Bottrop. Aydin Sönmez (42) ist der erste Schiedsmann in Bottrop mit Migrationshintergrund. Warum er die besten Voraussetzungen für das Ehrenamt mitbringt.

Aydin Sönmez ist der erste Schiedsmann in Bottrop mit Migrationshintergrund. Dem 42-Jährigen ist diese Besonderheit durchaus bewusst. Aber wie es sich für eine Schiedsperson gehört, geht es ihm vielmehr um die Sache als um die Nationalität.

Sein Schiedsbezirk umfasst den Bottroper Süden mit Ebel, Vonderort und Welheim. In seinem näheren Umfeld leben viele Bottroperinnen und Bottroper mit dem gleichen Migrationshintergrund. Seine Eltern kommen in den 1960er Jahren aus der Türkei.

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„Ich bin in Deutschland geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen“, sagt Aydin Sönmez. Er spricht die türkische Sprache. Er engagierte sich im Vorstand der türkischen Gemeinde und ist Mitglied im städtischen Integrationsausschuss. Die Bekanntheit ist also da. Nun verkörpert er als Schiedsmann eine weitere, neue Rolle.

„Es wird interessant zu beobachten, ob Menschen mit Migrationshintergrund das Angebot nutzen werden“, sagt Carsten Moritz, Verwaltungsmitarbeiter im Fachbereich Recht und Ordnung. Die Bewerbung von Aydin Sönmez landete einst auf seinem Schreibtisch – jedoch aus einem anderen Grund.

Aydin Sönmez interessierte sich eigentlich für ein anderes Ehrenamt

Der 42-Jährige interessierte sich für das Schöffenamt. 238 Meldungen gingen im Fachbereich bis zum Stichtag (12. April 2023) ein. Letztlich landete er nicht auf der Liste und wurde nicht vom Wahlausschuss zum Schöffen gewählt. Aber seine Bewerbung hatte das Interesse von Moritz geweckt, gesucht wurde nämlich ein neuer Schiedsmann für den Bezirk II.

„Er war ein absoluter Top-Kandidat“, sagt Carsten Moritz. Zuerst habe er jedoch die vorschlagberechtigte Partei im Bezirk, die SPD, gefragt, ob sie einen Kandidaten hätten. Hatten sie nicht. Er ruft dann Sönmez an. Beide treffen sich zu einem Gespräch und Moritz erklärt ihm, was auf ihn zukommen würde. Und Sönmez will, denn er hat eine Vorstellung davon, worauf er sich einlässt.

Neuer Schiedsmann: „Ich bin ein Typ, der das Ehrenamt liebt.“

Er bringt die besten Voraussetzungen für das Amt mit. Da wäre zunächst die wichtigste Qualifikation. „Ich bin ein Typ, der das Ehrenamt liebt.“ Seit einigen Jahren ist er Vertrauensmann und im Betriebsrat bei Siemens tätig. Natürlich auch ehrenamtlich.

Er war ein absoluter Top-Kandidat“
Carsten Moritz, Verwaltungsmitarbeiter im Fachbereich Recht und Ordnung

In diesen Funktionen ist er gewohnt, verschiedene Parteien an einen Tisch zu bekommen und einen Kompromiss zu finden. Er kann zuhören, will vermitteln und lässt die Parteien zu Wort kommen. Auf emotionale Gesprächspartner kann er beruhigend einwirken. Wer Schiedsperson werden will, muss empathisch und kommunikativ sein. „Es geht darum, eine gemeinsame, friedliche Lösung zu finden“, meint Aydin Sönmez.

So oft müssen Schiedsleute im Jahr schlichten

Carsten Moritz betont, dass dies die Aufgabe des Schiedswesens sei. „Schlichten statt richten. Keiner soll am Ende mit dem Gefühl eines Verlierers den Raum verlassen.“ Schiedspersonen sollen bei kleineren zivil- und strafrechtlichen Streitigkeiten für außergerichtliche Schlichtungen sorgen.

Ich bin ein Typ, der das Ehrenamt liebt“
Aydin Sönmez, Schiedsmann im Bezirk II

„Häufig sind es Nachbarschaftsstreitigkeiten“, sagt Carsten Moritz. Zwischen fünf und 15 Fälle könne es im Jahr jeweils in den fünf Stadtbezirken geben. „Eine Schiedsperson muss manchmal auch ein kleiner Detektiv sein“, meint Moritz. Er müsse ergründen, warum es zu den Streitigkeiten gekommen sei. „Oft steht vor diesem Konflikt ein noch nicht gelöster Konflikt aus der Vergangenheit. Der aktuelle ist dann nur die Spitze des Eisbergs.“

Die Bezirksvertretung-Süd wählte Aydin Sönmez in der Sitzung am 26. Oktober. Kurze Zeit später folgte die Vereidigung über das Amtsgericht. Bis dato hat er noch keinen konkreten Fall gehabt. Aus seiner Erfahrung im Betriebsrat weiß er aber, dass eine Schlichtung „zehn Minuten, aber auch drei Stunden“ dauern kann. Seine Amtszeit als Schiedsmann dauert insgesamt fünf Jahre. Die Gespräche finden in den Räumlichkeiten des Fachbereichs Recht und Ordnung an der Böckenhoffstraße 40 statt.

Die Stadt Bottrop verfügt über fünf Schiedsamtsbezirke. Für den Bezirk IV (Batenbrock, Boy) wird schnellstmöglich eine neue Schiedsperson gesucht. „Delikte, bei denen die Schiedsleute eingreifen können, sind zum Beispiel Beleidigungen, Nachbarschaftsstreitigkeiten, aber auch Bedrohungen oder Sachbeschädigungen. Schiedsleute sollen zwischen 25 und 75 Jahren alt, von ihrer Persönlichkeit und ihren Fähigkeiten geeignet sein sowie im Schiedsamtsbezirk wohnen“, so die Stadt in ihrer Ausschreibung. Interessierte für den Bezirk IV können sich melden im Fachbereich Recht und Ordnung unter 02041 70-3257.