Bottrop. . Frauengruppe trifft sich jeden Mittwoch im Niemöller-Haus. Dann wird neben der Handarbeit munter geplaudert. Es geht ja auch um das Gesellige.
„Stricklieseln“ haben die Frauen ihre muntere Runde getauft. Immer mittwochs treffen sie sich im Martin-Niemöller-Haus und lassen die Nadeln fliegen. Dass dabei auch die Münder nicht still stehen, versteht sich von selbst.
Käthe Kleinert ist mit 84 Jahren die Älteste. Sie kam anfangs eigentlich nur zum Kaffeekochen her und wegen der Gesellschaft mit den anderen Frauen. „Ich habe lange nicht mehr gestrickt“, sagt sie. „Ich dachte, ich kann das gar nicht mehr.“ Irgendwann hat es sie wieder in den Finger gejuckt, und sie hat zu den Nadeln gegriffen. Gerade hat sie eine Mütze in Arbeit – schon für den nächsten Winter.
„Es gibt hier viele Leute, die alleine sind“, sagt Michaela Lobert, eine der Initiatorinnen der Gruppe. Für die seien die Stricklieseln eine Möglichkeit, rauszugehen und andere im Gemeindehaus der ev. Kirche zu treffen. Noch sind die Stricklieseln nur zu fünft, sie suchen aber dringend Zuwachs. Die Gruppe ist überkonfessionell und jedes Alter willkommen.
Trends aus dem Internet
Die Jüngste in der Runde ist mit 27 Jahren Alina Lobert, Tochter der Initiatorin. Das Stricken hat sie sich selber beigebracht mit Hilfe der alten Strickbücher ihrer Oma. Die werden heute nicht mehr gebraucht. Stricken ist in, und Anleitungen per Video findet man zur Genüge im Internet. So wie auch die neusten Trends. „Vor zwei Jahren waren das Loops“, erinnert sich Michaela Lobert an die rundgestrickten Schals. Deute häkelt frau Dusch- und Spülschwämme.
Ihren ersten hat Alina Lobert zwar schon fertig, aber noch nicht ausprobiert – er sollte erst noch den Stricklieseln vorgestellt werden. „Soll toll schäumen“, verrät sie. „Und sie sind bei 60 Grad waschbar“, findet ihre Mutter wichtig. Hergestellt werden sie aus einem Garn mit dem Namen „Bubble“ (Englisch: Blase). Man findet im Netz Anleitungen, um damit sogar Spül-Spiegeleier zu häkeln. Per Video hat Michaela Lobert endlich auch Sockenstricken gelernt. Bislang war sie immer an den Fersen gescheitert. Jetzt ist das erste Paar fast fertig.
Im Laden kaum mehr zu bezahlen
Als Käthe Kleinert stricken gelernt hat, wurden das Wissen noch persönlich weitergegeben. „Ich habe viel gestrickt“, erinnert sie sich. Sie sei 1948 mit ihrer Familie als Flüchtling nach Bayern gekommen und habe dort noch das Spinnen gelernt. Für ihre Söhne hat sie später sogar Socken in den Farben ihres Volleyballvereins gestrickt. Früher, erinnert sie sich, wurden alte Sachen noch aufgeribbelt und neu verarbeitet. Selbstgestricktes sei heute im Laden nicht mehr zu bezahlen, sagt die Seniorin. Um so mehr Grund also, sich selber an den eigenen Kreationen zu freuen.