Bottrop. Ackerland soll an der Tourcoingstraße bebaut werden. Anwohner fragen: Wenn junge Familien dahin ziehen, gibt es für deren Kinder genug Angebote?

Die weitere Bebauung der Tourcoingstraße nimmt immer konkretere Formen an. In der Aula der Willy-Brandt-Gesamtschule ließen sich etwa 30 Betroffene und Vertreter politischer Gremien über den Bebauungsplan „Tourcoingstraße“ informieren. Die Stadt hatte zu einer Informationsveranstaltung geladen. Ursprünglich hatten sich Anwohner gegen das Bauprojekt gewehrt.

Bauprojekt in Bottrop-Eigen: 93 Wohneinheiten sind geplant

Auf der westlichen Seite der bislang nur einseitig bebauten Sackgasse im Eigen will die Bonava GmbH, eine international tätige Baugesellschaft und Projektentwickler aus Brandenburg, 93 Wohneinheiten in Form von maximal zweieinhalb geschossigen Reihen-, Doppel- und Einzelhäusern sowie vier Mehrfamilienhäusern errichten.

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Das Areal sei Bestandteil des vom Rat der Stadt in Auftrag gegebenen Wohnflächenkonzept mit dem Ziel, die Bevölkerung mit Wohnraum zu versorgen, erklärte der Technische Beigeordnete Klaus Müller.

Mindestens 25 Prozent der Wohneinheiten müssen nach den Vorgaben zum geförderten Mietwohnungsbau gehören. Diese Wohnungen werden voraussichtlich in den jeweils zwei Wohnhäusern am Nord- und Südrand der Baufläche entstehen, die Einfamilienhäuser sollen laut Bonava verkauft werden.

Alle Häuser und Garagen erhalten begrünte Flachdächer. Die Straße im Bereich des jetzigen Rad- und Fußweges wird „verschwenkt“ mit versetzten Parktaschen und kleinen Verbundwegen angelegt, um die Straße „aufzubrechen“, erklärten die Vertreter der bms Stadtplanung GbR, die von der Bonava mit der Planung beauftragt wurde.

Der letzte Durchgang zur Bügelstraße bleibt bestehen, so dass die Straße weiterhin Sackgasse mit Wendeplatz bleibt.

Zahlreiche Fachgutachten wurden zu den Themen Boden, Verkehr, Lärm, Entwässerung, Artenschutz, Klima und Landschaft erstellt und lösen nach Ansicht der Verantwortlichen keine erheblichen Konfliktpotenziale aus.

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Das Entwässerungsproblem wird mit den begrünten Dächern, einem Entwässerungsgraben und Sammelbecken vor der verzögerten Ableitung in den Vorthbach gelöst. Das Abwasser wird in die vorhandenen Kanäle abgeleitet.

Lärmbelästigung durch die nahe liegende A2

Die nicht gesundheitsgefährdende Lärmbelästigung komme laut Gutachten vor allem von der nahe liegenden Autobahn (A2), dort werde aber im Zuge der Sanierung des Dreiecks Bottrop ein Lärmschutz errichtet, allerdings wohl erst 2029/30.

An den neuen Häusern werden „passive“ Lärmschutzmaßnahmen eingeplant durch Dämmung und die Ausrichtung der Terrassen und Balkone abgewandt von der Lärmseite.

Laut Klima- und Artenschutzgutachten gebe es keine spürbaren Auswirkungen, ein ökologischer Ausgleich soll in der Nähe geschaffen werden. Auch verkehrstechnisch sei alles im Normbereich.

Bebauung Tourcoingstraße: Erste Proteste gab es schon vor vier Jahren

Die ersten Proteste habe es schon vor vier Jahren mit etwa 1000 Unterschriften und vier schriftlichen Einwendungen gegen die Planung gegeben, sagte Oliver Schüttler, Abteilungsleiter beim Stadtplanungsamt. Die Einwendungen hätten sich vor allem gegen die Zerstörung der Landschaft, die Zunahme des Verkehrs und Lärms sowie den Wegfall der Fuß- und Radwege gerichtet.

Bei der abschließenden Diskussion wurde vor allem der fehlende Kinderspielplatz bemängelt, ebenso wie nicht vorhandene Kita-Plätze für die vermutlich jungen Familien. Ein Spielplatz sei nicht eingeplant, räumten die Verantwortlichen ein.

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Ihr Verweis auf Straßenflächen mit vorgeschriebener Schrittgeschwindigkeit im verkehrsberuhigten Bereich ohne Durchgangsverkehr als mögliches Spielgebiet wirkte nicht sehr überzeugend auf die Anwesenden und ihre Erfahrungen.

Ein Spielplatz soll laut Klaus Müller später an einem anderen Platz in der Nähe errichtet werden, auch eine Kita sei wegen des Bedarfs im Eigen in zeitnaher Planung. Bezüglich eines sicheren Weges zum Einkaufsbereich am Eigener Markt wurde auf den parallel angelegten „Unterhaltungsweg“ neben dem Entwässerungsgraben für Fußgänger und Radfahrer, der über jede Stichstraße zu erreichen sei, verwiesen.

Empörter Anwohner: Neubauten versperren Sicht auf den Sonnenuntergang

Die vorgetragenen Bedenken eines empörten Anwohners, die Neubauten versperrten ihm die Sicht auf die Natur und den Sonnenuntergang, wurden als nicht so schwerwiegend für die Allgemeinheit eingestuft.

Wie geht es nun weiter? Wenn die vorgetragenen Anregungen geprüft sind, wird ein Bebauungsplanentwurf in die politischen Gremien gebracht. Danach werden Plan und Fachgutachten öffentlich ausgelegt – etwa Mitte 2024. Dabei können weitere Anregungen oder Bedenken vorgebracht werden. Der Rat der Stadt entscheidet voraussichtlich im Herbst 2024.