Bottrop. Anwohner in Bottrop-Eigen haben Unterschriften gegen Baupläne an der Tourcoingstraße gesammelt. Doch die Pläne haken auch noch an andere Stelle.

Anwohner der Tourcoingstraße wehren sich gegen die geplante Bebauung der Sackgasse auf dem Eigen. Bisher stehen nur auf einer Seite der Straße Häuser, es gibt nun Pläne, auch die andere Straßenseite zu bebauen. Ein Immobilienunternehmen zeigt Interesse daran, einen Streifen der bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche zu bebauen. Außerdem soll in dem Zuge die Sackgasse ein Stück verlängert werden, so würde der Streifen, auf dem künftig Häuser stehen könnten, länger.

Anwohner und DKP-Vertreter überreichten Baudezernent Klaus Müller (2. v. r.) über 500 Unterschriften gegen die geplante Bebauung an der Tourcoingstraße.
Anwohner und DKP-Vertreter überreichten Baudezernent Klaus Müller (2. v. r.) über 500 Unterschriften gegen die geplante Bebauung an der Tourcoingstraße. © DKP

Dagegen haben die Anwohner mit Unterstützung der DKP auf dem Eigen Unterschriften gesammelt. 565 Stück konnten sie nun dem Baudezernenten Klaus Müller übergeben. Die Anwohner fürchten um die Naherholungsfläche vor ihrer Tür. Außerdem, so die Behauptung der DKP, habe die Fläche eine Bedeutung als Frischluftschneise und sei ein Lebensraum für heimische Tierarten wie Kreuzkröten, Feuersalamander und Fledermäuse.

Bauträger muss Gutachten vorlegen

Die städtischen Planer behandeln die Unterschriften als Teil der frühzeitigen Bürgerbeteiligung, erläutert Baudezernent Klaus Müller auf Nachfrage. Die daraus resultierenden Einwände und Vorschläge werden den politischen Entscheidungsträgern an die Hand gegeben. „In der Hauptsache handelt es sich hier ja um Aspekte des Landschafts- und Naturschutzes. Da muss der Bauträger ja auch noch entsprechende Gutachten vorlegen.“

Die Bebauung der Fläche und der Abschluss des städtischen Planungsverfahrens sind sowieso abhängig von dem neuen Regionalplan für das Ruhrgebiet. Der muss zunächst noch verabschiedet werden. Im Entwurf ist die Fläche zwar schon für Wohnbebauung angemeldet, doch aktuell stockt das Verfahren beim RVR. Dort musste man einräumen, dass der Zeitplan nicht einzuhalten ist und der Plan wohl nicht vor der Kommunalwahl 2020 verabschiedet werden kann. Klaus Müller: „Dadurch, dass wir die Fläche schon für Wohnbau angemeldet haben, kann das städtische Verfahren aber parallel laufen.“

Harsche Kritik im Rat am Vorgehen der DKP

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© funkegrafik nrw | Selina Sielaff

In der Ratssitzung musste sich DKP-Vertreter Michael Gerber harsche Kritik an seinem Vorgehen anhören. Hatte er doch in den Haushaltsberatungen und auch in seiner Rede am Dienstag zehn Millionen Euro für den sozialen Wohnungsbau in Bottrop gefordert. Wenige Sätze später erteilte er dann dem Vorhaben an der Tourcoingstraße sowie den Plänen an der Johannesstraße und in der Beckheide eine Absage.

Diesen offensichtlichen Widerspruch warfen ihm mehrere andere Redner vor. Wie könne die DKP Jahr für Jahr eine solche Summe für Neubauten fordern, wenn sie doch die erste Partei sei, die gegen sämtliche Vorhaben Sturm laufe, so die durchaus süffisant formulierte Frage, etwa von SPD-Fraktionschef Thomas Göddertz.

Am Ende müssen die politischen Entscheider alle Einwände abwägen

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Aktuell läuft das Bebauungsplanverfahren für die Tourcoingstraße. Das heißt, der Bauträge muss diverse Gutachten vorlegen – etwa was den Boden angeht, aber auch Auswirkungen auf Lärm, Verkehr oder Artenschutz. Beim Planungsamt spricht man mit Blick auf die Tourcoingstraße von „Abwägung“. In der Sitzung der Bezirksvertretung Mitte erklärte Oliver Schüttler vom Planungsamt dazu: „Wir bewegen uns hier im Spannungsfeld zwischen Ökologie auf der einen Seite und dem Anspruch der Stadt, ihre Bürger mit Wohnraum zu versorgen“. Am Ende müsse die Politik genau diese Entscheidung treffen.

So sehen die ersten Ideen für die Fläche aus

Nach den derzeit vorbestellen Plänen plant der Bauträger Bonava an dieser Stelle 48 Einfamilienhäuser und bis zu vier Mehrfamilienhäuser. Allerdings könnten sich diese Pläne im Laufe des Verfahrens auch noch ändern, etwa wenn man zu dem Schluss kommt, dass es sich so auf der Fläche nicht realisieren lasse.

Wenn überhaupt geht es um einen 40 Meter tiefen Streifen, der zur Bebauung frei gegeben werden soll. Gleichzeitig will die Verwaltung dem Bauträger aufgeben, die restliche Fläche ökologisch aufzuwerten. Ein Gehölz in dem Bereich ist jetzt schon von der möglichen Bebauung ausgenommen, weil es Lebensraum und Nahrungsstätte für Vögel dient. Außerdem schreibt die Verwaltung Dachbegrünung vor.