Bottrop. Der Kiosk von Andre Jackes ist eine beliebte Anlaufstelle im Viertel. Zum „Tag der Trinkhallen“ soll es ein Nachbarschaftsfest geben.

Es gibt sie noch in Bottrop, die früher häufige „Bude an der Ecke“, und sie heißt auch noch so: „Papa`s Bude am Eck“. Das Eck ist an der Verbindung von Feuerbachstraße und Lukas-Cranach-Straße. Und „Papa“ ist Andre Jackes, der schon seit 30 Jahren hinter dem Kiosk wohnt, der vom Vorbesitzer vier Jahrzehnte betrieben wurde. Nach dessen Tod übernahm Jackes im Mai 2023 die Bude mit dem kleinen Treppenaufgang selbst, weil er „keinen Fremden mehr in meinem Eigentum haben wollte“.

Eine richtige Bottroper Eckbude: „Papa‘s Bude am Eck“.
Eine richtige Bottroper Eckbude: „Papa‘s Bude am Eck“. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Da Jackes immer noch als Lkw-Fahrer für einen großen Filialbetrieb arbeitet, ist der Kiosk zwangsläufig ein Familienbetrieb, in dem die Ehefrau und die beiden Söhne, die mit Familie ebenfalls im Haus wohnen, eingespannt sind. „In meiner Freizeit bin ich allerdings mit Leib und Seele bei meinen Kunden“, ist Jackes voll eingespannt. Vor allem der Einkauf ist seine Hauptaufgabe, da er sich nur mit wenigen Artikeln beliefern lässt und fast alles selbst einkauft. Er ist ständig auf der Suche nach Sonderangeboten, die „ich auch an meine Kunden weitergeben kann, ich versuche, meine Preise immer tief zu halten“.

Bottroper Eckbude bietet großes Sortiment für die Rundum-Versorgung

Es ist nicht nur die typische Eckbude, sondern auch die ehemals gewöhnliche Bude im Viertel mit großem Sortiment für die Rundum-Versorgung: „Das ist hier ein halber Tante-Emma-Laden“, beschreibt Jackes den Betrieb treffend. Neben dem üblichen Sortiment – Tabakwaren, Süßigkeiten, Getränke – stehen bis zur Decke vollgepackte Regale mit haltbaren Lebensmittel, Tierfutter und Hygieneartikeln. „Alles, was die Leute vergessen haben, kann man sich hier holen.“ Da die nächsten Supermärkte etwas entfernt sind, nutzen die Nachbarn den Service für die kleineren Einkäufe, besonders gefragt sei dies am Sonntag.

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Im Wohngebiet ohne wichtige Verbindungsstraßen lebt der Kiosk im Viertel überwiegend von Stammkunden: „Der Kiosk kann nur so überleben, ich kenne hier jeden, und jeder kennt mich“, weiß Jackes um die Bedeutung der Kundenkontakte in der „Nachrichtenzentrale“: Hier im Viertel würden die Menschen noch zusammenhalten, sagt der gebürtige Fuhlenbrocker: „Man trifft sich hier, hier ist immer Betrieb, wir sind von morgens bis abends da, jeder erzählt.“

Fanartikel zur Fußball-EM im Sommer im Sortiment

Die ersten Monate seien finanziell schon schwierig gewesen, resümiert Jackes, es sei viel Kapital notwendig gewesen, „ um den Kiosk ans Laufen zu bringen“. Man habe beim Wareneinkauf große Vorleistungen erbringen müssen, allein der Bestand an Rauchwaren habe rund 30.000 Euro erfordert. Da man nur noch „nachfüllen“ müsse, könnten jetzt Erträge erwirtschaftet werden. Über Sortimentserweiterungen will Jackes den Kundenstamm weiter ausbauen.

Die ganze Familie ist im Einsatz: Inhaber Andre Jackes mit seiner Partnerin Sandra und den Söhnen Dominik und Leon (v. li.).
Die ganze Familie ist im Einsatz: Inhaber Andre Jackes mit seiner Partnerin Sandra und den Söhnen Dominik und Leon (v. li.). © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Kinder werden als wichtige Kunden betrachtet, der untere Teil des Schaufenster gehört den Artikeln für die Kleinen, damit sie in Augenhöhe ihre Auswahl treffen können. Mehr als 40 Eissorten und die für den Sommer bestellte Slush-Eis-Maschine könnten die kleine Kundschaft anlocken. 20 Biersorten, 40 verschiedene Weine und noch mehr Spirituosen erschweren die Auswahl für die Großen. Die ersten Schals der Fußball-Nationalmannschaft liegen schon bereit, zur Sommer-EM sind Fanartikel aller Art geplant.

Wegen der geringeren Nachfrage sei auch das Zeitschriftenangebot kleiner, aber das Stammpublikum bekomme seine gewohnte Zeitschrift, jeder könne jede Zeitschrift bestellen und würde kurzfristig beliefert.

Hier gibt es auch noch den früher in vielen Kneipen beliebten Sparkasten mit wöchentlicher Einzahlung und jährlicher Leerung mit Biermarkenbelohnung. Einige Sparkästen sind noch zu vergeben.

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Auch der DHL-Paketshop ist bei den Kunden gut angekommen, vor allem weil man sich die Päckchen auch an den Kiosk liefern kann und nicht auf freundliche Nachbarn angewiesen ist.

Große Pläne existieren für den „Tag der Trinkhallen“ mit einen „schönen gemeinsamen Nachmittag mit Freunden und Nachbarn“. Das übliche Nachbarschaftsfest soll an diesem Tag gemeinsam mit der Eckbude gefeiert werden, die Straßensperrung ist schon beantragt.

Papa`s Bude am Ecke, Lukas-Cranach-Straße 55 Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 7 bis 2 Uhr, Wochenende 10 bis 22 Uhr