Bottrop. Der Umbau des alten Karstadt-Hauses wäre günstiger als der neue Verwaltungsbau am Rathaus. Doch wäre darin genügend Platz für 500 Arbeitsplätze?
Der Umbau des früheren Karstadt-Gebäudes zu einem Verwaltungssitz würde auf den ersten Blick günstiger als der bisher geplante Verwaltungsneubau neben dem historischen Rathaus. Für den von dem Lenkungskreis des Bürgerbegehrens „Neustart Bottrop“ ins Spiel gebrachten Umbau des alten Kaufhauses in der Fußgängerzone stecken die Fachleute der Stadtverwaltung einen Kostenrahmen von nicht ganz 110 Millionen Euro ab. Für den geplanten Neubau am Droste-Hülshoff-Platz rechnen sie bekanntlich mit etwas mehr als 115 Millionen Euro. Allerdings ist in dem Neubau für mehr als 500 hochmoderne Arbeitsplätze Platz, in einem modernisierten Karstadt-Bau kämen dagegen nur 330 unter.
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„Die politischen Entscheiderinnen und Entscheider sowie die Bürgerinnen und Bürger müssen nun entscheiden, ob es ihnen das wert ist“, sagte Baudezernent Klaus Müller. „Falls das so ist, kommt dann aber noch die Frage auf: „Wo bringen wir die anderen Arbeitsplätze unter?“ Bisher habe die Stadtverwaltung den Auftrag, an das historische Rathaus einen neues Verwaltungsgebäude anzubauen. Mit den alternativen Kosteneinschätzungen kommt sie einer Pflichtaufgabe nach, weil ein Kreis teils bekannter Bottroperinnen und Bottroper ein Bürgerbegehren beantragt hat.
Vom Einzug ins Hansacenter rät der Baudezernent dringend ab
Demnach sollen die Bürgerinnen und Bürger demnächst folgende Frage entscheiden: „Soll die Stadt Bottrop eine Bestandsimmobilie in dem von der Sanierungssatzung „Hansaviertel“ unter § 1 festgelegten Gebiet erwerben (Karstadthaus, Hansazentrum oder andere geeignete Gebäude) und an diesem Ort eine zentrale Verwaltung für mindestens 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aufbauen, damit die Innenstadt belebt wird?“ Aufgabe der Stadtverwaltung ist es, vorher die Frage zu beantworten, was dies kosten wird und im Rahmen des Bürgerbegehrens die Bottroperinnen und Bottroper darüber zu informieren.
Daher haben ihre Fachleute der Stadt auch einen Kostenrahmen für einen Umbau des Hansacenters vorgelegt. Aus dem leerstehenden Einkaufszentrum zwischen Berliner Platz und Hansastraße ein Verwaltungsgebäude zu bauen, würde die Stadt demnach rund 120 Millionen Euro kosten. Mehr als 28 Millionen würde es laut Stadt allein kosten das Grundstück samt Altbau zu kaufen. Dies wäre nach den Berechnungen der Stadt also teurer als der Neubau neben dem alten Rathaus. Allerdings rät die Spitze der Verwaltung davon ohnehin ab, weil mehr als die Hälfte des Baus für städtische Büros nicht brauchbar wäre. „Ich habe die dringende Empfehlung abgegeben, sich nicht das Hansacenter anzuschauen, wenn man in der Innenstadt südlich der Osterfelder Straße etwas bauen will“, bekräftigte Baudezernent Klaus Müller.
Fürs Karstadtgebäude rechnet die Stadt mit Kaufpreis von 35 Millionen
Für das Karstadt-Gebäude plus Grundstück schlägt nach Angaben der Verwaltung ein Kaufpreis von rund 35 Millionen Euro zu Buche. „Kaufgespräche haben wir nicht geführt“, erläutert der Beigeordnete, bei den Summen handele sich jeweils um die Angaben der Besitzer oder Gläubiger. Für den Karstadtkomplex fallen Baukosten von mehr als 57 Millionen Euro und weitere 17 Millionen Euro für Planungen und Beratungen an. Bei einem Umbau des Hansacenters wären es sogar insgesamt mehr als 92 Millionen Euro. Das liegt auch daran, dass die Fachleute der Stadt die Bausubstanz des leeren Einkaufszentrums als ziemlich schlecht ansehen, die Substanz des Karstadt-Gebäudes dagegen sei gut.
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Als Nachteil des früheren Kaufhauses erweise sich die geringe Anzahl von gerade einmal 42 Parkplätzen, in dem Neubau am Droste-Hülshoff-Platz sind dagegen um die 350 Stellplätze für die Beschäftigten sowie die Besucherinnen und Besucher geplant. Die Zahl der Karstadt-Parkplätze reiche nicht einmal für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, die ihre Privatfahrzeuge zu dienstlichen Zwecken bereit stellten. Bei einem Ausbau des alten Kaufhauses seien dann Alternativen sowohl für über zweihundert Parkplätze als auch für mehr als 200 Arbeitsplätze nötig. Was das kosten würde, hat die Verwaltung noch nicht errechnet.