Bottrop. Wilfried Fesselmann und Markus Elstner wurden Missbrauchsopfer eines Priesters. Fesselmann verklagt das Bistum, Elstners Klage ist in Arbeit.
Wilfried Fesselmann aus Gelsenkirchen und der Bottroper Markus Elstner sind beide als Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs durch den katholischen Priester Peter H. geworden. Fesselmann hat jetzt wie angekündigt das Bistum Essen auf Zahlung von Schmerzensgeld verklagt und ist damit der erste Kläger im Bistum. Elstners Klage ist in Vorbereitung. Obwohl die zivilrechtlichen Ansprüche der Opfer verjährt sind, will das Bistum nach Prüfung der Fälle „auf die Einrede der Verjährung verzichten“, sagt Bistumssprecher Ulrich Lota auf WAZ-Anfrage.
Fesselmann wie Elstner werfen dem Bistum Essen vor, die damalige Bistumsleitung habe die Vorwürfe gegen Peter H. totgeschwiegen. Das bestätigen die Autoren der Missbrauchsstudie für das Bistum, dessen Ergebnisse Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und Generalvikar Klaus Pfeffer im Februar 2023 vorstellten. Über Peter H.‘s Zeit in der Gemeinde St. Cyriakus von 1973 bis 1978 schreiben die Autoren der Missbrauchsstudie: „Aus den Erzählungen derjenigen, die wir interviewen konnten, ergeben sich zahlreiche Hinweise darauf, dass es einer aufmerksamen Umgebung möglich gewesen sein müsste, zumindest Veränderungen bei den Kindern zu erkennen.“
Missbrauchsstudie: Bottroper Fall hat „Verdeckungsmaschinerie in Gang gesetzt“
1978 hatte eine Mutter den damaligen Kaplan sogar bei der Polizei anzeigen wollen, weil Peter H. eine „ungute Beziehung“ zu zweien ihrer Söhne habe. Der Gemeindepfarrer, dem sie sich anvertraute, soll ihr diesen Plan ausgeredet haben. Kurz darauf wurde Peter H. nach Essen versetzt. „Das ging damals ganz schnell, dann war Peter H. plötzlich in St. Andreas in Essen-Rüttenscheid“, erinnert sich Markus Elstner. Die Mutter habe „eine Verdeckungsmaschinerie des Bistums in Gang gesetzt“, kommentieren die Autoren der Missbrauchsstudie.
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Aus heutiger Sicht schwer zu fassen: Peter H.‘s Nachfolger in St. Cyriakus wurde Michael P., dem ebenfalls vielfacher sexueller Missbrauch von Jungen vorgeworfen wird. Gemeinde und Bistum hätten den Priester mehr als 20 Jahre gedeckt, heißt es in der Missbrauchsstudie. Peter H. wurde nach Bayern versetzt. Auch dort setzte er den Missbrauch von Jungen fort, 1986 wurde er wegen Missbrauchs sogar zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Selbst danach ging der Missbrauch weiter. Es ist die Rede von etlichen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs an 23 namentlich bekannten Personen.
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Erst als Franz-Josef Overbeck 2009 Ruhrbischof wurde, habe im Bistum die Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe begonnen. In der Missbrauchsstudie heißt es dazu: „2010 ist, wie schon oft festgestellt, das Jahr in dem das bisherige Verhalten der Bistümer gegenüber den Sexualstraftätern in den Reihen des Klerus ins Wanken gerät.“ Ruhrbischof Overbeck war es auch, der gegenüber Peter H. ein Zeichen setzte und ihn im Juni 2022 aus dem Priesterstand entließ.
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Die Berufsgenossenschaft VBG hat Markus Elstner inzwischen ein „Verletztengeld“ in Form einer Rente zugesprochen. Sie hält es für erwiesen, dass seine psychischen und physischen Probleme auf den Missbrauch durch Peter H. zurückzuführen sind. Und sie kann sogar auf ein Dokument zugreifen, in dem Peter H. den Missbrauch zugibt. Im Rentenbescheid zitiert die Genossenschaft den Ex-Priester mit dem Geständnis, es habe bei drei Übernachtungen Elstners in H.‘s Bottroper Wohnung „Entblößungen“ gegeben. Er habe den Jungen „in einer Art und Weise berührt, die sexuelle Erregung zum Ziel gehabt habe“.
Mit diesem Geständnis kann Elstner nach seiner Einschätzung im Zivilprozess beweisen, dass der Missbrauch stattgefunden hat. Und bei der Frage, ob das Bistum damals hätte einschreiten und manche Tat verhindern können, kann sich Markus Elstner auf die Autoren der Missbrauchsstudie berufen. Deren Autoren listen dazu neun „kritische Ereignisse“ auf, bei denen die Gemeinde und das Bistum hätten reagieren müssen.