Bottrop. Movie Park, Alpincenter, Eloria: Schwergewichte der Freizeitwirtschaft sitzen in Bottrop. Tourismusexperten vergeben trotzdem schlechte Noten.

„Das Potenzial des Tourismus wird in Bottrop bei weitem nicht ausgeschöpft.“ Das ist die Kernthese von Karsten Palme vom Kölner Tourismusexperten „Compass“ als Antwort auf die Frage, warum Bottrop so wenig vom boomenden Ruhrgebietstourismus profitiert. „Die Menschen besuchen die Bottroper Attraktionen, aber übernachtet wird woanders.“ Und das sei schade für die Bottroper Wirtschaft. Denn die Statistik sagt: Ein Tagesgast lässt im Schnitt 30 Euro in der Stadt, ein Übernachtungsgast dagegen bis zu 140 Euro.

Klartext: Es gibt zu wenige hochwertige Übernachtungsangebote in Bottrop. Palme zitiert aus seinen Expertengespräche zum Start der Studie für ein Tourismuskonzept: „Bottrop hat es noch nie geschafft, aus dem touristischen Angebot Übernachtungen zu generieren.“ Genau das hat Eloria-Geschäftsführer Michael Bierhahn vor einigen Wochen gesagt: Die touristische Infrastruktur in Bottrop sei „nicht konkurrenzfähig zu anderen Städten“.

„Wir haben in Bottrop kein Angebot, das wirklich zieht“

Das stimmt leider, sagen Dorothee Lauter und Heiko Gieselmann von der Wirtschaftsförderung: „Wenn wir sehen, was in den letzten Jahren etwa in Oberhausen und Recklinghausen passiert ist, bleibt hier noch viel Luft nach oben. Wir haben kein Angebot, das wirklich zieht.“

Die Suche nach Standorten und Investoren für Hotels in der Innenstadt steht deshalb ganz weit vorn auf der Agenda der Wirtschaftsförderung. Die Betreiber dürfen sehr gern hochwertige Angebote machen, sagt Dorothee Lauter: „In Sachen Qualität haben wir nicht ganz so viel zu bieten.“

Das Museum Quadrat und den Stadtgarten will das Stadtmarketing künftig als Tor zum Naturpark Hohe Mark bewerben.
Das Museum Quadrat und den Stadtgarten will das Stadtmarketing künftig als Tor zum Naturpark Hohe Mark bewerben. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

In der Innenstadt sieht Dorothee Lauter neue Hotelstandorte auch deshalb, weil der Stadtgarten und das Museum Quadrat künftig deutlich besser touristisch vermarktet werden sollen. „Der Stadtgarten ist inzwischen das Einfallstor in den großen Natur- und Erlebnisraum Hohe Mark“, sagt Gieselmann, „und außerdem ein etablierter Startpunkt für Radtouren.“ Deshalb laufen intensive Gespräch mit dem Regionalverband Ruhr (RVR), neben dem Heidhof in der Kirchheller Heide auch den Stadtgarten als Tor zum Naturpark zu vermarkten.

„Der Radtourismus ist ein weiter wachsender Markt“

Das dritte große Thema für ein Tourismuskonzept sind: Radwege. „Der Radtourismus ist ein weiter wachsender Markt“, sagt Dorothee Lauter. Deshalb ist es für Bottrop wichtig, gut vernetzt zu sein mit dem Ruhrgebiets-Touristikwerber RTG, der seine Radroutenvorschläge auch auf die einschlägigen Apps wie „Komoot“ ausspielt.

Und deshalb wird es für Bottrop wichtiger, im Freizeitmobilitätskonzept des Regionalverbandes prominent vertreten zu sein. Hier wird aber auch der Spagat deutlich, den ein Bottroper Tourismuskonzept leisten muss, sagt Dorothee Lauter: „Wir müssen sowohl als ein Teil des Ruhrgebietes als auch als eigenständige Destination erkennbar sein.“

Kritisiert fehlende touristische Infrastruktur in Bottrop: „Eloria“-Chef Michael Bierhahn.
Kritisiert fehlende touristische Infrastruktur in Bottrop: „Eloria“-Chef Michael Bierhahn. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Nahe dran am Thema Radtourismus liegt das vierte Trend-Thema, bei dem der Tourismusexperte Palme Bottrop bestens aufgestellt sieht: „Bottrop zeigt mit seinem seit vielen Jahren bestehenden Engagement für die Innovation City, wie wertvoll Nachhaltigkeit in ihrer sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimension für das Gemeinwesen ist – also für Gäste und Einheimische gleichermaßen. So verfügt Bottrop im Vergleich zu anderen Destinationen über eine hervorragende Ausgangssituation, um auch touristische und Aktivitäten unter Nachhaltigkeitskriterien zu messen und kontinuierlich zu verbessern.“

„Nachlassendes Interesse“ am Netzwerk „Fun City“

Der bisherige Ansatz, die Bottroper Freizeitwirtschaft gemeinsam unter der Marke „Fun City“ zu bewerben, sieht Karsten Palme dagegen skeptisch. Er bemerkt „nachlassendes Interesse an einer Zusammenarbeit im Fun-City-Netzwerk“ und empfiehlt, mindestens die Gastronomie in dieses Netzwerk einzubinden. Auch Dorothee Lauter sieht, dass die Klammer „Fun City“ nicht mehr wirklich hält, auch weil die Bottroper Anbieter unterschiedliche Zielgruppen ansprechen würden.

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Zudem sind die Interessen der Tourismusförderer und der Betriebe nicht immer deckungsgleich, beschriebt Dorothee Lauter am Beispiel des Movie Parks: „Der Movie Park macht Bottrop in ganz Deutschland bekannt. Doch die Besucher kommen mit dem Auto, geben ihr Geld im Park aus und fahren wieder heim. Diese Wertschöpfungskette lässt sich in Bottrop nur schwer verlängern .“

Movie-Park-Chef Backhaus: Fun City als symbolisch wichtiges Zeichen

„Fun City“ ist auch aus Sicht von Thorsten Backhaus, dem Chef von „Movie Park Germany“, ein Thema von im Wortsinn beschränkter Reichweite. „Die meisten unserer Besucher kommen aus der Umgebung und NRW, 15 bis 20 Prozent aus den Benelux-Ländern und ein weiterer Teil aus den benachbarten Bundesländern. Wir fokussieren uns vor allem darauf, mit überregionalen Marketingaktionen den Bekanntheitsgrad des Parks über die Stadtgrenzen hinaus zu steigern und neue potenzielle Gäste zu erreichen. Das Halloween-Horror-Festival zieht sogar Besucher aus ganz Deutschland an.“

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Dennoch macht die „Fun City“ für Backhaus in einer Hinsicht Sinn: „Der Zusammenschluss der größten Freizeitakteure der Stadt Bottrop setzt auch symbolisch ein wichtiges Zeichen nach innen. Wir haben das Projekt bisher immer gerne unterstützt.“