Bottrop. Der wegen Missbrauchs verurteilte Priester Peter H. ist aus dem Klerikerstand entlassen worden. Opfer Markus Elstner sieht darin eine Gefahr.

Der Priester Peter H. ist aus dem Klerikerstand entlassen worden. Er hat zahlreiche Jungen missbraucht, darunter den Bottroper Markus Elstner und den Gelsenkirchener Wilfried Fesselmann, die ihr Leid öffentlich gemacht haben und kürzlich einen Gedenkstein für Peter H.s Opfer vor St. Cyriakus enthüllt haben.

Peter H. ist wegen Missbrauchsfällen im Bistum Essen und im Erzbistum München-Freising beschuldigt und strafrechtlich verurteilt. Er lebt seit 2020 wieder in Essen. Im Rahmen eines laufenden kirchenrechtlichen Verfahrens hatte der Vatikan H. die Rechtsbelehrung erteilt, dass er angesichts der erhobenen Vorwürfe die Entlassung aus dem Priesterstand selbst beantragen könne. Nachdem H. von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, ist nunmehr die sogenannte Laisierung erfolgt.

Ausübung der priesterlichen Dienste seit 2010 untersagt

Aus Sicht des Bistums Essen ist vor dem Hintergrund der zahlreichen und schwerwiegenden Fälle, für die H. verantwortlich ist, die für Priester als Höchststrafe geltende Entlassung aus dem Priesterstand nachvollziehbar und angemessen. H., dem durch Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck seit 2010 die Ausübung der priesterlichen Dienste untersagt war, hatte durch eine Reihe von Auflagen und Weisungen bisher unter Aufsicht des Bistums Essen gestanden und nach Angaben des Bistums diesbezüglich auch kooperiert.

Ein Gedenkstein für die Opfer von Peter H. steht nun vor der Bottroper Kirche St. Cyriakus. Er soll durch Deutschland ziehen – überall dorthin, wo Peter H. Verbrechen begangen hat.
Ein Gedenkstein für die Opfer von Peter H. steht nun vor der Bottroper Kirche St. Cyriakus. Er soll durch Deutschland ziehen – überall dorthin, wo Peter H. Verbrechen begangen hat. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ruhrbischof Overbeck: „Das sehe ich nicht ohne Sorge“

Im Jahr 2020 hatte Overbeck H. von Bayern zurück ins Ruhrbistum beordert, um durch eine engmaschige Führungsaufsicht möglichen weiteren Missbrauchstaten vorzubeugen. Wenn H. nicht mehr zum Klerus gehöre, „werden diese Bemühungen in dem Umfang, wie es jetzt geschieht, auf Dauer nicht weitergeführt werden können. Das sehe ich nicht ohne Sorge“, schrieb Bischof Overbeck dem Vatikan.

Es gelte nun, einen verantwortlichen Übergang zu gestalten, so Simon Friede, Interventionsbeauftragter des Ruhrbistums. Das Bistum ist dazu mit H. im Gespräch. H. unterliegt allerdings keiner kirchlichen Weisungsbefugnis mehr. Anhängige wie zukünftige Mitteilungen und Beschuldigungen werden weiterhin, gemäß der geltenden Richtlinien bearbeitet. Das Bistum bleibt mit den Betroffenen in Kontakt.

Markus Elstner sieht die Entlassung des Skandal-Priesters aus dem Klerikerstand mit sehr gemischten Gefühlen. „Man könnte es als Zeichen sehen, als Fortschritt. Aber ich betrachte auch die andere Seite der Medaille.“ In seinen Augen sei Peter H. nun ein freier Mann, der machen könne, was er wolle. „Das Bistum hat keine Handhabe mehr über ihn. Für mich ist und bleibt er weiter eine tickende Zeitbombe. Er stellt für mich eine ganz große Gefahr dar.“

Mit seinem Rechtsanwalt habe Elstner deshalb über die Möglichkeit einer Fußfessel für Peter H. gesprochen. Darüber hinaus stellen sich dem Bottroper weitere Fragen, wie: Warum passiert das Ganze zum jetzigen Zeitpunkt – und wer zahlt jetzt für Peter H.?