Bottrop-Kirchhellen. Im Frühjahr 2023 haben sich Marder in der Bibliothek in Bottrop-Kirchhellen eingenistet. Die Bücherei ist immer noch geschlossen.
Marder weg – einmal desinfizieren, durchfegen und die Bücherei wieder für den Publikumsverkehr öffnen? Das ist leider viel zu kurz gesprungen. Aktuell spielt sich der Arbeitsalltag in der Kirchhellener Bibliothek noch zwischen Abdeckplanen, Farbkanistern, kreuz und quer stehenden Regalen und mehr als 400 Bücherkisten ab.
Zur Erinnerung: Im letzten Frühjahr war ein Marder in die Zwischendecke der Bibliothek eingezogen. Knapp 500 Quadratmeter trockenes, warmes und – außerhalb der Publikumszeiten – völlig ungestörtes Marderparadies. Aber das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen dem Team und dem tierischen Untermieter war ganz und gar nicht ungetrübt. Geruchs- und Lärmbelästigung, Chaos in allen Räumen, nachdem das Tier durch die Decke gebrochen war. Also wurden Förster und Kammerjäger zurate gezogen und trotz der Schonzeit für die Tiere von Frühjahr bis Herbst eine Sondererlaubnis für das Aufstellen von vier Lebendfallen erwirkt.
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Marder haben sich in Kirchhellener Bibliothek vermehrt
Problem gelöst? Leider noch lange nicht. Im Gegenteil, der Marder – das Team hatte ihn zwischenzeitlich auf Beelzebub getauft – suchte sich eine Marderfrau (Luzy) und gründete mit ihr eine Familie. Die ernährte sich dann teilweise von den Ködern in den Fallen, ohne jedoch den Schnappmechanismus auszulösen, der die Tür der Falle schließt. Auch WC-Steine – Marder verabscheuen angeblich den Geruch – kamen zum Einsatz. Parallel zu den Vergrämungsbemühungen haben Experten die Zugänge zum Haus untersucht und schlossen alle Öffnungen oder brachten, wo eine Versiegelung unmöglich war, engmaschige Gitter an.
Inzwischen sind die Mader tatsächlich ausgezogen, und alle hoffen, dass die Trennung von Dauer ist. Der entstandene Schaden ist aber beträchtlich. „Bei einer ersten Inspektion der Zwischendecke zeigten sich einige zusätzliche Überraschungen“, erinnert sich Thomas Czampiel, Architekt der Stadt Bottrop für den Bereich Bauunterhaltung.
„Überall auf der Zwischendecke lagen halb aufgefressene Mäusekadaver, Vogelköpfe und andere Überreste, die die Tiere hinterlassen hatten. Nicht gerade appetitlich“, findet Standortleiterin Andrea Schwarzer.
Bibliothek in Bottrop-Kirchhellen musste komplett saniert werden
Aber die Probleme, vor die der Architekt sich gestellt sah, waren nicht so schnell zu beseitigen wie Hinterlassenschaften der Tiere. Er stellte fest, dass das Leitungssystem, das sich auf der Zwischendecke zum Gebäude darüber befand, den Anforderungen des Brandschutzes nicht mehr entsprach. Die Folge: Die gesamte Zwischendecke einschließlich der tragenden Deckenkonstruktion und der Beleuchtung musste entfernt werden. Trockenbauer, Elektriker, Maler – für ein paar Wochen war die Bücherei fest in Handwerkerhand. Und obwohl eine Baustellenzwischenwand eingezogen wurde, drang der Baustaub durch alle Ritzen.
„Zwischenzeitlich sah es hier aus, als hätte Christo eine neue Herausforderung gesucht“, sagt Andrea Schwarzer lachend, „weil wir versucht haben, unsere Bücher und andere Medien durch Verhüllung zu schützen. An eine Auslagerung der gut 400 Kartons und der Möbel war leider gar nicht zu denken, und so räumen wir seit Wochen alles Stück für Stück von der einen in die andere Ecke, entstauben und putzten und nutzen die Gelegenheit, auch einiges zu entsorgen, was ohnehin nicht mehr gebraucht wird. Veraltete Medien zum Beispiel, die schon lange nicht mehr ausgeliehen wurden.“
Glück im Unglück: Neue Raumaufteilung in der Bibliothek
Als Glück im Unglück empfinden es die Mitarbeiterinnen, dass im Zuge der Arbeiten ein Raum abgeteilt werden konnte. Dieser neu gewonnene Abschnitt soll demnächst zu Schulungszwecken genutzt werden. „Beliebt sind schon seit langem Kurse für Senioren zum Umgang mit PC und Handy. Bisher fanden sie in einer Ecke des großen Bibliothekstraums statt. Das störte dann oft andere Besucher. In Zukunft kann beides parallel unabhängig voneinander stattfinden“, freut sich Andrea Schwarzer.
Inzwischen nähern sich die Arbeiten dem Ende und Thomas Czampiel betont, wie gut die Zusammenarbeit zwischen den Handwerkern und dem Bibliotheksteam gelungen ist. Als Letztes wurde ein neuer Boden verlegt und jetzt können die Kollegen vom EDV-Support aktiv werden. „Und obwohl der Stress manchmal extrem hoch war, war das Bibliotheksteam immer hilfsbereit, geduldig und zielorientiert bei der Sache. Das ist keine Selbstverständlichkeit und dafür sind wir sehr dankbar“, stellt der Architekt zufrieden fest.
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Bibliothek soll nach den Osterferien wieder neu eröffnen
Andrea Schwarz und ihre Kollegin wiederum sind sehr glücklich, dass der Standort durch die Renovierung deutlich gewonnen hat. „Das veränderte Beleuchtungskonzept, der strapazierfähige und farblich gut abgestimmte Bodenbelag, der funktionell eingerichtete neue Büroraum, von all dem profitieren die Besucher und auch wir als Team,“ freut sich die Standortleiterin.
Die Neueröffnung der Bibliothek ist nach den Osterferien geplant. Es wird eine Feier geben, zu der Beelzebub und seine Familie aber definitiv nicht eingeladen sind.
Und wie stehen die Chancen, dass die Marder sich für immer verabschiedet haben? Tatsächlich gab es auch schon früher mal Marder in der Kirchhellener Bibliothek. Die Tiere sind generationsübergreifend standorttreu. Das heißt, sie beheimaten sich in einem Radius von circa 400 Metern, und auch die Jungtiere kehren immer wieder gerne in ihr altes Zuhause zurück. Es bleibt also spannend.