Bottrop. Seit Anfang des Jahres gibt es das E-Rezept. Gerade Apotheken stehen vor Problemen. „Für uns ist es extrem aufwendig“, sagt Bottrops Sprecherin.
Mit Beginn des neuen Jahres hat sich in Bottrops Arztpraxen und Apotheken so einiges verändert. Grund dafür ist das neue E-Rezept, das seit dem Jahresbeginn das klassische Papier-Rezept in Deutschland ablöst. Damit soll es für Patienten, Ärzte und Apotheker einen einfacheren und schnelleren Weg geben, Rezepte auszustellen. Doch macht es das neue elektronische Rezept den Bottroper Ärzten und Apothekern wirklich einfacher? Nicht wirklich.
Gar nicht gut zu sprechen ist Birgit Lauer auf das neue E-Rezept. Die Bottroper Apothekensprecherin ist von dem Zwangswechsel des Systems nicht begeistert. „Das Prinzip hat im Grunde sicherlich viele Vorteile aber im Moment hakt es an allen Stellen“, sagt sie. Das Problem: Die Umstellung auf das elektronische Rezept sei aktuell unfassbar langsam, so Lauer. „Das Hochladen der Rezepte dauert lange und auch das Kontrollieren der Rezepte in der Apotheke kostet enorm viel Zeit“, erklärt sie. „Was soll ich machen, wenn Eltern mit ihrem fiebernden, schreiendem Kind bei mir stehen, ihr Rezept aber noch nicht hochgeladen ist“, macht sie das Problem deutlich.
Und auch an anderer Stelle sei das neue Rezept-System noch stark verbesserungswürdig, so die Apothekerin. Denn vor allem die Komplexität des elektronischen Systems bringe viele Herausforderungen mit sich. „Ich bin Apothekerin und keine Technikerin“, findet Birgit Lauer klare Worte. Oftmals hake die Software oder die Technik in ihrer Apotheke funktioniere nicht einwandfrei, und beantworten könne ihr die Fragen zu Technikproblemen dann meist auch niemand.
E-Rezept: „Umstellung in der Hauptgrippe-Saison ist fast schon respektlos“
Besonders problematisch sieht Birgit Lauer vor allem auch die Risiken, die ein elektronisches Rezeptsystem mit sich bringt. Da die E-Rezepte entgegen dem Glauben vieler Patienten nicht auf der Gesundheitskarte selbst gespeichert werden, sondern auf externen Servern, die über die Karte erreicht werden können, ist das Rezept anfällig. „Wir haben keinerlei analoges Backup. Wenn es einen Stromausfall gibt, mein Internet nicht funktioniert oder etwas am Server nicht stimmt, dann sind wir aufgeschmissen. Von Hackerangriffen mal ganz zu schweigen“, kritisiert sie.
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„Auch die Patienten haben weniger Kontrolle. Sie können ja schlichtweg nicht einsehen und gegen kontrollieren, was auf ihrem Rezept steht“, sagt sie. Aktuell bereite ihr das neue Rezept-System daher vor allem Kopfschmerzen und Sorgen. „Für uns Apotheker ist es extrem anstrengend und zeitaufwendig“, macht sie deutlich.
Und auch mit dem Zeitpunkt der Umstellung hat Birgit Lauer so ihre Probleme: „Ich verstehe nicht, wieso das im Winter passieren musste. Als Gesundheitsminister zu entscheiden, so eine Umstellung in der Hauptgrippe-Saison durchzuführen ist absolut undurchdacht und fast schon respektlos“, sagt sie. Doch unterkriegen lassen will sich Lauer von der Technik und ihren Problemen nicht. „Wir machen das Beste draus. Das haben wir in den ganzen letzten Jahren so gemacht. Irgendwie kriegen wir auch das hin“, sagt sie.
In Bottrops Arztpraxen läuft es besser: Dank E-Rezept können sich Patienten den Weg in die Praxis sparen
Etwas besser weg kommt das neue E-Rezept hingegen bei den Bottroper Arztpraxen. „Bei uns in der Praxis läuft es mittlerweile rund“, sagt Dr. Christoph Giepen, Hausarzt und Sprecher des Bottroper Ärztevereins. Auch ihm habe die Software und Technik hinter dem elektronischen Rezept zu Anfang so seine Probleme bereitet. Doch nach einigen Updates und Umstellungen laufe die Software nun gut. „Man muss wissen, dass es verschiedene Softwareanbieter gibt und die Praxen und Apotheken daher viele verschiedene Softwaremodelle nutzen. Manche laufen anscheinend schon besser, andere haben noch so ihre Probleme“, erklärt er.
Aktuell sehe er jedoch auch einen zeitlichen Mehraufwand, da er vielen Patienten erst einmal das neue System erklären müsse. Die Technik laufe jedoch schon super. Der Bottroper Hausarzt sieht vor allem einen großen Vorteil im E-Rezept. Denn dank der digitalen Vorgehensweise können sich Patienten am Telefon ein Rezept ausstellen lassen und müssen dafür nicht extra in die Praxen kommen. „Auf Dauer sparen damit alle Zeit, wenn die Technik mitspielt.“
Denn obwohl es bei ihm in der Praxis aktuell reibungslos laufe, sieht auch er genau wie Birgit Lauer eine Gefahr im Ausfall der Technik. „Es steht und fällt beim elektronischen Rezept alles damit, dass die Technik funktioniert. Wenn das mal nicht der Fall sein sollte, dann hat man ein Problem.“