Bottrop. Viele Geschäfte haben die Bottroper Hansastraße verlassen. Die Vermietung ist schwierig, die Eigentümer müssen mit dem Preis runtergehen.

Es gibt sie, die kleinen guten Nachrichten. Eine Fußpflegerin ist jüngst mit ihrem Salon in die Hansastraße gezogen. Aber was ist mit den anderen Ladenlokalen, die neben den großen Komplexen Hansacenter und Karstadt-Gebäude nur leere Schaufenster und geschlossene Türen bieten?

Größtes Problem bei der Neuvermietung ist nach Einschätzung von Immobilieneigentümer Norbert Verfürth die fehlende Kundenfrequenz.

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Dem Bottroper gehört zum Beispiel das Ladenlokal, aus dem zuletzt der Eloria-Shop ausgezogen ist. Aktuell entwickele sich dort nichts Neues, bedauert Verfürth. Seit längerem sei das Ladenlokal annonciert, etwa alle zwei Wochen melde sich ein Interessent – doch das habe sich immer relativ schnell wieder erledigt. Wenn die Interessenten sich vor Ort die Lage angeschaut hätten, erhalte er die Rückmeldung: Es fehlt die Frequenz in der Hansastraße.

Bottroper Eigentümer über Innenstadt-Lokale: Mieten von früher muss man halbieren

Ein anderes Rad, nämlich mit der Miete runterzugehen, habe er bereits gedreht. „Das muss man auch machen. Ich bin deutlich runtergegangen.“ Mieten, die man früher mal erzielt hat, seien nicht mehr zu halten – „die kann man halbieren“.

Noch zu hoch sind die Mietvorstellungen der Eigentümer der Immobilie, in der jüngst der Ein-Euro-Shop geschlossen hat. Das ist die Einschätzung von Bernhard Maas vom zuständigen Hausmeisterservice. Mit den Eigentümern – „es sind mehrere, die nicht aus NRW kommen“ – liefen derzeit Verhandlungen, mit der Miete von 12,67 Euro auf 10,50 Euro runterzugehen. Mit Blick auf sämtliche Leerstände glaubt Maas, dass viele renovierungsbedürftig seien, und fordert mehr Engagement der Eigentümer ein.

Das Innenstadt-Förderprogramm mit seinen Miet-Subventionen konnte der Hansastraße am Ende auch nicht zum Aufblühen verhelfen. Schon wieder geschlossen haben aus dem Sofortprogramm neben dem Eloria-Shop auch das Blumengeschäft „Der Holländer 2“ und der Imbiss „Fritas Natural“.

Der spanische Imbiss Fritas Natural, im Rahmen des Sofortprogramms Innenstadt in der Hansastraße in Bottrop geöffnet, konnte sich nicht halten und ist inzwischen geschlossen. Unser Foto stammt aus dem Jahr 2022.
Der spanische Imbiss Fritas Natural, im Rahmen des Sofortprogramms Innenstadt in der Hansastraße in Bottrop geöffnet, konnte sich nicht halten und ist inzwischen geschlossen. Unser Foto stammt aus dem Jahr 2022. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

In dem Ladenlokal von letzterem sind derzeit Arbeiten zu beobachten. Einen konkreten Mieter nennt er zwar nicht, aber Immobilienmakler Wilhelm Gerschermann berichtet: „In dem Ladenlokal wird alles wieder hergerichtet. Auch die Fassade soll noch überarbeitet werden. Die Eigentümer tragen ihren Teil dazu bei, dass das Ganze ein vernünftiges Bild abgibt.“

Was das Thema Miete in der Innenstadt angeht, sagt auch Immobilienfachmann Wilhelm Gerschermann ganz grundsätzlich: „Erhebliche Anpassungen sind erforderlich – aber selbst dann bekommen sie keine Interessenten. Sie können die Annoncen auch auf Anfrage setzen online, sie bekommen noch nicht mal eine Anfrage.“ Was übrigens kein alleiniges Bottroper Problem sei: „Das haben wir genauso in Gladbeck und in Oberhausen.“

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Hansa-Center und Karstadt-Haus: „Dicke Brocken, die der Straße zusetzen“

Die beiden Ladenlokale direkt daneben, an der Hansastraße 6-8, beherbergten bis Anfang 2021 Filialen von Douglas und Christ. Seither haben die Besitzer dort umfangreich saniert. Neue Mieter sind dennoch bislang nicht eingezogen. Sind denn welche in Sicht? „Da kann ich nichts zu sagen“, heißt es aktuell von Seiten des Immobilienverwalters.

Sabine Wißmann, Leiterin der Bottroper Wirtschaftsförderung, benennt als eine große Schwierigkeit, dass die Interessen von Vermietern und Mietern zueinanderpassen müssen: „Das Matching ist eine Herausforderung.“ Passt das Ladenlokal zur Nutzung? Ist der Vermieter gewillt, vielleicht für ein junges Unternehmen umzubauen, ohne dafür zum Beispiel gleich auf einen Fünf- bis Zehnjahresvertrag zu bestehen?

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Dorothee Lauter, Abteilungsleiterin in der Wirtschaftsförderung, blickt auch noch einmal auf das Hansa-Center und die Karstadt-Immobilien: „Das sind die beiden dicken Brocken, die der Straße zusetzen, wodurch es kleine Geschäfte echt schwer haben.“

Wirtschaftsförderung organisiert Treffen der Eigentümer von der Hansastraße

Was Norbert Verfürth hilfreich findet: „Man trifft sich als Eigentümer in der Hansastraße im Rahmen der Wirtschaftsförderung. Die haben schon zwei Treffen veranstaltet, und das ist auch sehr gut. Dort wird offen geredet. Letztlich ist es so, dass bei allen die Probleme ähnlich sind. Dass die Anfragen, wenn sie stattfinden, nach dem ersten Besichtigungstermin als Absage auslaufen.“

Eine Idee hält Norbert Verfürth für sinnvoll, um die Kundenfrequenz auf der Hansastraße zu erhöhen: den so genannten Shared Space auf der Osterfelder Straße inklusive Stellplätzen für kurzes Parken in unmittelbarer Nähe zu den Geschäften auf der Hansastraße. Und wenn man Ärzte oder Rechtsanwälte in der Hansastraße ansiedeln wolle, „halte ich es auch für wichtig, dass man da relativ nah heranfahren kann.“