Bottrop-Kirchhellen. In Bottrop gibt es viele Selbstpflückmöglichkeiten für Obst. Ein kleiner Urlaub auf dem Land für viele, aber manche essen nur und zahlen kaum.

Wer besonders frisches und regionales Obst sucht, der ist sicherlich schon auf das Konzept des Selbstpflückens gestoßen. Das Angebot an Selbstpflückfeldern ist auch in Bottrop mittlerweile enorm. Von klassischen Erdbeerfeldern, auf denen bereits im Frühjahr die ersten Früchte geerntet werden können, bis hin zu Blaubeeren oder Zwetschgen, ist die Auswahl an Obst zum selbst pflücken riesig. „Wir sind aktuell in einer Phase, in der es fast alles an Obst zu ernten gibt“, sagt Jörg Umberg.

Bei ihm auf dem Hof Umberg gibt es neben Erdbeeren und Äpfeln mittlerweile auch Brombeeren, Heidelbeeren, Zwetschgen und Pflaumen zum Selbstpflücken. Aktuell sind davon bis auf Äpfel und Birnen auch alle Obstsorten reif. „Das Obst ist deutlich frischer und die Qualität ist spürbar besser“, erklärt er die Vorteile der Selbstpflückfelder. Und noch etwas ist für Umberg ein klarer Pluspunkt: Das Pflücken der Früchte auf den Feldern in Kirchhellen bietet einen hohen Naherholungsfaktor.

Das Konzept überzeugt: „Ein kleiner Urlaub auf dem Lande“

„Wir sagen gerne, dass es ein kleiner Urlaub auf dem Lande ist“, so Jörg Umberg. Schließlich würde man durch das eigene Ernten der Früchte erst wirklich merken, woher unsere Nahrung stammt. Daher habe er sich im Laufe der Zeit auf die Idee des Selbstpflückens „eingeschossen“ und den Schwerpunkt des Hofes auf das Selbstpflücken gelegt.

Auch interessant

Doch entgegen dem verbreiteten Irrglauben seien die Selbstpflückfelder für ihn keineswegs lukrativer. „Man denkt, wir sparen Geld, weil wir keine Erntehelfer brauchen, da die Leute ja selbst ernten. Das stimmt so aber überhaupt nicht, weil wir immer hinterher pflücken“, sagt er. Die Selbstpflückfelder bringen ihm daher rund ein Viertel weniger Ertrag als gewöhnliche Felder.

Frische Pflaumen gibt es derzeit auf dem Hof von Jörg Umberg.
Frische Pflaumen gibt es derzeit auf dem Hof von Jörg Umberg. © FFS | Thomas Gödde

Mundraub in Massen ist auf den Feldern nicht in Ordnung

Preislich tue sich beim Selbstpflücken jedoch nicht viel, im Gegensatz zu Supermarktpreisen. „Durch importiertes Obst aus dem Ausland ist es im Supermarkt leider manchmal sogar günstiger“, kritisiert er. So kosten bei ihm beispielsweise Zwetschgen, die aktuell reif sind, zwei Euro pro Kilogramm. Doch für den Preis bekomme man im Supermarkt nun mal weder die gleiche Qualität wie frisch aus Kirchhellen noch das Erlebnis des Selbstpflückens.

Doch noch etwas bereitet Jörg Umberg Sorgen: Immer mehr Menschen nutzen die Felder als kostenlose Nahrungsquelle und umgehen das Zahlen ihrer gegessenen Früchte. „Dass man auf dem Feld mal was isst, gehört einfach dazu. Aber wenn große Familien lange auf dem Feld bleiben, dort die ganze Zeit essen und am Ende nur ein paar Gramm bezahlen, dann geht das einfach nicht“, findet er klare Worte. Genau das würde in letzter Zeit vermehrt passieren, so dass er gezwungen ist, über Lösungen wie Eintrittsgelder nachzudenken, die mit der bezahlten Ware verrechnet würden.

Besonders bei Familien kommt das Erlebnis Selbstpflücken super an

Bei den Bottropern kommt die Idee der eigenen Ernte super an. „Das Ernten macht total Spaß und vor allem sieht man, woher es kommt“, berichtet Familie Querengässer. Sie kommen regelmäßig zum Hof Umberg, um ihr Obst selbst zu pflücken. „Wir können unserer Tochter so auch vermitteln, dass Obst keine Fabrikware ist, sondern aus der Natur stammt.“

Auf den Feldern von Landwirt Jörg Umberg pflücken Nina und Jan Querengässer mit Tochter Clara (6) aus Feldhausen Himbeeren.
Auf den Feldern von Landwirt Jörg Umberg pflücken Nina und Jan Querengässer mit Tochter Clara (6) aus Feldhausen Himbeeren. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ähnliche Erfahrungen macht Eberhard Schmücker. Auch bei ihm einen Hof weiter setzt er auf die Idee des Selbstpflückens. „Aktuell sind die Blaubeeren reif und werden viel geerntet“, sagt er. Neben den Blaubeeren setzt Schmücker auf Birnen und Äpfel, die voraussichtlich ab Ende August reif sind.

„Die Menschen können entdecken, wo und wie ihr Obst wächst“

Auch er ist von dem Konzept Selbstpflücken durchweg begeistert. „Die Menschen können entdecken, wo und wie ihr Obst wächst und merken, wie aufwendig das Pflücken ist“, sagt er. Man sei hier drauf bestrebt, dass die Leute merken, dass der Apfel nicht im Kühlregal wachse, so Schmücker. Außerdem sei die Qualität der frischen Früchte und der quasi perfekte ökologische Fußabdruck durch die eigene regionale Ernte, überzeugende Argumente für das Konzept.

„Leider haben wir durch den vielen Regen und den Wind diese Saison viel Fallobst“, weiß Eberhard Schmücker. Hinzu käme die viele Pflege, die die Blaubeerfelder benötigen. Doch trotz der Herausforderungen ist er von der Idee, Blaubeeren selbst pflücken zu können, begeistert. „Ich glaube das Bewusstsein für regionale Lebensmittel nimmt zu und die Menschen sind froh über Angebote wie das Selbstpflücken“, erklärt er.

Ein respektvoller Umgang mit den Pflanzen: „Ein Feld ist kein Abenteuerspielplatz“

Doch auch er hat mit den Menschen zu kämpfen, die auf seinen Feldern jede Menge Obst essen, dann aber nur ein kleines Schälchen bezahlen. „Leider gibt es manchmal diese Extremsituationen, in denen riesige Mengen gegessen werden, ohne zu bezahlen“, sagt er. So habe er vor einiger Zeit eine Mindestpflückmenge von 500 Gramm eingeführt, um dem Problem entgegenzuwirken. Doch noch mehr ärgere er sich über die Menschen, die die Pflanzen grob behandeln. „Ein Feld ist kein Abenteuerspielplatz.“