Bottrop. Drei Schulen mit hohen Herausforderungen sind zur Teilnahme am Startchancen-Programm eingeladen. Für den Schulträger sind viele Fragen offen.

Das „Startchancen“-Programm von Bund und Ländern will Schulen mit einem hohen Anteil benachteiligter Schülerinnen und Schüler finanziell unterstützen. Dazu sollen in den kommenden zehn Jahren bundesweit insgesamt 20 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Die ersten Schulen, denen ab dem kommenden Schuljahr 2024/25 solche „Startchancen“ ermöglicht werden sollen, sind nun ausgewählt worden. Aus Bottrop sind drei dabei.

Und zwar: die Rheinbaben- und die Schillerschule als Grundschulen sowie die Marie-Curie-Realschule als weiterführende Schule.

„Die Schulen wurden anhand des Schulsozialindex ausgewählt“

„Die Schulen wurden anhand des Schulsozialindex ausgewählt. Damit ist sichergestellt, dass vor allem zwei zentrale Dimensionen berücksichtigt werden: der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationsgeschichte sowie die Armutsgefährdung von Schülerinnen und Schülern“, erläutert Michael Gerdes, SPD-Bundestagsabgeordneter für Bottrop. Er betont zudem: „Vor dem Hintergrund aktueller Bildungsstudien ist es unerlässlich, Bildungschancen von der sozialen Herkunft zu entkoppeln. Das Startchancen-Programm gibt uns dafür wichtige Instrumente und Mittel an die Hand.“

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Der schulscharfe Sozialindex gibt Aufschluss über die Zusammensetzung der Schülerschaft. Jeder Schule wird eine Indexstufe von 1 bis 9 zugeordnet, wobei 1 für die geringsten und 9 für die höchsten Herausforderungen steht. Ausdrücklich wird damit in keiner Form die Qualität der Schulen oder des Unterrichts bewertet.

Der Sozialindex basiert vielmehr auf diesen vier Faktoren: Dichte der Kinder- und Jugendarmut im Einzugsgebiet, Schüleranteil mit vorwiegend nicht deutscher Familiensprache, eigener Migrationshintergrund der Schülerschaft und Anteil der Jungen und Mädchen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

An Bottroper Schulen sind alle Sozialindexstufen vertreten

An den 28 aufgelisteten Bottroper Schulen sind alle Indexstufen vertreten. Rheinbaben- und Schillerschule haben den Sozialindex 6, die Marie-Curie-Realschule 7. Es gibt auch Schulen in Bottrop, denen die Indexstufen 7, 8 und 9 zugeordnet sind.

In ganz NRW hat das Schulministerium in Abstimmung mit der Schulaufsicht zunächst 400 Schulen ausgewählt, mit einem Schwerpunkt auf Grundschulen, da gerade Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen ausschlaggebend für einen erfolgreichen Bildungsweg seien.

In die Auswahl der Schulen für die erste Runde sei die Stadt als Schulträger allerdings nicht eingebunden gewesen, kritisiert Bildungs- und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert. Das hätte sie sich anders gewünscht. Die Info darüber, welche Schulen als erste bedacht werden, sei erst am 22. April vermittelt worden. „Es sind wohl für die erste Runde die ausgewählt worden, die gesagt haben, sie können kurzfristig einsteigen“, so Karen Alexius-Eifert. Was bedeuten könne, dass andere mit höherem Index ein Schuljahr später an der Reihe sein werden.

Die Bildungseinrichtungen müssen aber im Übrigen nicht teilnehmen: „Die angeschriebenen Schulen und Schulträger haben nun bis Mitte Mai Gelegenheit, sich zu entscheiden, ob sie der Einladung folgen wollen“, heißt es von Seiten des NRW-Schulministeriums. Das Land erhält aus dem Startchancenprogramm 2,3 Milliarden Euro vom Bund und legt noch mal genauso viel selbst dazu. Ab dem Schuljahr 2025/26 sollen weitere 500 Schulen von dem Programm profitieren.

Wie viel Geld genau die einzelne Schule erhält, ist noch nicht klar. Grundsätzlich fußt das Programm laut Schulministerium auf drei Finanzierungssäulen: dem Investitions-Budget für eine lernförderliche Ausstattung; dem Chancen-Budget u.a. für eine pädagogische und systemische Beratung und Unterstützung für die Schulen; dem Personal-Budget für die Einstellung von Fachkräften wie Schulsozialarbeitern.

Mindestens bei der ersten Finanzierungssäule sind die Kommunen mit einem Eigenanteil von 30 Prozent finanziell mit dabei, erklärt Karen Alexius-Eifert. Und zwar unabhängig davon, ob es sich um reiche Kommunen handele oder solche mit Haushaltssicherungskonzept – wie Bottrop, kritisiert die Sozial- und Bildungsdezernentin.

„Das Haushaltssicherungskonzept umfasst genau die zehn Jahre, die auch das Startchancen-Programm läuft“, macht sie deutlich. Zum jetzigen Zeitpunkt wisse sie nicht, welche Gelder auf Bottrop entfallen – und wie hoch entsprechend der städtische Eigenanteil ausfallen werde, der den Haushalt wiederum belaste. Es sei ein weiteres Beispiel dafür, dass vom Land Dinge aufgesetzt würden, „die uns als Stadt finanzielle Verpflichtungen bringen und unseren Haushalt belasten“.

Bottrop will Letter of Intent abgeben

Dennoch betont Karen Alexius-Eifert, dass Bottrop bis zum 10. Mai den vom Land nun geforderten „Letter of Intent“ als grundsätzliche Interessensbekundung abgeben werde. Denn das Programm an sich sei „eine gute Sache. Die brauchen wir für unsere Kinder und auch für die Zukunft der Stadt“. Dem „Letter of Intent“, also der Teilnahme-Absichtserklärung, müsse dann noch die verbindliche Antragstellung folgen. „Bisher gibt es noch keine Förderrichtlinie. Aber die werden wir uns dann noch sehr genau angucken“, so Karen Alexius-Eifert.