Bottrop. Live Tätowieren in Bottrops erster Tattoo-Ausstellung: Das ist bald in der Kulturkirche möglich. Was die Schau ab 22. Juli sonst noch bietet.

Kunst, persönlicher Stil oder Geschmacksverirrung, Eingriff in die körperliche Unversehrtheit? Tätowierungen sind allgegenwärtig und seit den Anfängen der Menschheit mehr oder weniger prominent sichtbar, zuweilen umstritten.

Wer Tattoos sticht, braucht nicht nur eine ruhige Hand, sondern vor allem auch handwerkliches Geschick, Wissen, ein hygienisches Umfeld und möglichst auch treffsicheren Geschmack. Tätowierungen lassen sich bekanntlich nicht nachbearbeiten wie ein Bild und nur schwer entfernen.

Dies soll kein Plädoyer für oder gegen Tattoos sein, sondern vor allem neugierig machen auf Bottrops erste Ausstellung zum Thema Tätowierkunst, die zugleich auch ein Treff für Branchenvertreterinnen und -vertreter ist, von denen es auch in Bottrop einige gibt. Sinnigerweise steht sie unter dem Motto „Glaube, Liebe, Hoffnung“, gehören doch Kreuz, Herz und Anker immer noch zu den beliebten Tattoo-Motiven. Welcher Ort wäre für so eine Schau geeigneter als die Kulturkirche.

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Eigentlich hatte der Verein Tätowierkunst e.V. aus Münster die Schau in einer Kirche in Marl geplant. Als dies nicht möglich war, rief das Dirk Helmke und den Förderverein der Bottroper Kulturkirche auf den Plan. Und da ging alles – wen wundert es? – ziemlich schnell. Auch die Volksbank war prompt fördernd mit im Boot.

Bottroper Ausstellung zeigt Geschichte, Anliegen und Vielfalt der Tattoo-Branche

Das Programm an den drei Wochenenden vom 22. Juli bis 12. August ist so bunt, wie die Branche selbst, die schon lange auch um die offizielle Anerkennung ihrer Arbeit auch als Kunst kämpft. Denn immerhin tätowieren Künstler zuweilen sogar in großen Museen. „Denn davon hängt auch die Möglichkeit der vielen Freiberufler ab, sich in der Künstlersozialkasse (KSK) versichern zu lassen“, weiß der Bottroper Ron Raida vom Tattoo-Studio „Zeitgeist“ an der Gladbecker Straße. Sein Studio veranstaltet zum Beispiel einen „Flashday“ am 6. August nachmittags. Interessierte können dann in die Kirche kommen und sich vom „Zeitgeist“-Team ein Tattoo stechen lassen. Sogar eins für Organspender.

Tätowierer Ron Raida vom Studio „Zeitgeist“ und Kellner-Urgestein Vincenzo (Enzo) Arcerito vom „Mangia e Bevi“ sind sich einig: Das neue und aufwändigste Tattoo, das der Katholik Vincenzo sich von Ron stechen lässt, wird das Antlitz Christi auf der linke Brustseite sein. Das geht aber nicht beim Tattoo-Walk-In Anfang August. Dafür ziehen sich beide für etwas fünf Stunden in Rons Studio zurück.
Tätowierer Ron Raida vom Studio „Zeitgeist“ und Kellner-Urgestein Vincenzo (Enzo) Arcerito vom „Mangia e Bevi“ sind sich einig: Das neue und aufwändigste Tattoo, das der Katholik Vincenzo sich von Ron stechen lässt, wird das Antlitz Christi auf der linke Brustseite sein. Das geht aber nicht beim Tattoo-Walk-In Anfang August. Dafür ziehen sich beide für etwas fünf Stunden in Rons Studio zurück. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Darunter wird auch Vincenzo (Enzo) Arcerito sein. Er ist nicht nur gläubiger Katholik, sondern auch seit Jahrzehnten Kellner in diversen Restaurants von Franco Argese, jetzt im „Mangia e Bevi“ auf der Gastromeile. Einige Tattoos hat er schon.

Aber jetzt hat er etwas Besonderes vor: „Ich möchte das Antlitz Christi auf der linken Brustseite haben, das habe ich mir schon länger überlegt“, sagt Vincenzo. Dass es kein Motiv wie jedes andere sei, darüber ist sich der Italiener im Klaren. Er gehe zwar nicht jeden Sonntag zur Messe, aber immer, wenn er an einer Kirche vorbeikomme, verrichte er ein kurzes Gebet, denke an seine Familie, die verstorbenen Eltern.

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Den Christuskopf mit der Dornenkrone zeigt er auf dem Handy. „Ein aufwändiges Motiv“, bestätigt Ron Raida. Wenn das gut werden soll, brauche er dafür bestimmt vier, fünf Stunden. „Das können wir dann auch nicht beim Walk-In in der Kulturkirche machen, sondern Vincenzo kommt dafür ins Studio“, so der Tattoo-Künstler. Aber den Segen vorab haben sich beide in der – wenn auch entwidmeten – Kirche geholt. Dort sind immer noch Altar und das ausdrucksstarke, große Kruzifix im Chorraum zu sehen.

An drei Wochenenden gehen weltliche und geistliche Programmpunkte ineinander über

Auch an den drei Wochenenden der Ausstellung gehen Geistliches und Weltliches ineinander über. Zur Eröffnung am Samstag berichtet der Wiener Jakob Kerschbaumer über die Jahrhunderte alte Tradition des christlichen Tätowierens im bekannten italienischen Wallfahrtsort Loreto, danach gibts Live-Musik und Nahrhaftes vom Food-Truck.

Sonntag sind dann Kinder zum Mal-Workshop eingeladen (Gesamtprogramm in der Infobox). Höhepunkt ist sicher der Oldtimer-Motorradgottesdienst am 5. August und die Walk-In-Tattoo-Aktionen.

Die Ausstellung – Das Programm

Die Ausstellung „Glaube. Liebe, Hoffnung“ des Tätowierkunst e.V. : 22. Juli bis 12. August in der Kulturkirche, Scharnhölzstraße 33. Eröffnung: 22. Juli. 15 Uhr Vortrag „Christliches Tätowieren in Loreto“ von Jakob Kerschbaumer (Wien). Ab 17 Uhr Live-Musik.

Einen Mal-Workshop für Kinder gibt es am Sonntag, 23. Juli, 14 Uhr. Anmeldung: mail@taetowierkunst.org. Der Film „Flammend Herz“ läuft am Samstag, 29. Juli, 19 Uhr.

Ein Oldtimer-Motorrad-Gottesdienst beginnt am Samstag, 5. August um 10 Uhr vor der Kirche. Am 5. & 6. August, ist ab 14 Uhr der „Tattoo-Flashday“ mit Live-Tätowierung in der Kirche.

Am Samstag, 12. August, gibt es einen Vortrag zur Entstehung der Tattoo-Kunst von Heiko Gantenberg. Anschließend Live-Musik. Info: kulturkirche-heiligkreuz.de.