen Eltern mit Rat und großem Sortiment. Und: Nicht nur i-Dötzchen bekommen Tüten.
Was macht ein Monster mit Glupschaugen in einem Schaufenster auf der Hochstraße? „Das ist ganz einfach“, lacht Birgit Drache, Filialleiterin von Hobbymade: „Es wartet auf die Einschulung.“ Und tatsächlich, bei näherem Hinsehen entpuppt sich das witzige Ungetüm aus Kunstfell als Schultüte. Aber kommt das Angebot drei Monate vor Schulbeginn nicht ein bisschen früh?
„Die Eltern bereiten sich schon längst auf die Einschulung der Kinder vor“, erklärt Birgit Drache. „Die Nachfrage ist bereits jetzt enorm.“ Das bestätigt auch die Mitarbeiterin Christine Eltzner. „Wir bieten ja keine Schultüten von der Stange an“, sagt sie. „Von der Beratung über die Umsetzung bis zum fertigen Unikat, braucht so eine Schultüte schon ihre Zeit.“
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Grundlage sind immer Rohlinge aus Pappe in verschiedenen Grundfarben, die dann nach individuellen Vorstellungen gestaltet werden können. Die Fachkräfte helfen bei der Auswahl der Materialien und beim Zusammenstellen. Dann stellen die Kunden die Schultüte zu Hause nach eigenen Vorstellungen her. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Für Eltern, die sich die Gestaltung nicht zutrauen, fertigt das Hobbymade-Team auch Schultüten an
Für Eltern, die sich selbst die Gestaltung nicht zutrauen und die trotzdem ein Unikat erwerben wollen, fertigt das Hobbymade-Team auch in diesem Jahr originelle Schultüten an, die zum Verkauf vorgehalten werden. Lina Grebe, Inhaberin der Nähstube auf der Kirchhellener Straße, erlebt es auch immer wieder, dass Freundinnen einspringen, wenn Eltern selbst kein besonderes Basteltalent haben. „Die suchen dann Materialien aus und stellen die Schultüte her. Da sind am Ende alle beschenkt, die Eltern ebenso wie das Schulkind.“
Obwohl das Schultüten-Selbermachen immer beliebter wird, bestimmen einige Standard-Trends schon seit Jahren den Markt. Deshalb haben alle Verkaufsstellen, die die Erstausstattung für Schulanfänger anbieten, die Klassiker im Sortiment. „Eisprinzessinnen und Einhörner sind nach wie vor schwer angesagt, aber auch Panther, Dinosaurier, die Biene Maya und Formel 1-Motive. Ein bisschen „Space“ ist dazugekommen, Weltraum-Flair und Sternenhimmel gefällt auch den Kleinsten“, beschreibt Bernhard Timpe die aktuellen Entwicklungen.
In seinem Familienunternehmen bietet er das ganze Sortiment vom vollständigen Set aus Tornister, Schultüte, Turnbeutel und Federmäppchen – alles im abgestimmten Design – bis zum Rohling mit zugehörigem Bastelsatz. „Die Sets zum Selbstbauen verkaufen wir auch viel an Kitas“, sagt Sohn Nikolai. „Da werden gemeinsam mit den Kindern oder bei Elternabenden individuelle Schultüten zusammengestellt.“ Im Übrigen wird oft auch schon eine Mini-Schultüte für den ersten Tag in der Kita ausgesucht oder ein jüngeres Familienmitglied bekommt eine sogenannte Geschwistertüte, wenn der große Bruder oder die große Schwester eingeschult wird.
Bei Pro Büro auf der Kirchhellener Straße steht das Thema Schulbeginn zurzeit noch nicht so im Vordergrund. „Seit geraumer Zeit bieten einige Hersteller Schultüten an, die vom Motiv und den Farben her exakt zum Design des Tornisters passen“, erläutert eine Mitarbeiterin das Konzept. Ein solcher Einkauf lässt sich natürlich kurzfristiger planen als die Herstellung eines individuellen Models.
Nachhaltig: Wenn die Schultüte hinterher mit wenigen Handgriffen zum Kissen wird
Ein besonders exklusives Angebot macht die Stoffwiese in Kirchhellen. Dort wird jede Schultüte grundsätzlich individuell angefertigt. Der besondere Clou: Nach dem Tag der Einschulung kann die Schultüte in ein Kissen verwandelt werden. Dafür hat Bernadette Behrendt, die Inhaberin der Stoffwiese, ein eigenes Schultüten-Inlett entworfen, das dann nach Entfernen des Papprohlings die Außenhaut füllt und so ein weiches Kissen im Schultüten-Format zaubert. „Dabei achten wir darauf, dass für die Schultüte waschbare Stoffe wie Baumwolle, Frottee oder Plüsch verwendet werden, damit die Kinder möglichst lange etwas davon haben“, erklärt Bernadette Behrendt.
Es müssen also eine Menge Entscheidungen getroffen werden, bis das Endprodukt zur Zufriedenheit aller Beteiligten ausfällt, denn oft kommt die gesamte Familie einschließlich Großeltern, um die Auswahl zu treffen. „Dabei spielen sich manchmal kleine Dramen ab, weil so Vieles berücksichtigt werden muss. Aber es ist besser, sich im Vorfeld Gedanken zu machen als hinterher enttäuscht zu sein“, sagt die Stoffwiese Inhaberin.
Einfache kleine Tüten gibt es für fünf Euro – Spezialanfertigungen kosten gut und gerne auch 100 Euro
Und was muss man für eine Schultüte ausgeben in diesem Jahr? Die preisliche Bandbreite ist enorm. Ein Bausatz für eine kleine Geschwistertüte ist schon für gut fünf Euro zu haben. Eine Tüte mit buntem Aufdruck ohne weitere Accessoires liegt bei acht bis zehn Euro. Kommen Extras dazu, muss man mit 20 bis 50 Euro rechnen und bei Sonderwünschen wie einem aufgestickten Namen oder dem Datum der Einschulung geht der Preis schnell mal ins 80 bis 100 Euro Segment.
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Und was passiert mit dem Monster, das jetzt noch im Schaufenster auf der Hochstraße wohnt, wenn kein Schulkind Interesse zeigt? „Das findet bestimmt noch einen Fan“, ist Birgit Drache sicher. „In den letzten Jahren kommt es immer wieder vor, dass auch zum Abi oder sogar zum Studienabschluss Schultüten verschenkt werden. Da bietet sich so ein Original doch förmlich an. Dann zieht das Monster vielleicht demnächst in eine Studentenbude um.“