Bottrop. Für die marode A42-Brücke gab es schon 2005 Warnungen vor schweren Schäden. Dennoch begannen die Planungen für den Neubau erst elf Jahre später.
Womöglich bis nach Ostern bleibt die marode Bottroper A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal gesperrt, um sie wieder verkehrssicher zu machen – zumindest für Fahrzeuge mit bis zu 3,5 Tonnen Gewicht. Einen Starttermin für den überfälligen Brückenneubau nennt die Autobahn Westfalen derzeit nicht und verweist darauf, dass zunächst das Planfeststellungsverfahren beendet werden muss. Aber warum ist dieses Verfahren nicht viel früher gestartet worden?
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An frühen Warnungen vor schweren Schäden am Brückenkörper hat es nicht gefehlt, und mindestens eine Stimme hat gewaltiges Gewicht. Stahlbau-Experte Prof. Gerhard Hanswille, der schon seine Doktorarbeit geschrieben hatte über „Rissbreitenbeschränkung bei Verbundträgern“, gründete 1998 das „Institut für konstruktiven Ingenieurbau“.
Bereits 2005 hatte er die Brücke untersucht, nachdem Schäden an der Fahrbahnplatte der Brücke aufgetreten waren. Seine „Nachrechnung“ ergab, „dass die Restlebensdauer der Brücke sehr gering ist, eine Verstärkung der Fahrbahnplatte technisch nicht möglich ist und kurzfristig eine Instandsetzung der Fahrbahnplatte durchgeführt werden sollte“.
„Länder haben in eigener Verantwortung Entscheidungen über Prioritäten getroffen“
Hätte das ein Alarmsignal für einen Start der Neubaupläne sein müssen? Wir waren damals noch gar nicht zuständig, sagt Bernd A. Löchter, Sprecher der Autobahn Westfalen. Der Bundesbetrieb habe erst 2021 die Zuständigkeit für Planung, Bau und Betrieb der Autobahnen vom Landesbetrieb Straßen NRW übernommen. Bis dahin hätten die Länder „in eigener Verantwortung“ Entscheidungen über Prioritäten getroffen.
Wer will, kann aus dieser Aussage Kritik herauslesen an der damaligen Entscheidung des Landesbetriebes für Reparatur statt Neubau nach der Warnung von Gerhard Hanswille. Löchter weist aber darauf hin, dass der Erfolg den Ingenieuren damals zunächst Recht zu geben schien, als die Brücke 2009/10 für die Kulturhauptstadt Ruhr 2010 schön gemacht wurde.
A42: Spätestens 2013 hätten die Alarmglocken schrillen müssen
„Unter Hinzuziehung des Berichts von Prof. Hanswille inklusive der gutachterlichen Schadensbewertung und nachfolgenden Ausarbeitung eines Instandsetzungskonzepts sind die Längsrippenanschlüsse der Brücke für knapp zwei Millionen Euro erfolgreich instandgesetzt worden. Der Zustand insbesondere der Fahrbahnplatte konnte so verbessert werden. Die jetzt festgestellten Schäden an den Hängern traten seinerzeit noch nicht auf und waren auch nicht Gegenstand der gutachterlichen Bewertung durch Prof. Hanswille.“
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Spätestens bei der nächsten Brückenhauptprüfung 2013 hätten die Alarmglocken schrillen können, als sich neue Risse auftaten auch an den frisch reparierten Stellen. Erst nach einen weiteren Sanierung 2015 begann allerdings die Neubauplanung.