Menschen, die ihre an Demenz erkrankten Angehörigen pflegen, machen das meist mit einem übergroßen Engagement. Sie vergessen darüber, an sich selbst zu denken. Das Bottroper Diakonie-Zentrum lud die pflegenden Angehörigen daher zu einem Wellness-Nachmittag ein.
Die Diakonie möchte Menschen, die ihre an Demenz erkrankten Angehörigen zu Hause pflegen, auch etwas Pflege angedeihen lassen. Sie will zwischendurch ein wenig verwöhnen, ihnen etwas Gutes tun. „Denn wir wissen, dass die häusliche Pflege sehr fordernd sein kann und dass die pflegenden Angehörigen oftmals sehr engagiert sind, so engagiert, dass sie sich dabei selbst vergessen“, sagen Michael Horst,Sprecher der Diakonie, und Ulrike Thiede, Leiterin des Diakonie-Zentrums und Regionalleiterin der Seniorenhilfe.
Farblicht-Entspannung
Die Folge sei dann, dass die pflegenden Angehörigen in eine persönliche Isolation gerieten. „Sie schieben Arzt- und Friseurtermine auf, weil sie denken: Ich kann doch meinen kranken Mann nicht allein in der Wohnung lassen.“ Kontakte würden vernachlässigt.
Um die Pflegenden ein wenig psychisch und auch physisch aufzurichten, lud das Diakonie-Zentrum an der Otto-Joschko-Straße am Montagnachmittag einige Angehörige zu einem „Wellness-Programm“ unter dem Motto „Heute mal an mich denken“ ein. Zu den Wellness-Angeboten gehörte eine „Gletscher-Kopf-Massage“, eine kosmetische Gesichtsbehandlung, eine Farblicht-Entspannung sowie ein Gespräch bei Kaffee und Kuchen. Die erkrankten Angehörigen wurden für die Dauer des Entspannungs-Angebots kostenfrei im Diakonie-Zentrum betreut. „Pflegende Angehörige fühlen sich oft gar nicht mehr. Wir möchten, dass sie an ihre eigenen Bedürfnisse erinnert werden“, sagt Ulrike Thiede. Sie sollten sich schlicht und einfach mal wieder wohl fühlen.
Gabriele Bergmann hat sich eine Gesichtsbehandlung und Handmassage gegönnt. Sichtlich entspannt kommt sie an den Kaffeetisch. „Das hat richtig gut getan“, sagt sie tief entspannt. „Ich musste mich entschleunigen.“ Luft holen, alles für ein paar Minuten hinter sich lassen. Die Bottroperin pflegt ihren an Alzheimer-Demenz erkrankten Mann. Eine Pflege, die ihre ganze Kraft erfordert und meist noch viel, viel mehr. Dass sie ihren Mann während ihrer Wellness-Pause im Diakonie-Zentrum wusste, habe ihr das Entspannen erleichtert, sagt sie. „Er fühlt sich wohl hier.“ Viermal pro Woche bringt sie ihn zur Tagespflege. Ein Angebot, dass ihr zwischendurch helfe und ihrem Mann gut tue.
Das Wellness-Programm soll aber nicht das einzige Angebot bleiben. Am Mittwoch, 25. Juni, von 18 bis 20 Uhr, lädt das Diakonie-Zentrum zu einem Themenabend „Demenzkranke verstehen und begleiten“ ein. Dabei soll es viel praktische Ratschläge, Tipps, aber auch Vorträge über das Krankheitsbild Demenz geben und über die Pflege geben. Dabei wird auch über die Farblicht-Therapie informiert. Wer möchte , könne sie dann auch gleich ausprobieren.