Bottrop. Die Devello Immobilien AG hat für die Tochterfirma, der das Bottroper Karstadt-Haus gehört, Insolvenz beantragt. Was passiert nun mit dem Bau?

Das Amtsgericht Eutin hat am Freitag wie erwartet das Insolvenzverfahren eröffnet über die erst vor wenigen Wochen umbenannte „EKZ Hansastraße 7 AG & Co. KG“, der der ehemalige Karstadt-Komplex gehört. Hauptgläubiger ist die Hypo Noe Landesbank für Niederösterreich und Wien, die dem Land Niederösterreich gehört. Mit ihr arbeitet der Bottroper Projektentwickler Oliver Helmke „an einer nachhaltigen Lösung für Bottrop“, sagte Helmke bereits Ende September auf WAZ-Anfrage. Sein Wunsch sei es, „dass diese für die Innenstadt so bedeutende Immobilie endlich in guten Bottroper Händen landet“. CDU-Ratsherr Karl Reckmann bringt einer weitere Bottroper Firma ins Spiel: Die Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop (GBB) soll sich bei der angestrebten Übernahme des Karstadt-Komplexes in der Fußgängerzone aktiv einbringen.

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Das Amtsgericht Eutin hat nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens den Hamburger Rechtsanwalt Vanja Alexander Kovacev zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Ohne dessen Zustimmung darf kein Geld mehr fließen, weder aus der noch in die KG mit Sitz in Scharbeutz.

CDU-Vertreter Reckmann begründet seinen GBB-Vorschlag: „Warum sollte so etwas ein privater Immobilienunternehmer allein stemmen?“ Auch die Stadt müsse doch ein großes Interesse daran haben, dass das so wichtige Gebäude im Stadtkern nun in Bottroper Hände komme.

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„Das Karstadt-Gebäude ist das Nonplusultra für die Zukunftsentwicklung der Bottroper Innenstadt“, meint Reckmann. In seinem jetzigen Zustand wirke der frühere Kaufhaus-Bau allerdings geradezu lähmend auf das Geschäftsleben und die Innenstadt insgesamt. „Dieser Koloss hängt wie ein schwerer Stein an uns und zieht alles mit nach unten“, urteilt der Ehrenvorsitzende des Bottroper Einzelhandelsverbandes. Mehr und mehr Geschäftslokale um die zu großen Teilen leeren Karstadt-Etagen stehen vor allem an der Hansastraße ebenfalls schon länger leer.

„Warum bedient sich die Stadt nicht der GBB?“

Die städtische Tochtergesellschaft könne sich da durchaus einbringen, weist der CDU-Vertreter auf den Zweck der GBB hin. Danach kann ihre Tochtergesellschaft laut Beteiligungsbericht der Stadt alle im Bereich der Wohnungswirtschaft, des Städtebaus und der Infrastruktur anfallenden Aufgaben übernehmen. Dazu gehört auch, Grundstücke zu erwerben und zu veräußern. Die GBB kann zum Beispiel auch Läden und Gewerbeaufbauten sowie Dienstleistungen bereitstellen.

„Warum bedient sich die Stadt dann nicht der GBB und entwickelt ein Konzept für die Karstadt-Immobilie“, schlägt Reckmann vor. Der Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Innenstadt weist darauf hin, das Baudezernent Klaus Müller den Karstadt-Bau ja wegen der Forderung der Bürgerinitiative „Neustart Bottrop“, darin Büros und Dienststellen der Stadtverwaltung einzurichten, bereits auf dessen Brauchbarkeit hin untersuchen ließ. Die Fachleute der Verwaltung kamen zu dem Ergebnis, dass in den oberen Etagen des alten Kaufhauses durchaus auch Verwaltungsbüros eingerichtet werden können.

Die Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop - hier die Aufsichtsräte Thomas Göddertz und Volker Jungmann sowie Geschäftsführer Stephan Patz und Baudezernent Klaus Müller (von links) - hat ihren Sitz am Südring in Bottrop.
Die Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop - hier die Aufsichtsräte Thomas Göddertz und Volker Jungmann sowie Geschäftsführer Stephan Patz und Baudezernent Klaus Müller (von links) - hat ihren Sitz am Südring in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Diskussion über Beteiligungschancen läuft schon länger

Die Bausubstanz bewertete Müllers Team als gut. Die Verwaltungsleute gingen von einen Kaufpreis um 35 Millionen Euro und Kosten fürs Umbauen und Planen von bis zu 74 Millionen Euro aus, ohne aber auch Kaufgespräche geführt zu haben. Gespräche führt dafür jetzt der Bottroper Immobilienunternehmer Oliver Helmke mit Vertretern der Hypo Noe Landesbank für Niederösterreich und Wien. Diese Bank ist die Hauptgläubigerin bei dem Bottroper Karstadt-Projekt der Devello AG, das nicht mehr voran kam.

Ratsvertreterinnen und Ratsvertreter diskutieren intern ähnlich wie jetzt Karl Reckmann schon seit einiger Zeit über Denkmodelle, wonach sich nicht nur ein Unternehmen bemühen sollte, die Karstadt-Immobilie in Bottroper Hände zu bekommen, sondern sich mehrere private Immobilienfirmen und Geldgeber dabei auch zusammentun könnten. Auch eine finanzielle Beteiligung der Stadt an einer solchen Unternehmung sei denkbar: ob nun dauerhaft oder zeitlich befristet als Käuferin oder als Mieterin. Letztlich sei zu prüfen, ob ein Kauf für die klamme Stadt rentierlicher sei, als ihre Büros weiterhin auf lange Zeit mieten zu müssen.

Stadt wird Kapital der GBB kräftig aufstocken

Der Stadtrat hat vor kurzem einer Kapitalaufstockung der Gesellschaft für Wohnen und Bauen zugestimmt. Danach wird das Stammkapital der städtischen Tochtergesellschaft ab 2024 mehr als verdoppelt, um deren Eigenkapital zu stärken: auf dann 7,757 Millionen Euro. Während die Stadt über den Bottroper Sport- und Bäderbetrieb insgesamt 80 Prozent der GBB-Anteile hält, übernimmt die Bottroper Sparkasse die übrigen 20 Prozent. Zur Kapitalerhöhung überträgt die Stadt vier ihrer Grundstücke an der Börenstraße und der Saarstraße sowie an der Schulstraße und der Holthausener Straße in Kirchhellen an ihre Tochtergesellschaft. Die Sparkasse wird ihren Anteil an der Kapitalerhöhung durch eine Zahlung von nicht ganz 900.000 Euro in die GBB-Rücklagen einbringen.

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Karl Reckmann fordert, dass die Stadt alles unternehmen müsse, was sie nur könne, um die Innenstadt aus ihrer schweren Krise in eine bessere Zukunft zu führen. „Weiter allein auf Einzelhandel zu setzen, wird nicht genügen“, betont auch der Ehrenvorsitzende des Bottroper Einzelhandelsverbandes. Zu diesem Ergebnis sind auch die Ressorts der Verwaltung in ihren Analysen längst gekommen. Neben dem Handel gehörten danach Gastronomie, geeignete Freizeitstätten sowie Wohnungen und Dienstleister in den Stadtkern und in die Fußgängerzone. Warum also geht die Stadt dabei nicht voran?