Bottrop. Bis zu 900 Fahrzeugbewegungen täglich drohen am geplanten Logistikzentrum in Bottrop-Eigen. Die Anwohner wehren sich gegen die Neuansiedlung.

Es ist eine riesige neue Ansiedlung, die im Bottroper Norden geplant ist: Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Rheinbaben soll ein Logistikzentrum entstehen. Nachdem die Firma Eurovia das Gelände an die Swiss Life Asset Managers verkauft hat, formiert sich Widerstand bei den Anliegern. Denn die Schweizer Vermögensverwaltungsgesellschaft will dort einen Logistiker mit bis zu 900 Fahrzeugbewegungen täglich ansiedeln.

Die Anlieger haben 190 Unterschriften gesammelt und der Stadt vorgelegt, um sich gegen die Planungen zu wehren. Auch Eltern der anliegenden Kita sprechen sich gegen den Logistikpark aus. „Wir sehen das als erhebliche Belastung und machen uns Sorgen“, sagt Gerd Rahmann, der in der angrenzenden Velsenstraße lebt und für die Anwohner spricht. „Wir sind extrem beunruhigt.“ Sie sorgen sich zum einen vor Lärm durch die Lastwagen, zum anderen vor den zusätzlichen Belastungen durch Stickoxide und Feinstaub.

Sie wollen sich auf den Abstandserlass des Lanuv (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) berufen, der festlegt, dass Logistik-Unternehmen einen Abstand von mindestens 300 Metern zur Wohnbebauung einhalten müssen.

Das gelte aber nur bei einer Neuerschließung, sagt der Technische Beigeordnete Klaus Müller. Die ehemalige Zeche Rheinbaben ist aber schon seit Jahrzehnten als Gewerbegebiet ausgewiesen. Dort ist grundsätzlich erstmal Gewerbe aller Art zulässig. „Wir können das gar nicht ablehnen“, sagt Klaus Müller.

Logistikpark im Bottroper Norden: Schutz für die Anwohner vor Lärm

Aber die Stadt habe sich in Absprachen mit der Swiss Life auf diverse Schutzmaßnahmen verständigt, habe darauf hingewirkt, „möglichst große Rücksichtnahme“ mit Blick auf die Anwohner walten zu lassen. Im Baugenehmigungsverfahren war der „Vorhabenträger“, wie es im Amtsdeutsch heißt, verpflichtet, mithilfe eines Gutachtens nachzuweisen, dass die Immissionen verträglich sind. Gemessen wird das an der nächstgelegenen Wohnbebauung. Die Lautstärke darf die Höhe von 35 Dezibel nicht überschreiten.

Damit das sichergestellt ist, wird die Swiss Life die Zufahrt zum Gelände von der Rheinbaben- auf die Hiberniastraße verlegen. Dort, wo jetzt die Einfahrt zum Gelände liegt, wird eine Lärmschutzwand errichtet. „Wir haben außerdem darauf gedrängt, dass sich die Wartezone für die Lastwagen innerhalb des Geländes befindet“, sagt Klaus Müller. So könne vermieden werden, dass Lkw-Fahrer auf öffentlichen Straßen warten, schlimmstenfalls noch mit laufendem Motor. Zudem sollen Sozialräume auf dem Gelände dafür sorgen, dass den Fahrern Toiletten und Duschen zur Verfügung stehen.

Belastung für Anwohner vermeiden: Lastwagen sollen festgelegte Strecke fahren

Die Beladezone innerhalb der Fläche werde vom Wohngebiet abgewandt eingerichtet. „Es gibt keinen Verkehr an den Wohngebäuden“, sichert Klaus Müller zu. Zumal geplant sei, sowohl die Rheinbabenstraße als auch die Velsenstraße zum verkehrsberuhigten Bereich auszubauen – und somit kaum passierbar für Lastwagen zu machen.

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Denn die Anwohner haben noch eine weitere Sorge neben dem Lärm und der Feinstaubbelastung, die direkt rund um das Gelände entsteht: Halten sich die Lastwagen-Fahrer, die oft nicht ortskundig sind, an die vorgeschriebenen Fahrwege? In der Theorie soll der Lkw-Verkehr von der A2-Ausfahrt Gladbeck-Ellinghorst über die Scharnhölzstraße und die Industriestraße zur Hiberniastraße geführt werden. Mit Blick auf die vielen Lkw-Irrfahrten rund um die Prosperstraße befürchten die Anlieger aber, dass auch Trucker ins Wohngebiet fahren.

Schon jetzt gebe es laut den Anwohnern zunehmend Schwerlastverkehr in den Wohnstraßen – trotz des Durchfahrtsverbots für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen.

Neues Logistikzentrum in Bottrop-Eigen: Drei Lagerflächen mit insgesamt 30.000 Quadratmetern

Gerd Rahmann und seine Mitstreiter ärgern sich, dass sich die Suisse Life „absolut unbeweglich zeigt“. Mit der Stadt hätten sie ein gutes Gespräch geführt, von der Suisse Life gebe es aber keine Rückmeldung.

Die sei aber laut dem Unternehmen nun erfolgt. Wie Jörg Werder, Construction Director Logistics bei der Swiss Life, sagt, sei das Unternehmen selbstverständlich gesprächsbereit und nehme die Sorgen der Anwohner ernst. „Wir suchen jetzt mit der Siedlergemeinschaft einen Termin, um über unsere Pläne zu informieren.“ Allerdings habe, so Gerd Rahmann, die Suisse Life „jegliche Kommunikation mit den Anwohnern vor der Erteilung einer Baugenehmigung verweigert“.

Die Suisse Life Asset Managers wollen drei große Halle mit insgesamt 30.000 Quadratmetern Lagerfläche errichten. Zunächst werde laut Klaus Müller aber das neue Bürogebäude für Eurovia, die einen Standort auf dem Gelände behalten, gebaut, anschließend können die Abrissarbeiten und der Bau der Lagerhallen starten. Einen genauen Zeitplan kann das Unternehmen noch nicht nennen, so lange die Baugenehmigung nicht erteilt ist.

Die Anwohner behalten sich unterdessen rechtliche Schritte vor. „Wir klopfen die juristischen Wege ab“, sagt Gerd Rahmann. Hoffnung machen ihm die von der EU neu festgelegten Grenzwerte für die Luftqualitätsrichtlinie, die deutlich verschärft worden sind. „Auch in dieser Hinsicht ist der vorgelegte Bauantrag noch einmal zu überprüfen und neu zu bewerten.“