Bottrop/Gladbeck. Friseurin Susanne Berke besucht Seniorenzentren, um den Damen und Herren die Haare schön zu machen. Hier die Geschichte zum auffälligen Flitzer.

Dem einen oder anderen ist der kleine, rosafarbene Flitzer schon aufgefallen: Auch, wenn er aktuell nicht mehr gefahren wird, zieht er als Werbeobjekt doch die Blicke auf sich.

Der kleine Flitzer gehört Susanne Berke. Die gelernte Friseurin ist seit mehreren Jahren ständig in Bewegung (ohne den Flitzer), um den älteren Menschen die Haare schick zu machen – unter anderem in sechs verschiedenen Altenheimen in Bottrop, Gladbeck, Dorsten und Essen.

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Auf diese Altersgruppe hat sie sich spezialisiert – und es lieben gelernt: „Es gibt so viele arme, ältere Menschen, die einfach nicht mehr raus können. Und es kommen immer mehr Anfragen rein“, erzählt sie.

Schneiden in der Pandemie: Corona-Zeit schränkte Senioren extrem ein

Die Corona-Zeit hat dagegen eine hässliche Seite zu Tage gefördert: „Wenn man dann so sieht, wie allein manche Menschen sind, das ist schon schlimm. Dann habe ich mir auch mehr Zeit genommen, um auch mit den Menschen etwas zu reden. Gerne hätte ich noch mehr gemacht, aber irgendwann konnte ich es zeitlich nicht mehr“, so Susanne Berke. Einige ihrer Kundinnen und Kunden sind sogar über 100 Jahre alt und begleiten sie schon lange.

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Auf die Frage, welche Kunden ihr besonders in Erinnerung geblieben sind, antwortet sie: „Im Grunde genommen, sind es alles besondere Menschen. Aber wenn man da alte Leute allein sitzen sieht, die kaum Besuch bekommen. Das ist dann schon sehr traurig“.

Schon lange kümmert sich Susanne Berke (links) um schöne Haare und die Pflege ihrer Kundinnen und Kunden.
Schon lange kümmert sich Susanne Berke (links) um schöne Haare und die Pflege ihrer Kundinnen und Kunden. © WAZ FotoPool | Joachim Kleine-Büning

Trotzdem ist die Friseurin mit Herzblut dabei und sorgt immer für den passenden Haarschnitt. Das gesamte Team des Friseursalons Berke ist geschult im Umgang mit alten Menschen und denjenigen, die an einer Demenz erkrankt sind. Denn auch die Hygiene spielt dabei eine wichtige Rolle, die nicht außer Acht gelassen werden darf.

Ihr größter Traum ist ein zusätzliches Geschäft für Hundefrisuren

„Ich sage immer: Meine Omas sind immer besser als eine Pulle Wodka. Wir singen zusammen und oft gleicht es schon einer Party,“ sagt Susanne Berke und lacht. Doch wie kam es eigentlich zu dem besagten Dreirad? Das ist übrigens voll ausgestattet mit einer Theke und stand früher gerne mal auf Märkten oder hielt direkt als ganzer Stand her. Zu übersehen war der Flitzer auf jeden Fall nie.

Ihr größter Traum ist es, in ihrem Salon einen Hundefriseur miteinzubeziehen. Deswegen auch der Hund auf der einen Seite des Wagens. Es sei nur schwer, ein geeignetes Gebäude zu finden. Die Bedingung: Zwei separate Eingänge, sonst geht es nicht.

Die Salons von Susanne Berke sind in Altenheimen integriert

So entstand die Idee mit dem Auto: „Ein Salon für Frauchen und Hund, das wäre großartig“, sagt sie. Getestet wurde die Idee am eigenen Malteser: „Ich habe so lange gebraucht und mich danach so geärgert. Deswegen bleibe ich wahrscheinlich erstmal bei Menschen.“

In Bottrop wird der Salon zweimal die Woche geöffnet, die Anzahl der Kundinnen und Kunden ist immer unterschiedlich. Standorte sind das Seniorenzentrum Käthe Braus an der Neustraße und St. Hedwig am Nordring. Die Salons sind in den Altenheimen integriert. Auch mobil nehmen die Anfragen nicht ab. Manchmal rufen sogar Eltern mit Kindern an, die einen Termin wünschen. Das werde aber abgelehnt, weil es sich speziell um einen Seniorenfriseur handele.

Susanne Berke geht in ihrer Arbeit auf und wünscht sich, dass mehr Menschen diesem Beruf nachgehen. Sie selbst suche immer auch ältere Mitarbeiter. Denn: „Am liebsten würde ich alle Altenheime, die es gibt, übernehmen. Das ist aber einfach nicht möglich.“