Bottrop. Im Morianhaus, Bottrops kleinster Flüchtlingsunterkunft, sollten ursprünglich nur männliche Flüchtlinge einziehen. Nun kommt es aber anders.
Einen wohnlichen Eindruck machte das Morianhaus auf die Besucherinnen und Besucher nicht gerade, als diese sich in der neu eingerichteten Flüchtlingsunterkunft gegenüber der alten Zeche Prosper II umschauten. Hinter über Eck stehenden Bauzäunen mit blickdichten Plastikplanen stehen in den Nischen die Betten. Eine Reihe von Metallspinden sind aufgestellt. Als Küche dient ein Raum, in dem auf stabilen Arbeitsplatten einige wenige Elektro-Doppelkochplatten stehen. Das Morianhaus wird nun als Unterkunft für erwachsene Frauen dienen, die allein auf der Flucht sind. „Ab der nächsten Woche ziehen die ersten ein“, sagte Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert.
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Damit hat die Stadt ihre bisherigen Planungen notgedrungen geändert. Zunächst sollten in dem RAG-Gebäude ausschließlich allein geflüchtete männliche Jugendliche aus Syrien, Afghanistan oder Nordafrika untergebracht werden. Inzwischen habe sich der Unterbringungsbedarf aber geändert, erläutern Fachleute der Stadt. An der Größenordnung ändert sich allerdings nichts. „Es werden maximal 25 Menschen sein“, sagte die Dezernentin Es werden außerdem ausschließlich Frauen sein, die im Morianhaus vorübergehend leben. Ein Grund ist: In dem Bau gibt es nur einen Duschraum.
Helfer und Berater kümmern sich intensiv um die Anwohner
Mit ihrer Neuigkeit trägt Karen Alexius-Eifert spürbar dazu bei, etlichen Anwohnerinnen und Anwohnern im Umkreis des Morianhauses ihre Befürchtungen zu nehmen. „Wir sind erleichtert“, sagte Gabi Tanz. Die Bottroperin gehörte zu den ersten, die die Sorgen der Bewohnerinnen und Bewohner wegen der geplanten Flüchtlingsunterkunft in ihrer Nähe zur Sprache brachten. Mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn hatte sie Zweifel geäußert, ob es richtig sei, zig männliche Jugendliche in einem Wohnheim unterzubringen, zumal diese in „einem schwierigen Alter“ seien.
Während einer von mehr als hundert Anwohnern besuchten Bürgerversammlung beschwerten sich viele massiv über die Pläne der Stadt und klagten über eine Benachteiligung der Anwohner im Bottroper Süden. Seitdem kümmert sich die Stadt intensiv um das Wohnviertel. Johanniter-Helfer sind immer wieder als Ansprechpartner in der Siedlung anzutreffen. Die Arbeiterwohlfahrt eröffnete an der Morianstraße ganz in der Nähe des Flüchtlingsheims ein neues Quartierbüro. Auch der Kommunale Ordnungsdienst geht dort jetzt gezielt auf Streife und Vertreter der Stadt informieren die Anwohnerinnen und Anwohner auch direkt über Fortschritte und Änderungen beim Umbau des Morianhauses.
„Ich sehe zum ersten Mal, wie es in einem Flüchtlingsheim aussieht“
Mit der Einladung zur Besichtigung des RAG-Gebäudes lösten Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert und das Team des Quartiersbüros jetzt ihre Zusagen ein, die Bürgerinnen und Bürger im nähren Umkreis des Morianhauses auf dem Laufenden zu halten. Zwar klagten einige darüber, dass sie diese Einladung nicht erreicht habe, doch der Termin machte in der Nachbarschaft schnell die Runde. Auch Ratsleute wie Hajra Dorow und Andreas Morisse sowie Bezirksvertreter Marian Krzykawski verschafften sich gemeinsam mit gut 30 Anliegerinnen und Anliegern einen Eindruck.
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„Es ist das erste Mal, das ich sehen kann, wie es in einer Flüchtlingsunterkunft aussieht“, sagte Hildegard Piontek. Die Batenbrockerin findet es gut, dass Stadt und Awo die Anwohner jetzt unmittelbar einbeziehen und begrüßt auch, dass jetzt Frauen in das Morianhaus einziehen sollen. „Das hat hier viele beruhigt“, ist auch sie sich sicher. Vor allem die Frauen unter den Besuchern sorgen sich inzwischen auch mehr um die zukünftigen Bewohnerinnen der Flüchtlingsunterkunft als um sich. Sie vermissen Geschirr und Bestecke, und fragen, ob die Ausstattung genügt, ob es in der Küche nicht zu wenige Kochplatten gebe.
Nachbarinnen fragen, ob und wie sie helfen dürfen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialamtes behalten da vieles im Blick. Geschirr bekommen die Bewohnerinnen zum Beispiel, wenn sie einziehen. Die Zahl der Kochplatten wird erhöht, sobald mehr Frauen in der Unterkunft leben. „Das ist hier eine Übergangslösung“, erklärt Sachgebietsleiterin Rebecca Steinert-Chmiel. Die Stadt habe das RAG-Gebäude gemietet. Ziel sei es, den geflüchtete Frauen möglichst schnell etwas anderes zum Wohnen anzubieten, macht auch Sozialdezernentin Alexius-Eifert klar.
Ansprechpartner
Die Stadt gibt für die Bewohner im Umkreis des Morianhauses einige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner bekannt. Bei allgemeinen Fragen zur Flüchtlingsunterkunft können sie sich währen der Dienstzeiten an das Sozialamt wenden: 02041 704396.
In dringenden Fällen ist der Sicherheitsdienst OS Security in der Zeit von 18 Uhr bis 6 Uhr direkt zu erreichen: 01575 4600601.
Die Sozialarbeiterinnen der Awo sind unter der Nummer 0178 9159945 zu sprechen.
Die Nachbarinnen wollen auch wissen, ob die geflüchteten Frauen in der Unterkunft auch gut genug geschützt seien, auch wenn die Stadt einen Sicherheitsdienst engagiert hat. „Hier leben ja Menschen. Uns ist schon wichtig, dass es ihnen dort einigermaßen gut geht“, sagt zum Beispiel Marina Wacker. Die fehlende Beleuchtung im Freien direkt am Morianhaus gibt einigen da zu denken. Laternen stehen ja erst wieder an der Morianstraße, und erste Nachbarinnen wollen wissen, was die Bewohnerinnen gebrauchen können und ob und wie sie ihnen helfen dürfen.