Bottrop. Was passiert eigentlich im islamischen Religionsunterricht? Nachgefragt bei der Bottroper Hauptschule, die das Fach seit vielen Jahren anbietet.

Mit der Marie-Curie-Realschule, die mit dem Fach in diesem Schuljahr an den Start gegangen ist, steht bei insgesamt drei Bottroper Schulen islamischer Religionsunterricht auf dem Stundenplan. Aber was genau macht diesen Unterricht aus? Wir haben bei der Hauptschule Welheim nachgehört, die seit langem Erfahrung mit dem Fach hat.

Bottroper Pädagoge: Beim islamischen Religionsunterricht geht es um Fachwissen

„Es ist ein wichtiges Lehrfach“, unterstreicht Werner Breitzke, Fachschaftsvorsitzender für Religion an de Hauptschule Welheim. Und: „Es besteht nicht etwa daraus, dass jemand predigt und Propaganda verbreitet. Es geht um Fachwissen.“

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Breitzke stellt grundsätzlich klar: „Die Leute, die das Fach unterrichten, haben es an der Universität als Lehrfach staatlich anerkannt studiert.“ Sie würden also nicht etwa aus einer Moschee-Gemeinde an die Schule entsendet, wie ein Vorurteil lauten könnte. Genau wie beim katholischen und evangelischen Religionsunterricht gebe es auch hier Richtlinien vom Land. Der Pädagoge weiter: „Wir haben in der Fachschaft Inhalte abgesprochen, verfolgen die gleichen Themen und Ziele im Unterricht.“

Inhaltlich gehe es im islamischen Religionsunterricht zum Beispiel um die Geschichte des Islam, die Entstehung der Wallfahrt oder der Suren. „Im Christentum schauen wir auch auf die Kirchengeschichte“, zieht Breitzke einen Vergleich. Weitere gemeinsame Themen seien etwa die Schöpfung oder das Gottesverständnis.

An der Hauptschule Welheim in Bottrop hat man seit vielen Jahren Erfahrung mit dem islamischen Religionsunterricht.
An der Hauptschule Welheim in Bottrop hat man seit vielen Jahren Erfahrung mit dem islamischen Religionsunterricht. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auch bei der Wertevermittlung im Religionsunterricht sieht er Parallelen. „Es geht um die gleichen ethischen Fragen, etwa darum, ob Krieg gerechtfertigt ist – und darum, sich kritisch damit auseinanderzusetzen.“

Ein wichtiger Aspekt ist aus seiner Sicht zudem die Religionsfreiheit in der Demokratie. „Wir haben es schon häufiger gehabt, dass jemand vom Islam zum Christentum konvertiert ist – und umgekehrt“, berichtet der Pädagoge. Er betont „das Wegkommen vom Schwarz-Weiß-Denken“; das Verdeutlichen, „dass nicht der Einzelne die Wahrheit gepachtet hat“.

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Um füreinander Verständnis zu wecken, haben die Kollegen an der Hauptschule Welheim gegenseitige Unterrichtsbesuche vorgenommen. So sei der christliche Kollege zum Beispiel in den islamischen Religionsunterricht gegangen, um dort zu berichten, welche Stellung Jesus im Christentum hat. Umgekehrt habe der Fachkollege schon das Opferfest und das Thema Ramadan/Fasten im evangelischen bzw. katholischen Unterricht erläutert. „Man sieht: Man sucht in dem Unterricht nichts Trennendes, sondern Verbindendes“, betont Breitzke. Und Verbindendes könne dann entstehen, wenn man die jeweils andere Religion kennt und sich darüber austauscht.

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„Gerade in so einem Unterricht kann man Vorurteile abbauen“, sagt Breitzke über den islamischen Religionsunterricht. Dieser vermittle wichtiges Hintergrundwissen. „Manchmal fangen die Schülerinnen und Schüler Sachen auf, die vielleicht nicht so richtig sind. Das kann in dem Unterricht aufgearbeitet werden.“ Halbwissen soll entgegengewirkt werden.

Den islamischen Religionsunterricht gibt es an der Hauptschule bereits seit dessen Einführung in NRW vor rund zehn Jahren, sagt Werner Breitzke. Die Lehrkraft, die dafür lange verantwortlich war, habe die auslaufende Hauptschule inzwischen verlassen. „Jetzt unterrichtet das eine Kollegin fachfremd“, sagt Werner Breitzke. „Sie setzt auch einen Schwerpunkt auf Frauen im Islam.“ An der Hauptschule Welheim, die 2026 ihre Pforten schließt, sind 46 Prozent der Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens.

Vor der Corona-Pandemie, erzählt Breitzke, wurden an der Schule auch vier Mal im Jahr interreligiöse Gottesdienste gefeiert. Zusammen mit evangelischen und katholischen Geistlichen sowie einem Iman. „Die Idee ist schon 30 Jahre alt“, meint Breitzke. „Es gab anfangs starke Kritik von den Kirchenoberen. Wir haben das trotzdem gemacht, weil wir gesagt haben, dass dieser Gottesdienst verbindet.“ An der Einführung des islamischen Religionsunterrichts hingegen habe es keine Kritik von außen gegeben.