Bottrop. Heike Schmidt engagiert sich im Netzwerk Blühende Landschaften. Sie setzt sich für Blühstreifen etwa entlang renaturierter Bäche ein. Ihre Pläne.

Heike Schmidt (63) findet die Wege, die entlang der renaturierten Gewässer wie dem Kirchschemmsbach führen, toll. Als Fußgängerin und Radfahrerin nutzt die Bottroperin diese gerne. Als Umweltschützerin aber sah sie Verbesserungspotential – und wurde aktiv. Hier und in ganz Bottrop setzt sie sich dafür ein, Lebensräume für Insekten zu schaffen. Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht.

Wir treffen Heike Schmidt, die sich unter anderem im Bottroper Naturschutzbund (Nabu) engagiert, am Eingang zum ehemaligen Wirtschaftsweg der Emschergenossenschaft an der Hans-Sachs-Straße. Seitdem dieser, der bis zur Gladbecker Straße führt, vor zwei Jahren eröffnet wurde, nutzt die Anwohnerin ihn gern.

Heike Schmidt sammelt auch den Müll auf, der sich vor allem rund um die Bank sammelt.
Heike Schmidt sammelt auch den Müll auf, der sich vor allem rund um die Bank sammelt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Doch als erstes fiel ihr der Müll unangenehm ins Auge. Privat schaffte sie sich eine Greifzange an, begeisterte auch die Enkelin für diese Form von Umweltschutz und klaubt seitdem regelmäßig den Abfall auf diesem Weg auf. „Manchmal kommen riesige blaue Säcke an Müll zusammen“, erzählt Heike Schmidt. Wenn sie diese neben die Abfalleimer stellt, die jeweils an den Straßen an den Zugängen zu den Wegen aufgestellt wurden, nehme die Best sie auch mit.

Was Heike Schmidt aber noch mehr am Herzen liegt, ist der Erhalt von Blühendem entlang des Weges, um Insekten einen Lebensraum zu bieten. Gerade noch hatte sie sich über fröhliches Gesumme rechts und links des Weges gefreut, „dann wurde hier gemäht. Übrig blieb nur noch kahle Erde, alles sah aus wie weggekratzt.“ Immer noch schüttelt sie darüber mit dem Kopf. „Wir haben ein Insektensterben – und dann wird hier alles Blühende abgesägt!“

Bottrop: Verschiedene Initiativen gegen das Insektensterben

Seit Jahren schon wird deutschlandweit vor dem Insektensterben gewarnt – und vor den Folgen. Verschwinden Bienen und Co., wirkt sich das etwa auf die Bestäubung der Blüten von Obst und Gemüse aus. Vögeln fehlt es an Nahrung. Immer wieder wird in Privatgärten, aber auch auf öffentlichen Flächen daher verstärkt auf insektenfreundliche Bepflanzungen gesetzt. So gibt es in Bottrop 50 Bushaltestellen mit Dachbegrünung. Bauer suchten Paten für Bienen-Wiesen, Kleingärtner schafften eine Oase für Schmetterlinge.

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Doch das alles ist unbedingt ausbaufähig, findet Heike Schmidt. Sie telefonierte sich zum Verantwortlichen der Emschergenossenschaft durch, traf sich mit ihm vor Ort. Ergebnis: „Jetzt wird nur noch ein Streifen von 50 Zentimetern Breite neben dem Wegesrand gemäht“, berichtet die 63-Jährige. Der Rest soll stehen bleiben, wachsen, Insekten einen Lebensraum bieten. Selbst in der kalten Jahreszeit: „Insekten suchen im Winter in den Stängeln Schutz.“

Bei der Emschergenossenschaft sei sie mit ihrem Anliegen auf offene Ohren gestoßen. Das bestätigt Pressesprecherin Meike Delang. „Wir mähen dort, wo es möglich ist, seltener, damit sich Tiere und Pflanzen ausbreiten können.“ Das sei eine „super Maßnahme, die wir mit ganzem Herzen unterstützen.“ Allerdings habe diese Praxis ihre Grenzen, so müsse zum Beispiel an Radwegen die Verkehrssicherheit immer gegeben sein. Und auch der Hochwasserschutz gehe im Zweifel vor: „Regen- oder Hochwasserrückhaltebecken können ihre Funktion nur erfüllen, wenn sie nicht zugewachsen sind.“

Nicht mehr komplett abgemäht: die Pflanzen links und rechts des Verbindungsweges der Emschergenossenschaft von der Hans-Sachs-Straße zur Gladbecker Straße.
Nicht mehr komplett abgemäht: die Pflanzen links und rechts des Verbindungsweges der Emschergenossenschaft von der Hans-Sachs-Straße zur Gladbecker Straße. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Weil sie nun aber nicht nur im Bereich renaturierter Bachläufe, sondern stadtweit für mehr Blühstreifen sorgen möchte, gründet Heike Schmidt zusammen mit drei weiteren Frauen am Freitag, 27. Oktober, die erste Regionalgruppe im Ruhrgebiet im „Netzwerk Blühende Landschaften“. „Wir haben schon Bauern, die bereit sind, mit uns zu kooperieren. Wir haben einen Imker, der mit uns zusammenarbeiten möchte. Ein Schäfer will für uns Sensenkurse geben, und der Kleingarten Overbeckshof will uns Räume zur Verfügung stellen“, freut sich Heike Schmidt über breite Unterstützung.

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„Wir wollen etwas anpacken, nicht nur reden“, unterstreicht sie. Und wo immer sie dies erzähle, stoße sie auf viel Zuspruch. Über jeden und jede, die mitmachen wollen, freuen sich die vier Organisatorinnen.

Das Netzwerk Blühende Landschaften wurde vor 20 Jahren von einer Handvoll Organisationen aus Imkerei, Landwirtschaft und Naturschutz gegründet. Trägerverein ist der Mellifera e.V. Ziel ist, kurz gesagt, „ein harmonisches Miteinander von Bienen, Mensch und Natur“.

Das Gründungstreffen der Regionalgruppe Bottrop im Netzwerk Blühende Landschaften findet am Freitag 27. Oktober, ab 19 Uhr im Bürgerhaus Batenbrock statt.