Bottrop/Oberhausen. Seit seiner Geburt ist David Broll (27) querschnittsgelähmt. Sein Hobby: Busfahren im Ruhrgebiet. Was er dabei als Rollstuhlfahrer erlebt.

David Broll fährt am ZOB in Bottrop geübt mit seinem Rollstuhl die Rampe hoch, hinein in den Bus der Linie SB 91 nach Oberhausen. Den Busfahrer Sven Szillo, der die Rampe ausgeklappt hat, kennt er persönlich. „Viele Busfahrer sind mittlerweile wie Freunde für mich“, sagt Broll.

Dass er so viele Busfahrer kennt, ist kein Zufall, denn Bus- und Bahnfahren ist für den 27-Jährigen ein Hobby. Einen großen Teil seiner freien Zeit verbringt der Rollstuhlfahrer in öffentlichen Verkehrsmitteln und ist hauptsächlich zwischen seiner Heimatstadt Oberhausen und Bottrop unterwegs.

Seit der Geburt querschnittsgelähmt – Busfahren ist ein Stück Selbstständigkeit

„Nicht viele Rollstuhlfahrer schaffen es, alleine mit dem Bus zu fahren. Für mich ist es einfach ein Stück Selbstständigkeit“, sagt Broll. Seit seiner Geburt ist er durch die Fehlbildung „Spina Bifida“, auch „Offener Rücken“ genannt, querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Gerade deshalb bedeutet das Bus- und Bahnfahren so viel für ihn.

Seine Faszination für öffentliche Verkehrsmittel hat sich früh entwickelt. „Ich war als kleines Kind schon verrückt nach Bussen und Bahnen und bin mit meiner Oma und meiner Tante stundenlang durch die Städte getigert. Die Busfahrer haben mir dabei viel erklärt und ich durfte auch die Türen mal selber öffnen.“

Beim Busfahren kann David Broll abschalten.
Beim Busfahren kann David Broll abschalten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Seit etwa acht Jahren ist Broll nun ohne Begleitung mit Bus und Bahn unterwegs. Angefangen habe er mit kleinen Strecken, die er nach und nach ausgeweitet hat. Mittlerweile fährt er alleine bis nach Duisburg, die weiteste Strecke führte ihn mit dem Zug bis nach Düsseldorf.

Querschnittsgelähmter Oberhausener: Busfahren mit Hindernissen

Doch unterwegs trifft er immer wieder auf Herausforderungen. „Einige Haltestellen sind nicht besonders gut ausgebaut, dort ist das Einsteigen auf der steilen Rampe im Bus nicht ohne Hilfe möglich.“ Insgesamt sei die Barrierefreiheit jedoch schon gut. „An der Linie 979 wurden zum Beispiel vor kurzem erst vier Haltestellen barrierefrei umgebaut“, resümiert Broll.

Broll geht einer geregelten Arbeit in der Werkstatt der Lebenshilfe in Oberhausen-Königshardt nach. Dort arbeitet er im Elektronik-Bereich und baut Lamellenstecker zusammen. „Wenn es dort mal stressig wird, finde ich in Bus und Bahn meine Ruhe. Hier kann ich mich ablenken und mich mit den Busfahrern unterhalten. „Die meisten sind richtig cool drauf, es macht Spaß mit denen zu quatschen. Wir reißen dann immer Witze ohne Ende.“

Erlebnisse in Bussen: „Fahrgäste werden undankbarer“

Auf seinen Touren bekommt Broll viel mit: „Ich erlebe, dass viele Fahrgäste zunehmend undankbarer werden. Deshalb möchte mich auch einfach mal bei den Busfahrern für ihren tollen Job bedanken, den sie täglich machen.“

Mit Busfahrer Sven Szillo hat David Broll sich schon häufig im Bus oder an der Endhaltestelle unterhalten. Auch am ZOB in Bottrop nimmt sich Sven Szillo vor seinem Dienst noch Zeit für einen Schnack.
Mit Busfahrer Sven Szillo hat David Broll sich schon häufig im Bus oder an der Endhaltestelle unterhalten. Auch am ZOB in Bottrop nimmt sich Sven Szillo vor seinem Dienst noch Zeit für einen Schnack. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Mit Busfahrer Sven Szillo von der Vestischen hat Broll schon häufig gequatscht. „David ist bekannt unter den Busfahrern, der fährt oft mit und ist einfach ein sehr freundlicher Kerl“, sagt Szillo. Manche Rollstuhlfahrer würden teils sehr energisch auf Hilfe und Unterstützung pochen, das sei bei Broll einfach anders.

Mittlerweile ist eine Freundschaft entstanden. Diesen Freitag feiert Broll seinen 28. Geburtstag, Sven Szillo möchte nach seiner Schicht dazustoßen.