Bottrop-Kirchhellen. Vermutlich schon seit April haben sich Marder unter dem Dach der Bibliotheksfiliale eingerichtet. Bis jetzt sind sie in keine Falle gegangen.
Ein Jäger hat in der Kirchhellener Bibliotheksfiliale Auf der Bredde Schlupflöcher gesucht und Fallen aufgestellt. Der Fachbereich Umwelt und Grün hat im Umfeld alle Büsche zurückgeschnitten. Dachdecker haben verschiedene Löcher abgedichtet. Alles bisher vergeblich: Marder haben sich unterm Dach eingenistet. Und seitdem ein Tier nachts durch die Decke gebrochen ist, bleibt die Büchereifiliale geschlossen. Zu gefährlich, sagt Teamleiterin Andrea Schwarzer. „Stellen Sie sich mal vor, der fällt aus der Decke auf eine Schulklasse!“
Auch interessant
Am Freitagmorgen nach dem nächtlichen Durchbruch waren einige Bücherschränke regelrecht ausgeräumt, erinnert sich Andrea Schwarzer. „Wir haben uns gefragt: Waren das Einbrecher oder die Marder? Als wir im Nebenraum dann die Hinterlassenschaft eines Tiers entdeckt haben, war die Frage beantwortet.“
Die Marder? Mehrere? „Das ist eindeutig“, sagt Andrea Schwarzer. „Wir haben die Tiere an verschiedenen Stellen gleichzeitig laufen gehört. Wir gehen inzwischen davon aus, dass es Nachwuchs gibt.“ Gut möglich, sagt Peter Kleimann, Sprecher der Bottroper Kreisjägerschaft: „Kann sein, dass die im Mai Jungtiere bekommen haben.“
Marder gehen in keine Fall: „Sie sind geschickt und wendig“
Auf das Hilfeersuchen der Stadt hin hat Kleimann der Bücherei einen Marderexperten vermittelt. Der hatte bisher aber kein Jagdglück. Im Gegenteil: Aus den Lebendfallen haben die Tiere sich mit ganz spitzen Pfoten die als Köder ausgelegten Eier geangelt, ohne die Fallen auszulösen. „Das ist ein Teil des Problems“, sagt Kleimann. „Marder sind geschickt und wendig. Sie können Wände hochlaufen und kommen durch Löcher, die wenig größer sind als ein Hühnerei. Wo der Marder mit dem Kopf durchkommt, da zwängt er auch den Rest des Körpers hinterher.“
Zusätzliche Schwierigkeit: Anders als etwa ein Dachboden ist die abgehängte Zwischendecke in der Büchereifiliale nicht begehbar. Zudem ist das Gebäude ein verwinkelter Anbau an das Vestische Gymnasium. Und eine Dehnungsfuge zwischen zwei Gebäuden, sagt der Jäger Kleimann, „ist für den Marder wie eine Leiter. Das ist eine ziemlich verzwickte Angelegenheit.“
Auch interessant
Deshalb soll jetzt ein größere Teil der Zwischendecke geöffnet werden, damit der Experte unterm Dach genauer hinschauen kann. „Wir müssen nach Schlupflöchern und Hauptwechseln (Laufwegen) suchen und die Fallen genau dort platzieren.“ Und ein Tier zu fangen, reicht ja nicht: „Der Kollege muss sie alle kriegen. Das kann zwei Wochen dauern, aber auch noch Monate.“
Das ist nicht das erste Mal, dass Marder Schlupflöcher in die Bibliotheksfiliale finden. „Beim ersten Mal ist das Tier mitten in unser Aquarium gefallen. Das sah aus wie ein großer Putzlappen. Bis der Putzlappen sich bewegt hat.“ Auch beim zweiten Befall vor einigen Jahren gelang es relativ schnell, sie Tiere wieder loszuwerden. Aber diesmal sind sie besonders gewitzt – und hartnäckig.
Lesen Sie weitere Berichte aus Kirchhellen:
- Schräger Hit: Ina Colada stürmt die Ballermann-Charts
- Hoch über Kirchhellen:Brezelkönig weist den Weg zum Fest
- 50.000 Quadratmeter:Miermanns Maislabyrinth
- Fotostrecke:Königsübung der Schützen
Deshalb bleibt die Bibliotheksfiliale Auf der Bredde bis auf Weiteres ein Bücherkiosk, sagt Andrea Schwarzer. Oben am Eingang steht ein Regal zur Buchrückgabe. Zum Ausleihen packen die Mitarbeiterinnen „gemischte Tüten“ zu verschiedenen Themen sowie „Überraschungstüten“, die die Büchereikunden vorbestellen und abholen können.
Per Mail und Telefon (bibliotheksfiliale-kirchhellen@bottrop.de, 02045-41260) können sie sich auch Titel oder Themen wünschen. Zur Abholung sollten Kunden eine Tasche oder Ähnliches mitbringen. Auch die Rückgabe von Medien ist während der Öffnungszeiten (dienstags und donnerstags von 10 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr) ohne Voranmeldung möglich. Wie am Kiosk gilt: bitte schellen (links an der Eingangstür).